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Tierheime in Bayerisch-Schwaben überfüllt: „Tierflut“ nach Corona

Tierheime

Während Corona gekauft, nun nicht mehr gewollt: Heime kämpfen weiter mit Tierflut

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    Die Tierheime in Schwaben sehen sich vielen Herausforderungen gegenüber und haben ein großes Problem: Geldmangel.
    Die Tierheime in Schwaben sehen sich vielen Herausforderungen gegenüber und haben ein großes Problem: Geldmangel. Foto: Uwe Anspach, dpa

    Corona beherrscht schon lange nicht mehr den Alltag. In Tierheimen aber ist die Pandemie noch zu spüren. Und zwar in Form einer „Tierflut“. Davon berichtet etwa Harald Eberhard, Vorsitzender des Tierschutzvereins Kaufbeuren, der das Tierheim in Beckstetten im Ostallgäu betreibt. Während der Pandemie, in der man möglichst die eigenen vier Wände nicht verlassen sollte und Reisen kaum möglich waren, hätten sich viele Menschen Haustiere zugelegt. Nun wachse der Wunsch nach Freiheit wieder – und einige Besitzer wollten ihre Tiere wieder loswerden. Was den Heimen zu schaffen mache.

    Das Problem war kürzlich Thema eines Treffens Eberhards mit Kolleginnen und Kollegen aus ganz Schwaben. Dabei ging es insbesondere um eine engere Zusammenarbeit der Einrichtungen. Vielen reicht das Geld nicht, das sie zur Verfügung haben. Eberhard rechnet für sein Tierheim vor: Von den Städten und Gemeinden, für die die Einrichtung zuständig ist, erhält er jährlich etwa 120.000 Euro. Kommunen sind gesetzlich verpflichtet, sich um Fundtiere zu kümmern. Die meisten geben diese Aufgabe an Tierheime ab und zahlen dafür. 60.000 Euro nimmt das Beckstettener Haus zudem jedes Jahr dadurch ein, dass es Tiere vermittelt. Und etwa 6000 Euro erhält es pro Jahr, weil Menschen ihre Tiere dort abgeben – und dafür zahlen müssen. Macht 186.000 Euro.

    Demgegenüber stehen Kosten von mindestens 540.000 Euro, unter anderem für Personal, Strom, Tierarzt und Futter. So bleibt nicht nur Eberhard nichts anderes übrig, als auch über Spendenaktionen zu versuchen, Geld einzunehmen. Die Einrichtungen fordern nun, dass Kommunen mehr zahlen müssen. Viele zahlten pro Einwohner 60 Cent, erklärt Eberhard. Das sei zu wenig. „Die guten Kommunen zahlen einen Euro pro Einwohner, Kaufbeuren zum Beispiel.“ Aber auch das sei zu wenig. Markus Reichart, Bezirksverbandsvorsitzender des Bayerischen Gemeindetags, hält die Forderung für angemessen, dass Kommunen Tierheime besser unterstützen sollten. Man müsse nur mal überlegen, was wäre, wenn es keine Tierheime mehr gäbe, sagt er. „Dann müsste sich jede Kommune selbst darum kümmern, das wäre viel teurer.“

    Besondere Tricks machen manchen Tierheimen das Leben zusätzlich schwer

    Doch statt Tierheimen mehr Geld zu geben, probierten einige Kommunen, die Einrichtungen gegeneinander auszuspielen, sagt Harald Eberhard. Wie das? Städte und Gemeinden, die sich nicht per Vertrag an ein Tierheim gebunden haben, erhalten eine Rechnung, wenn Fundtiere aus ihrem Bereich aufgenommen werden. Einige versuchten, diese Kosten zu drücken. Zum Beispiel, indem sie behaupteten, dass ein anderes Heim aus der Nähe weniger Geld für gleiche Leistungen verlange, so Eberhard. Um dem einen Riegel vorzuschieben, wollen viele der schwäbischen Tierheime jetzt ihre Tarife miteinander abstimmen.

    Die Forderung: Mehr Kastrationen gegen die „Tierflut“

    Die Einrichtungen haben auch eine Idee, wie Kommunen Geld sparen könnten: Sie müssten die Katzenschutzverordnung umsetzen. Wo diese gilt, sind Besitzer frei laufender Katzen verpflichtet, ihre Tiere kastrieren zu lassen, damit sie sich nicht unkontrolliert fortpflanzen können. Auf diese Weise würden Tierheime mittelfristig erheblich entlastet. In Schwaben gibt es nur eine Handvoll Kommunen, in denen die Verordnung gilt.

    Unter anderem das Oberallgäu hat sich mit dem Thema bereits beschäftigt. Eine Sprecherin des Landratsamts wies dabei auf ein Problem hin: Es müsse nachgewiesen werden, dass es viele frei laufende oder wilde Katzen in einem Gebiet gibt. Und dass es diesen Tieren aufgrund der hohen Population nicht gut geht. Etwa, weil sie zu wenig zu fressen finden oder krank sind. Dazu jedoch fehlten Daten.

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