Turbulent – so lässt sich die Wiesen in diesem Jahr wohl am besten beschreiben. Insgesamt besuchten 6,5 Millionen Menschen das Oktoberfest – und damit etwas weniger als im Vorjahr mit 6,7 Millionen Gästen. Die gesunkenen Besucherzahlen sind vermutlich auf die Einlasssperren zurückzuführen. Das Festgelände musste zweimal wegen Überfüllung kurzfristig geschlossen werden. Eine dritte Sperrung, die sich fast über den gesamten Tag erstreckte, erfolgte aufgrund einer möglichen Bombendrohung. Insgesamt ziehen aber sowohl die Festleitung als auch die Schausteller, Marktkaufleute und Festzeltwirte eine positive Bilanz.
Der Einlass zum Oktoberfest musste zweimal wegen Überfüllung gestoppt werden
„Für mich war es eine Achterbahn-Wiesn“, sagt der Münchner Wirtschaftsreferent Christian Scharpf (SPD). Erstmals musste das Festgelände am sogenannten Italiener-Samstag für eine halbe Stunde geschlossen werden. Zum Tischwechsel um 17 Uhr stauten sich die Besucherströme, sodass rund 300.000 Menschen die Durch- und Ausgangswege blockierten. Erst nach etwa einer Stunde entspannte sich die Lage wieder. Etliche Menschen berichteten von Panikzuständen.
Kritik gab es in mehreren Punkten – unter anderem an einer unzureichenden Besucherzählung und an mangelhafter Kommunikation. „Hauptgrund war, dass wir es einfach zu spät erkannt haben“, sagt Wiesn-Chef Scharpf. „Wir werden alles tun, damit sich eine derartige Situation nicht wiederholt.“
Auch am Tag der Deutschen Einheit, dem besucherstärksten Tag des Oktoberfestes 2025, strömten so viele Gäste auf das Festgelände, dass der Einlass ab 17 Uhr für rund eine Stunde geschlossen werden musste. Bereits am Nachmittag schlossen die Bierzelte für Gäste ohne Reservierung. Wegen des starken Andrangs wurden zudem die Haupteingänge an der U-Bahn-Station Theresienwiese zeitweise geschlossen.
Nach einer potenziellen Bombendrohung blieb das Festgelände tagsüber geschlossen
Die Sperrung am zweiten Wiesn-Mittwoch wegen eines Bombenalarms war unvermeidbar. Ein 57-Jähriger hatte am frühen Morgen im Münchner Norden seine Eltern und seine Tochter angegriffen. Er hatte zudem das Elternhaus sowie mehrere Autos angezündet und Sprengfallen gelegt. In einem Brief des toten Tatverdächtigen stand: „Geht nicht auf die Wiesn. Es könnte ein bombiges Erlebnis geben.“ Aus Sicherheitsgründen blieb das Festgelände bis zum Abend geschlossen, damit Einsatzkräfte das Gelände gründlich durchsuchen konnten.

Trotz dieser Gefährdungen spricht die Festleitung unter Wiesn-Chef Christian Scharpf von einer erfolgreichen Wiesn. Pro Tag besuchten zwischen 200.000 und 250.000 Menschen das Festgelände. Rund 21 Prozent kamen aus dem Ausland – vor allem aus den USA, Italien, Österreich, Polen, Schweden, Großbritannien, Spanien, Frankreich und Indien.
Beim Bier verzeichnen die Wirte ein Minus, beim Essen dagegen ein Plus zum Vorjahr
Trotz der Verluste durch die Wiesensperrungen zeigten sich Wiesnwirte, Schausteller und Marktkaufleute zum Abschluss des Festes zufrieden. Bei den Speisen – ohne Hendl – verzeichneten die kleinen Festzeltbetreiber ein Plus von rund vier, die großen Betriebe von etwa sechs Prozent. In diesem Jahr wurden rund 6,5 Millionen Liter Bier ausgeschenkt, im vergangenen Jahr waren es etwa 7 Millionen Liter. Den rund 30 Polizeihunden, die nach der Bombendrohung das Gelände fleißig durchsucht hatten, dankten die Wiesn-Wirte auf ihre Weise: Pro Tier gab es jeweils 100-Euro-Gutscheine für die Hundestaffel.
Insgesamt blieben laut Polizei die Einsatzzahlen auf Vorjahresniveau. 784 Straftaten und Ordnungswidrigkeiten seien angezeigt worden, hauptsächlich Körperverletzungsdelikte. Die angezeigten Sexualdelikte stiegen von 56 im Jahr 2024 auf 72 in diesem Jahr, darunter zehn Upskirting-Fälle und fünf Vergewaltigungen. 2024 waren es zwei, 2023 sechs. Bei den 148 Rauschgiftdelikten ging es meist um Kokain. Polizeisprecher Thomas Schelshorn spricht allerdings von einem „exorbitanten“ Anstieg bei Verkehrsdelikten. 438 im Vergleich zu 322 im vergangenen Jahr – einen Großteil dieser Verstöße verursachten E-Scooter-Fahrer.
Der Anstich-Tag war mit 31 Grad der heißeste Oktoberfesttag in der Geschichte
Das erhöhte Einsatzaufkommen der Rettungskräfte von 28 Prozent ist unter anderem auf die Rekordhitze am Eröffnungswochenende zurückzuführen. Mit 31 Grad war der Anstich-Tag der bislang heißeste Tag in der Geschichte des Oktoberfests. Auch bei den „Alkoholleichen“ ist mit 6824 Patienten ein Plus zum Vorjahr zu erkennen. Der höchste Atemalkoholwert in diesem Jahr lag bei 3,8 Promille.
Wie jedes Jahr wurde auf dem Festgelände wieder viel zurückgelassen. Dazu gehörten rund 764 Tonnen Abfall, die bis Freitag anfielen – 12,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Aber auch die 4.500 Fundsachen. Neben den Klassikern wie 1.100 Kleidungsstücken, 800 Geldbeuteln, 600 Ausweisen, 400 Smartphones, 370 Schlüsseln und den 280 Brillen oder Sonnenbrillen wurden unter anderem eine Krücke, ein Möbelhausgutschein über 299 Euro und zwei linke Trachtenschuhe abgegeben. Bisher fanden rund 900 Stücke ihren Weg zurück zur Besitzerin oder zum Besitzer. (mit dpa)
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