Aus dem sogenannten Weckesserhaus soll ein Bürgerhaus mit Kulturscheune und Gewölbekeller werden. Diese „Ersatzbebauung“ hat das Landesamt für Denkmalpflege jetzt bewilligt. Den alles entscheidenden Beschluss zur Realisierung des von Architekt Sebastian Baumeister mit einem Volumen von 2,02 Millionen Euro veranschlagten Projekts fasste nun der Gemeinderat bei 10:2 Stimmen mehrheitlich. Die Umsetzung erfolgt jedoch nur, wenn es eine Förderzusage aus einem Wettbewerb durch das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) gibt. Daran orientieren sich alle Überlegungen und Planungen, um Fördermittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums, dem so genannten ELER-Programm, zu erhalten.
Kuhl forderte Vertagung
Bis zuletzt war von Architekt Sebastian Baumeister und Bürgermeister Thomas Benkert (UBE) in Verhandlungen mit dem ALE an der Konzeptplanung gestrickt worden. Letzte Gespräche mit dieser Behörde gab es durch Architekt und Bürgermeister noch am 30. August. Um eine Förderung zu erhalten, müssen die vollständigen Unterlagen für den Förderwettbewerb bis spätestens 28. Oktober dieses Jahres dem ALE vorliegen. Bis Januar nächsten Jahres muss sich die Gemeinde Erlabrunn dann gedulden, um eine Zu- oder Absage zu erhalten.
Bei einer Ablehnung des Projekts wäre dennoch eine neuerliche Bewerbung möglich. Eine Förderzusage wäre verbunden mit einer Zuwendung von rund 600 000 Euro zu den veranschlagten Gesamtkosten in Höhe von 2 020 000 Euro. Die förderfähigen Kosten bezifferte der Architekt auf 1,3 Millionen Euro.
Letztes Hindernis war das urlaubsbedingt erst kurzfristig eingegangene Ergebnis des Brandschutzgutachtens. Es betraf in erster Linie die Ausweisung der Fluchtwege. Diese Erkenntnisse wie auch die Vertragsunterlagen waren der fristgerechten Sitzungsladung noch nicht angefügt. Sie waren den Ratsmitgliedern ergänzend erst am Vortag der Sitzung zugestellt worden.
Wolfgang Kuhl (FDP) vertrat die Meinung, es handle sich um „eine nicht frist- und formgerechte Sitzungsladung.“ Kuhl beantragte deshalb die Absetzung dieser Tagesordnungspunkte. Auch war Kuhl überzeugt, dass Änderungen zur Tagesordnung einstimmig zu fassen seien. Hierbei handelte es sich aber um eine Fehleinschätzung, wie Harald Piecha von der Kommunalaufsicht am Landratsamt Würzburg auf Nachfrage der Redaktion bestätigte. „Umfang und Form von Informationen zu Sitzungen obliegen alleine dem Bürgermeister. Der Gemeinderat kann aber mehrheitlich entscheiden, ob diese ausreichend sind“, so Piecha.
Kuhls Antrag einer Absetzung dieses Themas wurde vom Gremium mit 9:2 Stimmen abgelehnt. Dem Abbruch des Weckesserhauses, einem Ersatzneubau mit Sanierung der Nebenanlagen aus Scheune und Gewölbekeller, sowie dem damit verbundenen Nutzungskonzept stimmte der Gemeinderat bei 10:2 Stimmen zu. Mit gleichem Abstimmungsergebnis gab es auch die grundsätzliche Zustimmung zur Umsetzung des Projektes. Dabei soll statt des unter Denkmalschutz stehenden Weckesser-Hauses ein multifunktionaler Bürgertreff mit Kulturscheune, Rats- und Veranstaltungssaal, Info-Point und Café im Ortskern von Erlabrunn entstehen.
Bürgermeister Thomas Benkert und Architekt Baumeister hatten in Verhandlungen mit dem Landesamt für Denkmalpflege (LfD) dessen Zustimmung zu der beabsichtigten Umnutzung des Ensembles erreicht. „An der Projektentwicklung war die Bevölkerung in allen Stadien voll beteiligt“, betonte Benkert in seinem Schlussplädoyer. Bei mehreren Bürgerversammlungen und einem Tag des offenen Bürgerhofs hatte die Bevölkerung stets breite Zustimmung zu dem Vorhaben signalisiert.
Neben jährlich rund 50 000 Euro für Zinsen und Tilgung veranschlagte Benkert weitere 20 000 Euro jährlich an Unterhaltskosten. Im Haushalt der Gemeinde sind für die Jahre 2017 und 2018 jeweils 800 000 Euro, sowie eine einmalige Darlehensaufnahme von 850 000 Euro vorgesehen. Gleichzeitig verfügt die Gemeinde Erlabrunn aktuell über eine Rücklage von einer Million Euro.
Zu hohe Investitionssumme?
Wolfgang Kuhl (FDP) erschien „die Investitionssumme der Gemeinde von 1,4 Millionen Euro als zu viel.“ Gleichzeitig gab sich Kuhl überzeugt, dass sich aus dem Bürgerhaus kein Mittelpunkt für die Gemeinde ergeben wird. Eva Langhans (SPD) monierte ein fehlendes Gesamtkonzept samt Schule und Rathaus.
Nach Überzeugung von Altbürgermeister Günter Muth „ist die mögliche Gestaltung und Nutzung des Weckesserhauses eine einmalige Chance“. Muth hatte im Oktober 2002 als Vorgänger von Bürgermeisters Benkert das Weckesserhaus für die Gemeinde erworben. 14 Jahre nach dem Ankauf sind die Würfel zur weiteren Verwendung des Anwesens nun gefallen. Einzig die Bewilligung der Förderung durch das ALE fehlt noch.