Der Rückbau des Gerüstes an der Julius-Echter-Kirche (JEK) in Leinach weist nach fast 15 Monaten Dauer auf eine Fertigstellung der Außensanierung hin. Zur nachfolgend geplanten Umfeldgestaltung im Rahmen der Städtebauförderung gingen jedoch in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates die Meinungen auseinander. Einhellig folgten die Ratsmitglieder aber dem Vorschlag von Manfred Franz (SPD), die Möglichkeit einer Umfeldgestaltung in drei Schritten mit der Regierung von Unterfranken als Fördergeber abzuklären. Hierzu beauftragte der Gemeinderat das Architekturbüro Schlicht Lamprecht einhellig.
Hinsichtlich des Fortgangs der Renovierungsarbeiten an der Julius-Echter-Kirche steckt der Gemeinderat in einem Dilemma. Die Unsicherheit innerhalb des Gemeinderates war beinahe greifbar bei der Beratung zum weiteren Vorgehen bei der Umfeldgestaltung der Julius-Echter-Kirche. Verbunden damit ist die Bedarfsmitteilung an die Regierung von Unterfranken der benötigten Finanzmittel in der Städtebauförderung. Den Beschluss zur Außensanierung der Julius-Echter-Kirche hatte das Gremium gefasst auf Basis einer Entscheidung der örtlichen Kirchenverwaltung vom Februar 2009.
Allerdings war jener Beschluss zur mittelfristigen Resakralisierung der Julius-Echter-Kirche und deren Erhebung zur Pfarrkirche ohne Rücksprache erfolgt mit der zuständigen Abteilung Gemeindeentwicklung des Ordinariats oder dem Bischöflichen Sekretariat. Nach Bau und Einweihung am 23. Mai 1976 hatte das Pfarrzentrum „Communio Sanctorum“ die JEK als Pfarrkirche des unteren Leinach abgelöst. Gefragt von dieser Redaktion nach der weiteren Entwicklung, sah sich Ortspfarrer Andreas Bosl in Übereinstimmung mit dem Ordinariat zu einer Stellungnahme veranlasst. Vor allem sei die mehr als hervorragende Lage des Pfarrzentrums mit Pfarrbüro in unmittelbarer Umgebung von Kindergarten, Schule, Rathaus, Pfarrhaus und Friedhof zu schätzen. „Deshalb spricht alles dafür, Communio Sanctorum mit dem Pfarrzentrum weiterhin als Pfarrkirche zu nutzen. Sollte es auch nach der Entscheidung, in welchen größeren pastoralen Raum (vgl.
Pastoral 2030) sich die beiden Leinacher Pfarreien künftig eingliedern werden, klar sein, dass sich Communio Sanctorum auch in der Zukunft als Pfarrkirche bewähren wird, wird es von Seiten der Diözese keine Gelder für die Innenrenovierung der Julius-Echter-Kirche geben. Die Diözese kann sich vorstellen, dass ein geeigneter Investor oder geeignete Investoren ein kulturelles oder anderes passendes Zentrum in und um die Julius-Echter-Kirche errichten“, erklärte Pfarrer Bosl.
Auch ohne aktuelle Klarheit über die künftige Nutzung ist nach Bosls Überzeugung „die Finanzierung der Umfeldgestaltung gesichert, unabhängig davon, was künftig im Innern der JEK geschehen wird.“ In Übereinstimmung mit dem Ordinariat sieht Pfarrer Bosl in der aktuellen Situation keine pastorale Notwendigkeit, die JEK nach der erfolgreichen Außenrenovierung zu resakralisieren und wieder zur Pfarrkirche zu erheben. Eine Resakralisierung bezeichnete der Ortspfarrer als „einen Rückschritt ins Mittelalter“.
Nach Bestätigung durch die Pressestelle der Diözese fand am 20. Juni dieses Jahres ein Treffen der Verantwortlichen der politischen Gemeinde und des Bischöflichen Ordinariats statt. Das Ergebnis: „Die örtliche Kirchenverwaltung von Unterleinach als auch von Oberleinach und der gemeinsame Pfarrgemeinderat, werden erneut über die Zukunft des Pfarrzentrums “Communio Sanctorum„ entscheiden, und somit letztlich auch über den gegebenenfalls weiteren Fortgang der Renovierungsarbeiten an der Julius-Echter-Kirche“, bestätigte Bernhard Schweßinger, Pressesprecher der Diözese Würzburg, auf Nachfrage.
Für Walter Klüpfel (CFW) bedeutete die Entwicklung „den Wegfall der Kirche als Partner und somit eine völlig neue Situation.“ Für Stefan Wettengel (CSU) hingegen „ist die Situation seit Jahren unverändert und die JEK nach wie vor Teil der stets propagierten städtebaulichen Perlenschnur“. „Für eine Umfeldgestaltung, unabhängig von einer Resakralisierung“ plädierte Gotthard Väth (UBL).
Nach Auffassung von Martin Seelmann (CFW) „sollte die Maßnahme verschoben werden und eine Priorisierung auf Basis klarer Zusagen zu Nutzung und Beteiligungen erfolgen.“ Bürgermeister Uwe Klüpfel (CFW) sprach sich für die dringend erforderliche Mauersanierung der Kirchenburg aus. Nach Einschätzung des Architekturbüros Schlicht Lamprecht könnte diese in fünf Abschnitten erfolgen. Gleichzeitig hielt Klüpfel eine öffentliche Diskussion zur Gesamtsituation für angebracht.