Die Zustimmung des Landesamtes für Denkmalpflege zum Abriss eines unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes für einen Ersatzneubau ist die absolute Ausnahme und deshalb nicht alltäglich. Von dem unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Weckesser-Haus ist nur eine Baugrube übrig.
Beim Spatenstich für den Bürgerhof Erlabrunn verdeutlichte Oberkonservator Hans-Christof Haas nochmals die Hintergründe. „Dies war nur möglich, weil nach Auffassung der Behörde keine sinnvolle Weiternutzung des Bestandes möglich schien.“ Voraussichtlich bis zum Frühjahr nächsten Jahres soll der Bürgerhof als multifunktionaler Treff mit Rats- und Veranstaltungssaal, Info-Point, Café, öffentlichem WC und angrenzender Kulturscheune in Erlabrunns Ortskern fertig gestellt sein.
Für den zuständigen Projektbetreuer Robert Stumpf vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) stellt der Bau des Bürgerhofes die sinnvolle Fortsetzung der Dorferneuerung dar. „Das Projekt soll dazu beitragen, Dorfleben zu gestalten, die Lebensbedingungen zu verbessern und den Ort noch lebenswerter zu machen“, erklärte Stumpf.
Trotz kontinuierlich gewachsener Zustimmung wird der Neubau des Bürgerhofs anstelle des Weckesser-Hauses in der Bevölkerung Erlabrunns allerdings nach wie vor noch differenziert betrachtet. Die verbliebenen Skeptiker hofft Bürgermeister Thomas Benkert (UBE) spätestens mit der Fertigstellung im Frühjahr nächsten Jahres überzeugt zu haben.
Als Folgemaßnahme zur 2014 abgeschlossenen Dorferneuerung wird der Ersatzneubau bei veranschlagten Gesamtkosten von 2,02 Millionen Euro aus dem so genannten ELER-Förderprogramm bezuschusst. Dieses spezielle Förderprogramm aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds gilt der Entwicklung des ländlichen Raums. Im Dezember 2016 erhielt die Gemeinde den Förderbescheid durch das zuständige Amt für Ländliche Entwicklung (ALE). Darin verbindlich zugesichert wurde ein Zuschuss von 656 000 Euro. Der Gemeindeanteil von etwa 1,3 Millionen Euro kann nach Aussage von Bürgermeister Thomas Benkert (UBE) „aus über Jahren hierzu geschaffen Rücklagen finanziert werden.“ Nach Überzeugung von Architekt Sebastian Baumeister (Margetshöchheim) wird das Projekt die Gemeinde nicht überfordern.
Wegen des unter Denkmalschutz gestandenen Weckesser-Hauses waren dem Abriss eine Bestandserfassung und Tragwerkgutachten sowie intensive Befunduntersuchungen und Abwägungen durch das Landesamt für Denkmalpflege vorausgegangen. „Die Zustimmung für den Ersatzneubau war letztlich insbesondere damit verbunden, dass mit dem Eingangsportal und Dachgebälk Teile des ehemaligen Gebäudes in den Neubau mit übernommen werden“ machte Oberkonservator Hans-Christof Haas deutlich. Als Teil des Gesamtensembles bleibt die zugehörige und teilweise unterkellerte Scheune aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Im Zuge der Baumaßnahme soll sie zu einer Kulturscheune umfunktioniert werden.
Der Entwicklung des Projekts „Bürgerhof“ waren unter anderem eine Bürgerbefragung sowie ein Bürgerantrag zum Erhalt des Weckesser-Hauses vorausgegangen. Vor allem das Ergebnis der Bürgerbefragung im Jahr 2012 wertete damals der seit 2014 amtierende Bürgermeister Thomas Benkert „als klare Tendenz der Bürger zur Ablehnung eines Verkaufs“. Auf 339 Fragebögen war aus der Bevölkerung der Abriss des Gebäudes und anschließender Nutzung des Areals als neuen Ortsmittelpunkt mehrheitlich gefordert worden. Die Untere Denkmalschutzbehörde am Landratsamt Würzburg hatte das so genannte Weckesser-Haus direkt neben dem Rathaus im Erlabrunner Ortskern als „Gebäude mit besonderer städtebaulicher Bedeutung“ bewertet. Es war 2002 von der Gemeinde käuflich erworben worden. Unter Anderem soll der künftige Ersatzneubau als barrierefrei zugängliches Rathaus und Veranstaltungssaal genutzt werden.
Über die anschließende Nutzung des bisherigen Rathauses wurde im Gemeinderat noch nicht öffentlich diskutiert.