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Mehr Gehalt bei keinem Krankheitstag: Diese Firmen zahlen eine „Anwesenheitsprämie“

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Mehr Gehalt bei keinem Krankheitstag: Diese Firmen zahlen eine „Anwesenheitsprämie“

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    Angeschlagen zur Arbeit? Manchmal der einzige Weg, um eine sogenannte „Anwesenheitsprämie“ zu erhalten.
    Angeschlagen zur Arbeit? Manchmal der einzige Weg, um eine sogenannte „Anwesenheitsprämie“ zu erhalten. Foto: auremar, stock.adobe.com (Symbolfoto)

    Einmal das ganze Jahr nicht krank – und dafür extra Geld aufs Konto? Was einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Chance sehen, ihr Gehalt aufzubessern – schließlich stiegen die Gehälter in Deutschland zuletzt langsamer als erwartet – ist tatsächlich dazu da, um den Krankenstand zu senken. Wer keinen Tag fehlt, bekommt Geld in Form einer „Anwesenheitsprämie“ – wer krank ist, geht leer aus. Was als Anreiz gedacht ist, sorgt für Diskussionen: Fördern solche Boni wirklich die Motivation? Und welche Firmen setzen auf diese Prämie?

    Was ist eine Anwesenheitsprämie – und wie funktioniert sie?

    Eine Anwesenheitsprämie ist laut dem WDR eine finanzielle Sonderleistung, die Arbeitnehmer erhalten, wenn sie wenig bis gar nicht krank sind. Sie wird zusätzlich zum regulären Lohn oder Gehalt gezahlt und dient als finanzieller Anreiz, um die Zahl der krankheitsbedingten Fehltage zu reduzieren. Ziel ist es, den Krankenstand zu senken und so Kosten für Lohnfortzahlungen zu sparen sowie die Verlässlichkeit und Pünktlichkeit der Mitarbeiter zu fördern.

    Die Ausgestaltung einer Anwesenheitsprämie kann variieren und wird in der Regel durch individuelle Arbeitsverträge, Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge geregelt.

    Welche Firmen zahlen eine Anwesenheitsprämie – und wie viel?

    Mehrere Unternehmen in Deutschland zahlen ihren Mitarbeitern eine Anwesenheitsprämie. Die folgenden Informationen über die Prämien basieren auf Anfragen von bild.de, merkur.de, SWR und WDR bei Pressestellen, Personalabteilungen oder Recruiting-Firmen und können je nach Vertrag abweichen. Für Zeitarbeitsfirmen gelten die Prämien nicht automatisch.

    Hier sind einige Beispiele für Firmen, die Anwesenheitsprämien zahlen, und die Höhe der Prämien:

    • Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG): Zahlt bis zu 1000 Euro pro Jahr. Die Prämie wird pro Quartal in Höhe von 250 Euro gezahlt, wenn keine krankheitsbedingten Fehltage vorliegen. Bei bis zu zwei Krankheitstagen gibt es noch 200 Euro, bei drei bis vier Tagen 125 Euro.
    • Tesla: Führt offenbar ein Pilotprojekt durch, bei dem Mitarbeiter, die den „Gold-Status“ erreichen, eine Prämie von 1000 Euro erhalten sollen. Für Mitarbeiter, die häufiger krank sind, soll es laut einer exklusiven Handelsblatt-Recherche zudem Konsequenzen geben.
    • I-SEC (Sicherheitsdienstleister am Flughafen Frankfurt): Zahlt eine tägliche Anwesenheitsprämie von 2,50 Euro, was monatlich bis zu 50 Euro netto ergibt.
    • Hamburger Hochbahn: Zahlt ihren Mitarbeitern 615,62 Euro pro Halbjahr. Ein Abzug erfolgt erst ab dem dritten Krankenarbeitstag im Halbjahr, und ab dem 17. Krankenarbeitstag wird keine Prämie mehr ausgeschüttet.
    • TruckHero (Logistikunternehmen): Zahlt monatlich 200 Euro zusätzlich zum Gehalt, wenn keine krankheitsbedingten Ausfälle vorliegen.
    • Heidelberger Druck (Maschinenbauer): Hat laut Bericht unter rund 1100 Mitarbeitern ohne Krankentage dreimal 800 Euro netto verlost, um Wertschätzung auszudrücken und den Krankenstand zu senken.

    Aus den Berichten geht zudem hervor, dass auch Unternehmen wie die SGM – Sicherheitsgesellschaft am Flughafen München, die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), Nemera (Pharmaunternehmen) und die PS Union Group (Automobilbranche) offenbar ebenfalls Anwesenheitsprämien zahlen. Deren genaue Höhe ist allerdings nicht bekannt.

    Übrigens: Viele Menschen wissen nicht, dass ihr Vorname die Höhe ihres Gehalts beeinflussen kann. Zudem gibt es sechs Faktoren, die dabei helfen, ein sechsstelliges Gehalt zu erzielen. Einer davon ist die Unternehmensgröße.

    Darf mein Arbeitgeber so eine Prämie zahlen – und an Bedingungen knüpfen?

    Laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund dürfen Arbeitgeber grundsätzlich eine Anwesenheitsprämie zahlen und diese auch an Bedingungen knüpfen. Es gibt im deutschen Arbeitsrecht allerdings keine speziellen gesetzlichen Vorschriften, die Anwesenheitsprämien regeln. Die rechtliche Grundlage hierfür ist in der Regel ein individueller Arbeitsvertrag, eine Betriebsvereinbarung oder ein Tarifvertrag. Es handelt sich bei der Prämie immer um eine Sonderleistung, die zusätzlich zum Lohn oder Gehalt gezahlt wird, um Fehlzeiten zu verringern. Der Arbeitgeber darf eine solche Sondervergütung bei krankheitsbedingten Ausfallzeiten kürzen, dies ist jedoch nur in engen gesetzlichen Grenzen zulässig, wie der DGB-Rechtsschutz erklärt. Die Kürzung darf maximal ein Viertel eines durchschnittlichen Tageslohns pro Krankheitstag betragen.

    Jede Vereinbarung, die für die Beschäftigten ungünstiger ist, wäre demnach unwirksam.

    Was sagen Arbeitgeber – und was Kritiker?

    Die Anwesenheitsprämie hat auf der Arbeitgeberseite zahlreiche Anhänger und dient aus ihrer Sicht dazu, Krankheitstage zu reduzieren und somit die hohen Kosten für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu senken. Unternehmen wie die Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG) und die Hamburger Hochbahn nutzen sie laut WDR auch dazu, Ausfälle sowie Verspätungen, die oft durch Personalmangel und hohe Krankenstände entstehen, zu vermeiden. Zudem sollen Prämien die Verlässlichkeit und Pünktlichkeit der Mitarbeiter fördern und dazu beitragen, qualifiziertes Personal an das Unternehmen zu binden. Einige Arbeitgeber sehen darin auch eine Form der Wertschätzung für Mitarbeiter, die durchgängig anwesend sind und ihren Dienst ohne Fehltage verrichten. Beispielsweise betonte der Vorstandschef von Heidelberger Druck, Jürgen Otto, in der Rhein-Neckar-Zeitung, dass man mit der Regelung in seinem Unternehmen nicht verfolgen und bestrafen, sondern Wertschätzung ausdrücken wolle.

    Kritiker sehen jedoch erhebliche Risiken und negative Folgen dieser Prämienmodelle. Der zentrale Kritikpunkt ist die Förderung des sogenannten „Präsentismus“. Darunter versteht man laut einem Beitrag des DGB Rechtsschutz, dass Mitarbeiter trotz Krankheit zur Arbeit erscheinen. Dies kann ihre eigene Genesung verzögern und den Gesundheitszustand verschlechtern. Zudem könnte die Gefahr der Ansteckung steigen, was zu einer Krankheitswelle im Betrieb führen und die Krankheitstage letztlich explodieren lassen könnte. Der DGB erklärt mit Verweis auf Zahlen einer Unternehmensberatung, dass die Kosten des Präsentismus für ein Unternehmen schnell doppelt so hoch ausfallen können wie die der reinen Fehlzeiten durch Krankheit.

    Des Weiteren wird die Prämie von Mitarbeitern häufig als ungerecht und moralisch fragwürdig empfunden. Ein Busfahrer aus Aachen findet in einem WDR-Beitrag, dass Gesundheit nicht erkauft werden kann und fürchtet Unmut in der Belegschaft bei Einführung einer solchen Prämie. Und Arbeitsrechtler Michael Felser warnt, dass die Einführung einer solchen Prämie Misstrauen gegenüber den Arbeitnehmern ausdrückt, da sie impliziert, dass diese ohne Prämie „krank machen“ würden. Dies könne sich negativ auf das Betriebsklima auswirken und die Leistung mindern.

    Auch Gewerkschaften wie Verdi betrachten die Prämie als „Irrweg“. Sie argumentieren, dass die nachhaltige Senkung des Krankenstandes nicht durch finanzielle Anreize, sondern durch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen erreicht werden sollte. Laut Fachanwalt Nils Wigger, seien angenehmere Dienstpläne, ein gutes Arbeitsklima und Angebote zur Gesundheitsförderung sowie ein betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) weitaus wirksamere Maßnahmen, um Fehlzeiten zu reduzieren. Dies sagte er gegenüber dem Handwerksblatt. Anwaltskollege Felser fasste gegenüber dem WDR zusammen: „Wenn Arbeitnehmer sich freuen, zur Arbeit zu gehen, machen sie weniger ‚blau‘. Sie feiern nicht nur weniger krank, sie werden auch seltener krank.“

    Übrigens: Zwischen Männern und Frauen gibt es Unterschiede, was die Bereitwilligkeit angeht, über Gehalt zu sprechen. Eines der Geschlechter neigt außerdem dazu, eher zu lügen, wenn es ums Gehalt geht. Unser Wunsch nach mehr Gehalt wird häufig davon beeinflusst, wie viel wir glauben, mit 20 oder 40 Jahren verdienen zu müssen. Es existieren auch klare Grenzwerte dafür, ob das eigene Nettogehalt einen zu den reichsten vier Prozent Deutschlands macht. Ein hohes Gehalt allein macht allerdings nicht glücklich – es ist aber ein wichtiger Faktor.

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