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ROßBRUNN: Die Posthäuser, stumme Zeitzeugen im Wandel der Zeit

ROßBRUNN

Die Posthäuser, stumme Zeitzeugen im Wandel der Zeit

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    Das Gasthaus zur Post war neben der Poststation, dem Hotel zur Post und der Brauerei Horn mehr als 100 Jahre mit Leben gefüllt. Hier stärkten sich die Reisenden und die Pferde wurden gewechselt auf dem Weg von Nürnberg nach Frankfurt. Eigens für die Postmittelstation wurde die Straße verlegt und eine Brücke über den Ziegelgraben, die sogenannte Postbrücke, gebaut. Die Pläne wurden von Balthasar Neumann erstellt.
    Das Gasthaus zur Post war neben der Poststation, dem Hotel zur Post und der Brauerei Horn mehr als 100 Jahre mit Leben gefüllt. Hier stärkten sich die Reisenden und die Pferde wurden gewechselt auf dem Weg von Nürnberg nach Frankfurt. Eigens für die Postmittelstation wurde die Straße verlegt und eine Brücke über den Ziegelgraben, die sogenannte Postbrücke, gebaut. Die Pläne wurden von Balthasar Neumann erstellt. Foto: Foto: Elfriede Streitenberger

    Einst öffnete sich die Haustür zum Gasthaus zur Post für Napoleon auf seinem Rückzug vom Russlandfeldzug. Dem Bayerischen Prinzen Ludwig und seinen Soldaten bot es die Möglichkeit, sich in den Wirren des Deutschen Krieges von 1866 zu stärken und unzählige einflussreiche Händler machten auf dem Weg von Nürnberg und Bamberg nach Frankfurt Rast in Roßbrunn. Viele Menschen kamen und gingen, verweilten kurz im Gasthaus zur Post in Roßbrunn. Viele Legenden ranken sich um die einstigen Erbauer der vier Posthäuser und Begründer der Dynastie Horn.

    Vor 210 Jahren wurde der Grundstein für das Gasthaus zur Post gelegt, zehn Jahre später wurde es in der heutigen Form erweitert und feiert nun seinen 200. Geburtstag als stummer Zeitzeuge einer längst vergangenen Zeit. Die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes als Gasthaus gehört längst vergangenen Zeiten an. Mit der Schließung der Poststation 1923 verloren die einstigen vier Posthäuser: Poststation, Hotel, Gasthaus und Brauerei nach und nach an Bedeutung.

    Geblieben ist der Name des kleinen Weilers „Posthäuser“ der im geplanten Kulturwanderweg (Uettingen/Roßbrunn/Mädelhofen) Waldsassengau 6 eine wichtige Station erhalten wird.

    Die Zeit des Gasthauses zur Post ist längst vorbei.

    Die Zeit des Gasthauses zur Post ist längst vorbei. Außer der imposanten Fachwerkfassade, dem dreistöckigem Dach und den Kanonenkugeln über dem Torbogen, als Stummer Zeitzeuge, erinnert nicht viel an seine Geschichte. Manfred Peter, der heutige Besitzer des Posthauses mit der Hausnummer 5, dessen Großvater Franz das Gebäude 1905 gekauft hat, ließ bei der letzten Renovierung neben den Kanonenkugeln, die an den Angriff der Preußen am 26. Juli 1866 erinnert, eine Inschrift anbringen. Das Datum, als der Bruderkrieg in Unterfranken und Roßbrunn tobte. Im Deutschen Krieg 1866 war Roßbrunn Schauplatz der Kämpfe und auch die Posthäuser wurden beschossen, waren hier doch Bayerische Offiziere einquartiert.

    Als um die Jahrhundertwende die Züge und motorgetriebenen Fahrzeuge die Beförderung von Post und Fahrgästen übernahmen, wurde 1923 der Postkutschenverkehr eingestellt. Das Ende für das Gasthaus zur Post. Aus den ehemaligen Wirtsleuten wurden Bauern. Das Gebäude wurde als Wohnhaus umgebaut und die zum Gasthaus gehörende Landwirtschaft ernährte fortan die Familie Peter.

    Mehr als 250 Menschen für viele Jahre einquartiert

    Ob der Größe wurden die Posthäuser zum Ende des Zweiten Weltkrieges für Flüchtlinge rekrutiert und mehr als 250 Menschen für viele Jahre einquartiert. Dazu kamen noch Verwandte aus ganz Deutschland, die in den Posthäusern Obdach fanden. Heute wird das Gebäude ausschließlich als Wohnhaus genutzt, nur die Wappen der ehemaligen Poststation erinnern an die Geschichte.

    Geschichte der Postmittelstation der Thurn und Taxischen Postverwaltung

    Dem Vorbeifahrenden erschließt sich nicht auf den ersten Blick die Historie. Die insgesamt vier Posthäuser sind in die Geschichte Deutschlands als Postmittelstation der Thurn und Taxis'schen Postverwaltung eingegangen.

    Vormals war die Postmittelstation im protestantischen Remlingen bevor sie 1764 auf Wunsch des Fürstbischofs von Würzburg ins katholische Roßbrunn verlegt wurde. Der erste Posthalter war Heinrich Bauer, er legte den Grundstein für die Postmittelstation. Bereits 32 Jahre später verkaufte sein Sohn Heinrich Bauer die Postmittelstation und die dazugehörigen Gebäude und Grundstücke an Johann Jakob Horn. Vor 210 Jahren baute Lorenz Horn das zweite (Posthäuser Nr. 5) der vier Posthäuser und erweiterte es zehn Jahre später zur jetzigen Größe als „Gasthaus zur Post“. Im Jahr 1836 baute Lorenz Horn ein Hotel, das heutige Posthaus Nr. 1. Franz Horn, der jüngere Sohn von Jakob Horn erbaute ebenfalls 1807 das heutige Gasthaus Horn und beantragte 1816 eine Bierbrauerlizenz. Anna Kunz, geborene Horn führte einige Jahre im Anwesen „Posthäuser Nr. 3 das Gasthaus zum goldenen Kreuz.

    Nach der Jahrhundertwende und der Schließung der Postmittelstation begann das „Aus“ für die Brauerei und zwei der drei Gaststätten. Bis vor wenigen Jahren wurde das Brauerei- Gasthaus Horn noch vom Ur-Ur-Urenkel des Gründers geführt. Heute befindet sich eine Pizzeria in den Räumen.

    Legende über den Reichtum der Familie Horn

    Die Familie Horn, präzise die Kinder von Lorenz Horn, acht an der Zahl, stehen in der Region nicht nur für die Posthäuser und Brauerei sondern auch für eine beträchtliche Anzahl von Schenkungen und Spenden. Hier bewiesen die Geschwister ein sehr großes soziales Engagement. Die Geschwister bauten die Pfarrkirche in Roßbrunn und schenkten sie der Gemeinde nach deren Fertigstellung. Sie ließen den Kreuzweg in Roßbrunn errichten und spendeten hohe Geldbeträge für die Errichtung der „Kinderbewahranstalt“ in Greußenheim.

    Dokumentiert sind beträchtliche Zuschüsse zum Bau von acht Kirchen in der Region. Aber auch Fonds zur Unterhaltung von Kinderbewahranstalten, Schwesternstationen, Lehrmittel und Schulgeldstiftungen. Sie unterstützten die Ärmsten der Armen großzügig. Dokumentiert sind Spenden über 250 000 Gulden. Umgerechnet auf die heutige Kaufkraft dürften es mehrere Millionen Euro gewesen sein. Für seine Wohltätigkeit wurde Heinrich Horn sehr geschätzt und zum Ehrenbürger von Roßbrunn ernannt. Als er 1899 verstarb wurde sein Requiem von elf Priestern zelebriert und unzählige Menschen aus nah und fern gaben dem großen Gönner und Stifter das letzte Geleit.

    Mutmaßungen und Geschichten

    Um den enormen Reichtum der Geschwister Horn ranken sich Mutmaßungen, Geschichten und Legenden die sogar in der Chronik von Roßbrunn einen Platz gefunden haben. Vom versteckten Schatz von Napoleon bis zur Kriegskasse aus dem Deutschen Krieg 1866 halten sich die Überlieferungen bis in unsere Tage. Einen Beweis konnte keiner liefern.

    Dokumentiert ist allerdings, dass Heinrich Horn, der wie seine Schwestern Margaretha und Anna, kinderlos blieb, einen beträchtlichen Teil seiner Grundstücke schon zu Lebzeiten verkauft hat und ihr Vermögen nach deren Tod in Stiftungen flossen. Aus Dankbarkeit haben sich die Bürger von Roßbrunn verpflichtet, die Grabstätte der Familie Horn zu pflegen und zu erhalten.

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