In den Morgenstunden kam es im Münchner Norden zu einem Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr. Die Wiesn wurden wegen einer Bombendrohung stundenlang geschlossen. Was ist passiert?

Großeinsatz in München-Lerchenau: Was passiert ist
Ein Brand in einem Einfamilienhaus im Bereich Lerchenau ist Grund für den Großeinsatz. Anwohner berichteten zudem von einer Explosion. Sie hörten Knallgeräusche, wie eine Polizeisprecherin dem BR sagte. Eine Anwohnerin soll von einer beißenden Rauchwolke berichtet haben. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Vormittag mitteilte, sind bei dem Großeinsatz Sprengfallen gefunden worden. Zur Entschärfung wurden Spezialkräfte hinzugezogen, wie die Polizei auf X mitteilte.
Die Polizei geht nach ersten Ermittlungen davon aus, dass das Haus im Rahmen eines Familienstreits in Brand gesetzt wurde. Ein 57-jähriger Tatverdächtiger aus Starnberg wurde an einem nahegelegenen See aufgefunden – er soll sich das Leben genommen haben. Im Verlauf der Tat soll es nach ersten Erkenntnissen zwei Verletzte gegeben haben: die 81-jährige Mutter sowie die 21-jährige Tochter des Verdächtigen. Sie erlitten mittelschwere und leichte Verletzungen und werden im Krankenhaus behandelt. Mittels einer Drohne entdeckten die Einsatzkräfte eine tote Person in dem brennenden Haus, die aber noch nicht identifiziert werden konnte – es wird davon ausgegangen, dass es sich um den 90-jährigen Vater des Verdächtigen handelt. Der Tatverdächtige war von einem Polizeihubschrauber noch in der Nähe des Tatorts gesehen worden. Dieser ergriff daraufhin die Flucht.
Dass es im Zuge des Einsatzes auch zu Auswirkungen für das Oktoberfest kam, hing mit einer Sprengstoff-Drohung für das Festgelände zusammen, die vom Tatverdächtigen verfasst worden ist. Dieser hatte einer Nachbarin ein entsprechendes Schreiben in den Briefkasten geworfen. Man müsse die Drohung ernst nehmen, sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Das Risiko könne man nicht eingehen, sagte der OB laut BR.
Wiesn: Sprengstoffhunde sollen das Gelände absuchen
„Aktuell ermitteln wir in alle Richtungen. Mögliche Zusammenhänge mit anderen Orten in München werden geprüft, darunter auch die Theresienwiese. Aus diesem Grund verzögert sich die Öffnung des Festgeländes“, teilte die Polizei in den Morgenstunden auf X mit. Laut Polizei wurde „eine unspezifische Sprengstoffandrohung“ für die Theresienwiese gefunden. In der Stadt seien keine weiteren Örtlichkeiten bedroht.
Die Behörden suchten nach möglichst vielen Sprengstoffhunden, um das Oktoberfestgelände abzusuchen. Wie die dpa aus Sicherheitskreisen erfuhr, mussten die Tiere das Gelände mehrfach absuchen. Schließlich gab die Polizei Entwarnung am späten Nachmittag Entwarnung. Münchens OB verkündete auf Instagram, dass das Oktoberfest am Mittwoch um 17.30 Uhr wieder öffnen könne.
Die Arbeit von Einsatzkräften vor Ort dauerten den ganzen Tag über an. Einsatzkräfte der Feuerwehr konnten das Feuer des Hauses wegen möglicher Sprengfallen nicht löschen. Daher brannte es weiter. Die Polizei spricht von 500 Einsatzkräften, die am Mittwoch wegen der Bedrohungslage im Einsatz waren.
Bei der Feuerwehr war am frühen Morgen um 4.41 Uhr ein Notruf eingegangen, so die dpa. Anwohner berichteten von explosionsartigen Geräuschen oder Schüssen und sahen die Flammen. „Gegen circa fünf Uhr aufgewacht, weil es ein paar Mal gescheppert hat“, sagte ein Anwohner laut des Berichts. „Aufgestanden, nachgeschaut, und dann hat‘s gebrannt.“ Eine weitere Anwohnerin berichtete von einer beißenden Rauchwolke. „Es wird alles evakuiert, die ganze Straße“, sagte eine Frau. In umliegenden Straßen seien laut Polizei mehrere Autos angezündet worden.

Berichte von Totem und Schüssen nicht bestätigt
Der Einsatz ist noch immer im Gange, zwischenzeitlich mussten S-Bahnen und Busse umgeleitet werden. Der Bereich soll laut Polizei weiträumig umfahren werden. Demnach berichteten Augenzeugen von Dutzenden Polizeiwagen und einem Hubschrauber. Rund 80 Bewohnerinnen und Bewohner aus der Nachbarschaft mussten aus ihren Häusern evakuiert werden.

Polizei prüft Zusammenhang mit Antifa
Nach dem Brand prüfte die Polizei eigenen Angaben zufolge auch einen Zusammenhang mit der Antifa. Auf der Website „indymedia.org“ wurde am frühen Morgen ein Text gepostet mit dem Titel „Antifa heißt Angriff“. Darin hieß es: „In den frühen Morgenstunden haben wir im Münchner Norden einige Luxuskarren abgefackelt und Hausbesuche abgestattet. Zudem ging für einen Fascho sein Morgenspaziergang nicht besonders gut aus.“ Am Nachmittag teilte die Polizei dann auf X mit, dass es sich bei dem Post offenbar um Trittbrettfahrer handele. Seitens des Tatverdächtigen bestehe kein Bezug zur Antifa und es gebe keine Hinweise, dass an anderen Orten in München eine Gefahr bestehe. Der Verdächtige war bislang nicht polizeilich in Erscheinung getreten.
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