Diese Meldung aus dem Tiergarten Nürnberg sorgt für Aufsehen – und zwar nicht nur unter Tierschützern: Der Zoo will seine Pavian-Population verringern und plant, einige der gesunden Tiere zu töten, weil es im Gehege zu voll wird. Seit Wochen ist das Thema in den Schlagzeilen und hat jetzt auch Aktivisten auf den Plan gerufen: Mitglieder der Gruppe Animal Rebellion haben sich am Sonntag am Gehege der Paviane angekettet und mit Transparenten gegen deren Tötung demonstriert.
Aktivisten protestieren im Tiergarten Nürnberg gegen Pavian-Tötungen
Wie die Nürnberger Polizei mitteilt, hatte sich die Gruppe gegen 12 Uhr mittags an dem Gehege niedergelassen. Als eine Polizeistreife eintraf, waren sechs Aktivisten vor Ort, von denen sich fünf ans Geländer des Geheges festgebunden hatten. Die Protestierenden hatten sich demnach einem stillen Protest verschrieben. Deshalb weigerten sie sich, mit dem Leiter des Tierparks oder den Einsatzkräften der Polizei zu sprechen und schwiegen reaktionslos. Weder auf die Aufforderung, den Tiergarten zu verlassen gingen sie ein – noch auf den Vorschlag, eine Versammlungsfläche außerhalb des Zoogeländes zu nutzen.

Wie sich herausstellte, war die Aktion der Tierschützer nicht angemeldet. Eine Sprecherin von Animal Rebellion sagte gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, man befürchte, dass die Pavian-Tötung in Nürnberg zum Präzedenzfall werde und sich die Tötung von gesunden Zootieren damit normalisiere. „Wir wollen die Tötung von 20 Pavianen verhindern. Dafür wollen wir die Lage eskalieren lassen“, wird Emilia Schüler vom BR zitiert.

Tiergarten-Leiter beklagt fehlenden Dialog zwischen Aktivisten und Zoo
Der Leiter des Tiergartens Dag Encke beklagte gegenüber dem Sender den fehlenden Dialog. Zwar sei ein gewaltfreier Protest für ihn in Ordnung. Jedoch habe er kein Verständnis dafür, dass die Aktivisten nicht mit ihm in den Austausch gehen: „Ich denke, wir haben sehr gute Gründe für unsere Argumentationen. Und wenn die ignoriert werden, sind wir in einer vernunftfreien Gesellschaft ohne Dialog und das funktioniert einfach nicht“, so Encke gegenüber dem BR.
Da der Tiergarten am Sonntag nicht allzu stark frequentiert war und Besucher durch die Aktion kaum gestört wurden, entschieden sich Tiergartenleitung und Polizei Nürnberg, den Protest der Aktivisten zunächst weiter zu beobachten. Die Einsatzkräfte verzichteten darauf, die Ketten der Aktivisten zu durchtrennen. Wie sich herausstellte, war es eine Frage der Zeit: Gegen 15 Uhr beendete erst die nicht angekettete Teilnehmerin ihren Protest. Sie wurde von der Polizei festgenommen und nach der Aufnahme des Sachverhalts wieder entlassen.

Proteste im Tiergarten Nürnberg: Animal Rebellion demonstriert gegen Pavian-Tötungen
Als am Abend die Schließung des Tiergartens näher rückte, forderte die Polizei die Aktivisten erneut auf, ihre Ketten zu lösen und das Gelände zu verlassen. Gegen 18.45 Uhr lösten die Beteiligten freiwillig selbst ihre Schlösser, gaben sich bei der Polizei zu erkennen und machten Angaben zu ihrer Aktion. Die sechs Personen müssen sich nun wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs strafrechtlich verantworten. Zudem werden mögliche Verstöße gegen das Versammlungsrecht geprüft.
Die geplante Tötung der Paviane im Tiergarten Nürnberg sorgt seit Wochen für Schlagzeilen. Der Zoo versucht seit Jahren, die Population der Paviane kleinzuhalten. Auch andere Zoos und Einrichtungen wurden angefragt, ob sie die Tiere aufnehmen. Es gab Angebote aus Großbritannien, Österreich und Indien – am Ende kamen aber keine Einigungen zustande. So wird der Abschuss der Paviane wahrscheinlicher.
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