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REMLINGEN: Eierlauf: Der Sammler war schneller

REMLINGEN

Eierlauf: Der Sammler war schneller

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    Die Eierlaufburschen ziehen gemeinsam auf dem Marktplatz in Remlingen ein.
    Die Eierlaufburschen ziehen gemeinsam auf dem Marktplatz in Remlingen ein.

    Der „Sammler“ Johannes Wehr hat am Ostermontag beim Remlinger Eierlauf gegen den „Läufer“ Marcel Henning gewonnen. Der Traditionswettbewerb wurde auf dem Sportplatz vor ungefähr 700 Besuchern ausgetragen. Während Marcel Henning zum 2130 Meter entfernten Eierlaufstein lief, ein rohes Ei an den Stein warf und zum Sportplatz zurück spurtete, war es Johannes Wehrs Aufgabe, 75 bunte Ostereier aufzusammeln, die im Abstand von 62 Zentimetern in einer Reihe ausgelegt waren. Die Eier musste er einzeln auflesen und in einen Korb werfen, der am anderen Ende der Eierlinie stand. Angefangen wurde beim am weitesten entfernten Ei.

    Als Johannes Wehr als Erster fertig war, lief er seinem Gegner ein Stück entgegen und teilte ein kühles Mineralwasser mit ihm. Anschließend umarmten sich die Konkurrenten und stießen mit einer Eierlauf-Maß an, die aus einem Liter Bier mit zwei bis drei rohen Eiern besteht. Die beiden „Sportler“ waren sich einig: „Die Luft ist erst mal raus, aber nächstes Jahr machen wir wieder mit."

    Johannes Wehr hatte als Sieger für den Rest des Tages Essen und Trinken frei und durfte abends mit seiner Angebeteten als Sieger zur Eröffnung tanzen.

    Früh am Ostermontag hatten sich alle Burschen von Remlingen getroffen, um von jedem Haushalt im Ort Eier einzusammeln. Die „Hasen“ – das sind die Burschen, die zum ersten Mal am Eierlauf teilnehmen – hatten dabei die Aufgabe, an den Haustüren zu läuten und mit den Worten „Hat der Has? scho? gelecht?“ nach den Eiern zu fragen. Johannes Wehr und Marcel Henning wurden dann am frühen Nachmittag unter Aufsicht des „Eierlaufbürgermeisters“ Nicolas Schumacher auf dem Marktplatz aus 50 Eierlaufburschen ausgelost. Danach zogen alle, begleitet von der Kapelle „Auftakt“, in einem Festzug zum TSV-Sportplatz. Dabei verkündeten sie lautstark den Eierlaufschrei.

    Gäste des großen Spektakels waren auch einige Besucher aus der Remlinger Partnerstadt Effingen in der Schweiz. Hier gibt es einen ähnlichen Osterbrauch: das Eierleset, bei dem ein Duell zwischen dem Grünen (Frühling) und dem Dürren (Winter) ausgetragen wird. Das Eierleset versinnbildlicht das Erwachen der Natur, den Sieg des lebensfreudigen Frühlings über den nunmehr schon müden Winter. Bereits seit 1992 gibt es freundschaftliche Verbindungen zwischen Effingen und Remlingen sowie den Veranstaltern des Remlinger Eierlaufs und des Effinger Eierlesets. Diese verfestigten sich im Laufe der Jahre durch gegenseitige Besuche. Am 15. Juli 2007 wurde auf politischer Ebene eine Partnerschaft geschlossen.

    Zeuge der außergewöhnlichen Veranstaltung in Remlingen war in diesem Jahr auch das Fernsehen. Die Aufzeichnung von TV Touring wird am Dienstag, 29. März, um 18 Uhr in der Sendung „TV Touring Aktuell“ ausgestrahlt. Das Bayerische Fernsehen sendet eine Reportage im Laufe der kommenden Woche in der Sendung „Wir in Bayern“. Der genaue Termin stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Er wird aber rechtzeitig in dieser Zeitung bekannt gegeben.

    Remlinger Eierlauf

    Im 18. und 19. Jahrhundert war es für jeden Bauern und Geschäftsmann Pflicht, den zehnten Teil des produzierten Hab und Gutes dem örtlich regierenden Grafen oder Fürsten zu übergeben. Unter all den abzugebenden Gütern waren eine Menge Eier. Im Jahre 1738 verzichtete Gräfin Dorothea Renata von Castell-Remlingen auf diese „Hubeier“. Ihre Forderung war jedoch, jährlich am Ostermontag ein Volksfest zu feiern, bei dem die erlassenen Eier der Dorfjugend übergeben wurden. Hieraus entstand der Eierlauf, ein Wettkampf um die geschenkten Eier, an dem nur junge, unverheiratete, unbescholtene Burschen teilnehmen durften. Bis heute findet der Eierlauf Jahr für Jahr statt – nur während der beiden Weltkriege gab es keine Läufe.

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