Zwischen 1150 und 1160 schrieb der Mönch Eberhard ein zweibändiges Verzeichnis der zahlreichen Güter und Einkünfte des Reichsklosters Fulda in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Dieses heute als „Codex Eberhardi“ bekannte Werk ist eines der Prachtstücke im hessischen Staatsarchiv.
Es enthält auch Abschriften der im Kloster gesammelten Besitzurkunden aus früherer Zeit. In einer der Urkunden heißt es, dass am 25. September 825, also über 300 Jahre vorher, ein Orintil vom Gut Uithtungun im Grabfeldgau für sein und das Seelenheil seiner Gattin Francswinde dem Kloster Fulda ein Grundstück mit angrenzenden zwei Huben Weideflächen und allem, was dazugehört, schenkte. Der Name wird in anderen Urkunden Wichtunge, Withungen, oder Wythunen geschrieben. Der Codex wurde sogar digitalisiert und ist komplett über das Internet öffentlich zugänglich.
Am Sonntag, 4. Mai, wird die erstmalige urkundliche Erwähnung vor 1200 Jahren ganz groß gefeiert. Dazu erwartet der 430-Einwohner-Ort Tausende Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung.
Die Ortsdurchfahrt von Weichtungen komplett gesperrt.
Geschichte, Genuss, Unterhaltung
„Erlebt mit uns in Weichtungen einen Tag voller Geschichte, Unterhaltung und Genuss“ heißt es im Flyer für den 4. Mai. Der Jubiläumstag beginnt um 10.30 Uhr auf dem Festplatz mit der Begrüßung durch Bürgermeister Matthias Klement (CSU).
Auf dem Festplatz spielt der Musikverein Poppenlauer, dort gibt es auch ein Weißwurstfrühstück. Die Essensstände werden um 11 Uhr geöffnet. Ab 11.30 Uhr gibt es Mittagstisch in der Dorfhalle, die Cafébar ist ab 12 Uhr geöffnet. Aber auch sonst ist dafür gesorgt, dass die Besucherinnen und Besucher, die Hunger und Durst haben, nicht zu kurz kommen.
Unter anderem gibt es Gyros, Pommes, Steaks, Pizza, Bratwurst. Die Veranstalter versprechen eine Auswahl aus über 100 selbst gebackenen Kuchen und Torten. Sogar ein extra Fest-Bier wird zum Jubiläum gebraut. Auch die Kinder kommen nicht zu kurz, denn für sie gibt es eine Hüpfburg, ein Spielmobil und mehr.
Ausstellungen
Eine eigene Ausstellung ist dem Märtyrer Pater Lucius (Konrad) Roth gewidmet, der 1890 in Weichtungen geboren wurde und 1950 in den Kerkern von Pjönjang in Nordkorea hingerichtet wurde. Die Geschichte des Dorfes wird in einer weiteren Ausstellung gezeigt. Hier wird deutlich, dass zum Beispiel die Ortsdurchfahrt nicht immer so gut befahrbar war wie heute.
Weichtungen war früher ein reines Bauern-Dorf. Die Ausstellung „Landwirtschaft früher und heute“ vermittelt einen Überblick, wie früher gearbeitet wurde und wie es in der modernen Landwirtschaft zugeht. Eine alte Schmiede mit einem mobilen Schmied ist dabei.
Besucher können auch eine (unechte) Kuh melken. In einer Ausstellung werden teilweise prämierte Kleintiere gezeigt. Eine Aussichtsplattform bietet einen Überblick über das Dorf in 28 Meter Höhe.
F
Kirchenführungen gibt es um 13 und 15 Uhr. Schließlich ist die zwischen 1698 und 1708 erbaute Kirche St. Josef etwas ganz Besonderes. Ihre historische Orgel wurde von Johann Rudolf Voit gefertigt und ist eine echte Rarität, denn sie gehört zu den letzten beiden Exemplaren ihrer Art in ganz Unterfranken. Sehenswert sind zum Beispiel auch das ehemalige Rathaus in der Mitte des Dorfes und die Ransbachgrotte im malerischen Ransbachtal.
Natürlich ist auch für die musikalische Unterhaltung gesorgt. Ab 13.30 Uhr zieht das Quetschgebläse aus Aubstadt durch das Dorf und und ab 17 Uhr spielen die Wülfershauser Musikanten. Das Fest endet um 22 Uhr.
Das Jubiläumsfest ist eingebunden in die Aktion „Wunderbar wanderbar“ der Interkommunale Allianz Schweinfurter OberLand. Es gibt drei Sternwanderungen und vor Ort eine Rundwanderung.