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THÜNGERSHEIM: Letzte Wallfahrt für ehemaligen Pilgerführer Günter Spahn

THÜNGERSHEIM

Letzte Wallfahrt für ehemaligen Pilgerführer Günter Spahn

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    Der amtierende Pilgerführer Michael Röhm (von links) und  der ehemalige Pilgerführer Günter Spahn sowie Christel Büttner, Vorsitzende der Kreuzbruderschaft Thüngersheim.
    Der amtierende Pilgerführer Michael Röhm (von links) und der ehemalige Pilgerführer Günter Spahn sowie Christel Büttner, Vorsitzende der Kreuzbruderschaft Thüngersheim. Foto: Foto: Herbert Ehehalt

    Die Damen trugen ausschließlich noch Röcke und Ärmelschürzen, und auch unter den Männern war Funktionskleidung oder Schuhe mit wasserdichter Gore Tex-Membrane vollkommen unbekannt, als sich Günter Spahn im Jahr 1957 erstmalig der Kreuzbruderschaft Thüngersheim auf deren Wallfahrt zum Kreuzberg anschloss. Mit der Rückkehr am Sonntagabend vom Heiligen Berg der Franken endete für den langjährigen Pilgerführer der Thüngersheimer Kreuzbergwallfahrt im gesegneten Alter von mittlerweile 80 Lenzen nach sechs Jahrzehnten allerdings eine Ära in der Geschichte der Kreuzbruderschaft Thüngersheim.

    Am Thüngersheimer Kreuz, hoch über den Weinbergen der Winzergemeinde, versammeln sich üblicherweise die Teilnehmer der Thüngersheimer Kreuzbergwallfahrt vor dem Einzug in den Winzerort. So war es auch in diesem Jahr zum Abschluss ihres viertägigen Pilgerweges zum Heiligen Berg der Franken und wieder zurück in die Heimat. Allerdings vermischte sich das Glücksgefühl der Rückkehr in diesem Jahr mit dem des wehmütigen Abschieds. „Es war nach 60-maliger Teilnahme wirklich meine letzte Wallfahrt“, bestätigte Günter Spahn seinen unumstößlichen Entschluss.

    Bei seiner ersten Wallfahrt hatte er sich vorgenommen, so lange mit zum Kreuzberg zu gehen, solange es geht. Erst kürzlich das 80. Lebensjahr vollendet, möchte es der langjährige Pilgerführer nun gut sein lassen. Von 1966 bis 2002 hatte Günter Spahn als Pilgerführer die Thüngersheimer Kreuzbergwallfahrt angeführt, bevor er die Leitung an seinen nach wie vor amtierenden Nachfolger Michael Röhm übertrug. Außer im Jahr 1959, als die Wallfahrt wegen zu geringer Teilnehmerzahl ausfiel, war Günter Spahn jedes Jahr maßgeblicher Teil des viertägigen Fußmarsches über 140 Kilometer von Thüngersheim in die Rhön und wieder zurück. „Viel hat sich in diesen sechs Jahrzehnten verändert“, bekannte Spahn zurückblickend. Vor allem fehlen den Pilgern die sonst in jeder Gemeinde vorhandenen Gasthäuser. Von 26 Teilnehmern auf bis zu 130 Pilger stieg die Zahl, die sich zuletzt bei rund einhundert einpendelte.

    Auszeichnungen

    Nach Überzeugung der Vorsitzenden der Kreuzbruderschaft Thüngersheim, Christel Büttner, sei Günter Spahn stets die Verbindung von Tradition und Moderne gelungen. Zum Abschluss seiner letzten Kreuzbergwallfahrt mochte Spahn selbst aber „nicht vergessen dem Herrgott zu danken, ihm dies ermöglicht zu haben.“ In Verbindung mit der jährlichen Wallfahrt werden Günter Spahn auch viele weltliche Anekdoten in Erinnerung bleiben, wie er mit einem Augenzwinkern einräumte. Mit Günter Spahn für dessen 60. Teilnahme, wurden vor dem Einzug am Thüngersheimer Kreuz auch weitere langjährige Pilger ausgezeichnet: Reinhard Bauermees und Andrea Spahn (35 Mal), Norbert Gutbrod, Karl-Heinz Hartmann, Sebastian Kraft und Georg Röhm (25 Mal), sowie Martina Kraft, Martin Kilian und Karl-Heinz Schwab für 20-malige Teilnahme.

    Thüngersheimer Kreuzbruderschaft Hintergründe: Wann die Thüngersheimer eine eigene Kreuzbruderschaft gründeten und erstmalig zum Kreuzberg wallten, ist nicht schriftlich festgehalten. Nach der Chronik ist die Thüngersheimer Kreuzbergwallfahrt jedoch vermutlich eine Abspaltung der Würzburger oder Karlstadter Prozession. Die Würzburger Kreuzbergwallfahrt geht zurück auf das Jahr 1647 und gilt als die älteste. Den Thüngersheimern wurde erst 1826/1827 erlaubt, sich den Karlstadter Wallfahrern anzuschließen. In den Annalen verzeichnet ist am 9. September 1865 die Genehmigung zur Benediktion eines Holzkreuzes am Retzstadter Weg zum Fest der Kreuzerhöhung als Rückkunfttermin. An jenem „Thüngersheimer Kreuz“ findet noch heute der Abschluss der Wallfahrt statt, vor dem Einzug der Pilger in den Ort. Bis 1966 benutzten die Thüngersheimer Pilger das Andachts- und Gesangbuch der Würzburger Kreuzbruderschaft. Am 10. März 1985 wurde die 1805 aufgelöste Thüngersheimer Kreuzbruderschaft wiedergegründet.

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