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FRIESENHAUSEN: Prachtstück barocker Baukunst

FRIESENHAUSEN

Prachtstück barocker Baukunst

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    Am kommenden Wochenende feiert Friesenhausen sein 1200-jähriges Bestehen. Der Festsonntag wartet mit einem bunten Markttreiben und vielfältigen Blicken in die Vergangenheit auf. Einen besonderen Kunstschatz des Ortes sollten sich Besucher nicht entgehen lassen: Die Schlosskirche Mariae Himmelfahrt.

    Erbaut vom fürstbischöflichen Baumeister Joseph Greissing, dem großen Architekten des fränkischen Barock, ist sie ein Prachtstück barocker Baukunst. „Eine solche Kirche findet man äußerst selten in einem Dorf“, begeistert sich Kunsthistoriker Johannes Mack, der sich im Rahmen seiner Doktorarbeit mit dem Werk von Joseph Greissing befasste.

    Zu verdanken hat Friesenhausen die Kirche dem Bauherrn Johann Philipp Fuchs von Dornheim (1646 bis 1727), Domprobst in Würzburg und Domherr in Bamberg. Als Besitzer des Schlosses in Friesenhausen gab er den Bau der katholischen Schlosskirche in Auftrag.

    „Johann Philipp Fuchs von Dornheim war ein reicher Mann, der sich von allem nur das Feinste leistete“, sagt Mack. Der Adelige ließ die gesamten Arbeiten ausschließlich von Hofkünstlern durchführen. „Und das zahlte sich aus“, freut sich Mack. Die Kirche sei reichhaltig und hochwertig ausgestattet. „Deshalb steht dieses Schmuckstück auch noch nach 300 Jahren so gut erhalten und nahezu unverändert hier.“

    Mit dem zu zwei Dritteln in die Mauern der Fassade gerückten Turm begründet Greissing in Friesenhausen die Tradition der fränkischen Einturmfassade. Die steingewölbte Decke der Schlosskirche ist ein weiteres herausragendes Merkmal Greissings Baukunst. „Der Würzburger Dom hat ein Steingewölbe“, sagt Kunsthistoriker Mack, „aber ich kenne keine andere Dorfkirche dieser Epoche, die komplett steingewölbt ist.“

    An der reich gegliederten Fassade sticht dem Betrachter ein monumentales Wappen über dem Eingangsportal ins Auge. „Dieses aufwendig gearbeitete Wappen ist eines der größten im Landkreis“, sagt Bildhauer Petro Schiller aus Königsberg. Rund 200 Stunden brauchte es, um die Witterungsschäden daran zu restaurieren. Nun erstrahlt die Ahnenprobe des Bauherrn in alter Pracht. Um den Fuchs im Mittelpunkt gruppieren sich acht Wappen, die die adelige Abstammung belegen.

    Während die Kirche hauptsächlich mit Sandsteinen aus dem Nassacher Steinbruch gebaut ist, wurde für die feinen Steinmetzarbeiten und die filigranen Ornamente der weichere Goßmannsdorfer Sandstein verwendet. „Der ließ sich zwar leichter bearbeiten, ist aber sehr witterungsanfällig“, erläutert Schiller. Roland Lutz, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates und seit 25 Jahren Messner, ist jedes Detail der Kirche bis hinauf in die Turmspitze vertraut. „Mit großem Aufwand haben wir von 1989 bis 1992 den Innenraum samt Orgel renoviert“, sagt er.

    Der Innenraum der Memorialkirche fesselt den Besucher mit seiner prunkvollen Ausstattung. In vielen Details kommt zum Ausdruck, dass von Dornheim sich und seiner Familie mit dieser Kirche ein bleibendes Denkmal setzen wollte. „Da der Bauherr nur Schwestern hatte, starb mit ihm die Familie im Mannesstamm aus“, erklärt Mack.

    Äußerst ungewöhnlich für eine Dorfkirche seien die schwarzen Säulen der Altäre. Sie sind aus Stuckmarmor und mit dem bloßen Auge nicht von echtem Marmor zu unterscheiden. „Das war aber keineswegs ein Billigersatz“, sagt Mack, „Stuckmarmor war im Gegenteil oft teurer als echter Marmor.“ Der Vorteil der hölzernen Säulen, die nur außen mit Stuckmarmor verkleidet sind, liegt auf der Hand: Sie sind wesentlich leichter als echter Marmor.

    Was sich wie goldenes Blattwerk über die Vorderseiten der drei Altartische rankt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ineinander verschlungene Buchstaben. In sogenannter Laubwerksschrift ist der volle Name von Johann Philipp Fuchs von Dornheim zu lesen. „Da traute er sich etwas, was sich sonst niemand getraut hat“, sagt der Kunsthistoriker. Üblich seien die Worte „Jesus“ oder „Maria“ gewesen.

    Den eigenen Namen auf den Altären zu verewigen, das zeuge von ungebrochenem Selbstbewusstsein und Macht. „Johann Philipp Fuchs von Dornheim war Verwandter, Freund und Vertrauter des Fürstbischofs Johann Philipp von Greiffenclau“, erklärt Johannes Mack die hohe persönliche Freiheit des Würzburger Domherrn.

    Für das Bild über dem Hochaltar wählte von Dornheim eines der Lieblingsthemen der Gegenreformation und zugleich Provokation gegen die Protestanten: Die Himmelfahrt Mariens. Gemalt und signiert ist es, ebenso wie die Bilder über den Seitenaltären, von Hofmaler Georg Franz Mika. Das rechte Altarbild zeigt Antonius von Padua, Patron der Kapuziner. „Schon damals verfolgte von Dornheim den Plan, die Kapuziner ins Dorf zu holen“, ist sich Mack sicher. Mit dem Bau des Kapuzinerhospizes neben der Kirche führten von Dornheims Nachfolger 1730 weiter, wofür er den Grund gelegt hatte.

    Die Orgel stifteten von Dornheims Nachfahren anlässlich der Hochzeit von Maria Sophia von Zobel mit Hugo Philipp von Dalberg. Das Allianzwappen Dalberg-Zobel krönt das Instrument. Jede sichtbare Orgelpfeife wurde von Hoforgelbaumeister Johann Philipp Seuffert mit einem Gesicht versehen.

    Führungen und Konzert in der Kirche

    Am 19. Juni, dem Festsonntag zur 1200-Jahr-Feier von Friesenhausen und Rottenstein, steht die Barockkirche für Interessierte offen. Für alle, die mehr über das Kleinod barocker Baukunst erfahren wollen, bietet Kunsthistoriker Johannes Mack um 11 und 15 Uhr Führungen an.

    Am Sonntag, 26. Juni, um 18 Uhr lädt die Kirchengemeinde zu einem Konzert mit Robert Hofmann (Trompete) und Rainer Aberle (Orgel) ein. Karten hierfür gibt es ausschließlich im Vorverkauf bei Martin Hofmann, Tel. (0 95 23) 65 66, und Roland Lutz, Tel. (0 95 23) 68 14.

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