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WÜRZBURG: Feiges Attentat auf Kirchenmann

WÜRZBURG

Feiges Attentat auf Kirchenmann

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    Eine Rippe des heiligen Aquilin kommt nach Würzburg. Der Priester wurde vor 1000 Jahren in Mailand ermordet. Drei Männer stehen am Sarg (von links): Augusto Bertolotti, Monsignore Gianni Zappa (Pfarrer von San Lorenzo) und Dombaumeister Benigno Morlin.
    Eine Rippe des heiligen Aquilin kommt nach Würzburg. Der Priester wurde vor 1000 Jahren in Mailand ermordet. Drei Männer stehen am Sarg (von links): Augusto Bertolotti, Monsignore Gianni Zappa (Pfarrer von San Lorenzo) und Dombaumeister Benigno Morlin. Foto: Foto: Pietro Madaschi

    Ein Würzburger wird in Mailand Ziel eines feigen Anschlages aus dem Hinterhalt. Der Mann verblutet mit einem Messer im Hals.

    Das ist die Geschichte des Märtyrers Aquilin, der irgendwann in den Jahren vor 1018 im fernen Italien verblutete. Nun befasst sich die katholische Kirche ein ganzes Jubiläumsjahr lang mit seinem Leben und Wirken.

    Wer war der Mann, dem große Bescheidenheit und theologische Schärfe als Theologe und Prediger nachgesagt wurde? Und den die Würzburger als einzigen hier geborenen Heiligen erst nach 1643 für sich entdeckt haben.

    Bei einem Pressegespräch stellte Domkapitular Jürgen Vorndran den katholischen Heiligen vor, der für seinen Glauben und für seine Überzeugung sein Leben ließ.

    970 in der Südstadt geboren

    Aquilin wird 970 in Würzburg in der Südstadt aus einem vornehmen Geschlecht auf einem der großen Höfe geboren. Heute weist noch eine Gedenkbüste in der Hörleingasse 7 auf ihn hin. Dass er dort auch geboren wurde, gehört eher in das Reich der Legendenbildung, sagt Vorndran, der sich intensiv mit dem Leben des Heiligen befasst hat.

    Zur theologischen Ausbildung geht der junge Mann nach Köln, wird ins Domkapitel aufgenommen und unter dem Namen Wezelinus zum Dompropst gewählt. Im Jahr 999 schlägt er die Nachfolge für Erzbischof Everger aus.

    Aquilin: Ein Heiliger in der Kunst

    Danach wechselt er nach Mailand ins Kanonikerstift San Lorenzo Maggiore. „Nach der abgelehnten Bischofswahl war er wohl in Köln als Person nicht mehr tragbar“, mutmaßt der Domkapitular.

    Was dann kommt ist heftig und brutal: Auf dem Weg zur Basilika des heiligen Ambrosius wird der Geistliche an einem 29. Januar überfallen und getötet.

    Er liegt in seinem Blut

    Die Legende berichtet, dass er den ganzen Tag über in seinem Blut mit einem Dolch im Hals im Nebel auf der Straße liegt. Erst am Abend finden ihn italienische Kofferträger, die nach der Arbeit auf dem Heimweg sind.

    Mailand war zu diesem Zeitpunkt Schauplatz heftiger politischer und religiöser Auseinandersetzungen. Man mache die Sekte der Neumanichäer für seinen grausamen Tod verantwortlich, erläutert Vorndran.

    Sie verlangte von ihren Anhängern Askese und ein Bemühen um die Reinheit, die als Voraussetzung für die angestrebte Erlösung galt.

    Unschuldiges Opfer

    Aquilin wurde als Unschuldiger das Opfer eines brutalen Mordanschlages, sagt Vorndran. In der heutigen Zeit voller Gewalttaten, die auch Unterfranken erreicht haben, sei dieser Heilige ein guter Wegbegleiter.

    Der Domkapitular erinnert dabei an das Axtattentat in einem Regionalzug bei Heidingsfeld. „Den Menschen Aquilin ehren wir 2017 und unsere Verehrung ist stärker als jede brutale Gewalt.“

    Ab dem 14. Jahrhundert wird Aquilin als Heiliger verehrt. Seine Popularität im Tode wuchs, als viele Pestkranke geheilt wurden, die um seine Hilfe gebetet hatten.

    Begraben ist der Heilige in der Kirche San Lorenzo. Auch nach Jahrhunderten ist sein Leichnam, beigesetzt in einem Schrein aus Silber und Bergkristallen, nahezu unverwest.

    Um das Leben ranken sich historischer Verwirrungen. Als mögliche Geburtsdaten werden 584 und 784 in früheren Zeiten in Würzburger Kirchenkreisen genannt. So erklärt sich auch das wohl falsche Datum über der Haustüre in der Hörleingasse 7: Gestorben 786. Da hätte Aquilin nach neuer Geschichtsschreibung noch nicht einmal gelebt.

    Aquilin wird spät verehrt

    Die Geschichte der Verehrung in Würzburg beginnt spät. Erst 1665 erklärt Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn den Todestag 29. Januar zum Gedenktag im Bistum. 1705 erreicht eine Reliquie aus Mailand die Domstadt am Main und 1715 lassen Würzburger Bürger eine Figur aus Metall mit Reliquienpartikel herstellen. Sie wurde in der Marienkapelle aufgestellt.

    Die Figur übersteht wegen ihres hohen Kupfergehaltes die Bombennacht des 16. März 1945.

    Und 1973 restauriert erhält die Figur wieder Partikel einer Reliquie. Doch nun wird zusätzlich in der Kirche am Marktplatz eine Gedächtnisstätte für Opfer von Gewalt in Würzburg geschaffen.

    Dort können die Bürger für die Opfer von 1349 (Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung), 1400 (Kämpfe um die Reichsfreiheit), 1631 (Schwedenkrieg) und 1945 (Bombenhagel) beten.

    Keine Figur auf der Mainbrücke

    Eine Statue des Heiligen findet sich erstaunlicherweise nicht auf der Alten Mainbrücke obwohl sie eigentlich extra 1728 dafür hergestellt worden war. Fürstbischof Karl von Schönborn ließ dafür seine Namensvettern aufstellen.

    „Und so gilt der Prophet in der eigenen Heimat eben nichts“, bedauert Vorndran. Die Statue hat nun ihren festen Platz seit 2014 neben dem Haupteingang der Kirche von St. Peter und Paul.

    Das mit der mangelnden Bekanntheit soll sich nun ändern. Geplant ist der Besuch einer 15-köpfigen Delegation aus Mailand, die dann den Würzburgern eine wirklich bedeutende Reliquie übergeben wird: keine kleinen Partikel, sondern eine ganze Rippe des Aquilin.

    Dafür, so hat Vorndran die Nachricht aus Mailand, wurde der Sarg geöffnet und das Körperteil entnommen.

    Seinen Platz findet die Rippe in einem von Kunstreferent Jürgen Lenssen entworfenen Reliquiar. Es soll auf dem Aquilinaltar im rechten Seitenschiff der Peterkirche aufbewahrt werden.

    Festgottesdienst am 29. Januar

    Am 29. Januar wird Bischofsvikar Carlo Faccendini aus Mailand die Reliquie bei einem Festgottesdienst um 10 Uhr an Bischof Friedhelm Hofmann übergeben. Danach geht es in einer Prozession zur Kirche Peter und Paul.

    Auch die Stadt Würzburg freut sich auf die italienische Delegation, sagte Stadtrat Emanuele La Rosa als Vertreter des Oberbürgermeisters. Am 27. Januar werden die italienischen Gäste im Wenzelsaal empfangen. Und für die italienische Mission in Würzburg, vertreten durch Pater Alberto Onofri, ist es ein große Ehre am Programm für den heiligen Aquilin teilnehmen zu dürfen.

    Das ganze Jahr über gibt es Veranstaltungen zum Märtyrer. Sie gipfeln in einer Fahrt nach Mailand an dessen Grab.

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