Wenn sich der Bug der „Angermünde“ durch die aneinandergefrorenen Eisschollen schiebt, dann spratzeln die Eisstücke nach beiden Seiten auseinander. Ein Teil davon schlittert über die gefrorene Eisdecke und bleibt ein Stück weit neben dem Schiff auf ihr liegen. Am Mittwochnachmittag erreichte der Eisbrecher des Wasser- und Schifffahrtsamts von Würzburg her kommend den Landkreis Main-Spessart.
Inzwischen pendelt die „Angermünde“ zwischen Würzburg und der Staustufe Eichel bei Wertheim. Am Freitagvormittag beispielsweise half der Eisbrecher einem Frachtschiff bei der Talfahrt unterhalb von Erlabrunn. Am leichtesten kommen Einzelschiffe bei leichtem Eisgang durch. Lange Koppelverbände tun sich schwerer.
Das erste Mal seit fünf Jahren
Seit 2012 war der Main nicht mehr zugefroren. Und heuer ist das Eis auch nicht besonders dick. Es finden sich immer wieder offene Stellen. „Eisschollen mit einer Bedeckung von 60 bis 70 Prozent, zwei bis sechs Zentimeter stark“ – so lautete am Freitagvormittag der Eisbericht des Wasser- und Schifffahrtsamts.
Das aber trifft nur für die Bereiche oberhalb von Staustufen zu. Denn dort stauen sich die Eisschollen und backen dann zusammen. Bei der Fahrt am Mittwoch zum Beispiel war unterhalb der Staustufe Erlabrunn zunächst kein Eis. Das begann erst ab Höhe Freibad Zellingen.
Ab Hafen Zementwerk
Unterhalb von Himmelstadt dasselbe Bild: Eis erst ab Hafen Zementwerk Schwenk. Von Steinbach aus hatte es sich bis über Langenprozelten hinaus gestaut. Die nächste Eisgrenze war Lohr. Dort hat sich die Lage schon wieder ein Stück weit entspannt. in der nächsten Stauhaltung reichte das Eis bis oberhalb von Marktheidenfeld.
Bei Würzburg war das Wasser auch am Mittwoch weitgehend offen. Die „Angermünde“ musste lediglich im Hafen aktiv werden, um der „Karlsburg“ des Zellinger Schiffers Anton Ohmer die Einfahrt zu ermöglichen. Bei der Fahrt von Harrbach zum Schutzhafen Gemünden kam ein Frachter entgegen, der im Harrbacher Unterwasser festmachte und am nächsten Tag mit Hilfe der „Angermünde“ weiter Richtung Würzburg fuhr.
Mit 15 Sachen
Das jetzige Eis ist für die „Angermünde“ kein Problem, auch wenn sie im Eis nicht so glatt und sanft dahingleitet wie im offenen Wasser. vorher. Bei Vollgas schafft sie normalerweise 16 Stundenkilometer. Durchs Eis frisst sie sich immer noch mit knapp 15 Stundenkilometern hindurch. Es rumpelt und kracht unter ihrem Bug. Der ist aus 12 bis 15 Millimeter starkem Stahl. Hinten sind es wie bei vielen anderen Schiffen auch nur etwa acht Millimeter.
Eine Unwucht hat die Angermünde“ nicht. Über diese für Eisbrecher typische Einrichtung verfügt nur die „Grasmann“. Dennoch kann die „Angermünde“ durch bis zu 20 Zentimetzer dickes Eis fahren. Wird es stärker, etwa ab 30 Zentimeter, so muss sie immer wieder „Anlauf“ nehmen, um es zu knacken.
Vorwärts wie rückwärts
Praktisch: Die Maschine muss nicht erst zum Stillstand kommen, ehe der Rückwärtsgang eingelegt werden kann. Den gibt es hier gar nicht. Stattdessen hat der Propeller drei verstellbare Flügel. Werden diese gedreht, so fährt der Eisbrecher entweder vorwärts, bleibt in Neutralstellung stehen oder fährt rückwärts. „Innerhalb von drei Sekunden kann ich umschalten“, erklärt Schiffsführer Thomas Endrich.
Stationiert ist das Schiff in Würzburg. Es ist ein reiner Eisbrecher. Allenfalls zum Freischleppen von Schiffen kann man es noch einsetzen.
Von Grassmann kann mehr
Anders der Bruder „Von Grassmann“, der andere Eisbrecher des Wasser- und Schifffahrtsamts. Er kann auch Lastkähne schieben und ist daher auch beim Wasserbau im Einsatz.
Dier Prognose sagt, dass sich Lage in Main-Spessart entspannt. Dann wird die „Angermünde“ wieder hinauffahren in den Kanal, wie die Schiffer kurz zum Rhein-Main-Donau-Kanal sagen. Dort ist das Eis wesentlich stärker. Vor ihrer Fahrt nach Main-Spessart hatte die „Angermünde“ dort schon eine Woche lang Eis gebrochen.
Eisbrecher „Angermünde“ Der Eisbrecher „Angermünde“ wurde 1958 in der DDR in der VEB-Volkswerft Brandenburg gebaut. Länge 30,09 Meter, Breite: 7,28 Meter, Tiefgang 2,01 Meter, Verdrängung 285 Tonnen. Sechs-Zylinder-Dieselmotor mit 800 PS. Angermünde ist eine Kleinstadt nördlich von Berlin im Landkreis Uckermark im Land Brandenburg in der Nähe der Schorfheide. Früher war der Eisbrecher in der Elbe eingesetzt. hop