Grau, kühl und nass: Bei so einem Wetter kann der Sommerurlaub tatsächlich und sprichwörtlich ins Wasser fallen. Wenn Urlauber in der Ferienwohnung sitzen, sehen sie bei Mistwetter ihre Ferienträume quasi wegschwimmen, wenn sie aus dem Fenster schauen. Reisekoller ist dann vorprogrammiert – es sei denn, man ändert seine Sicht auf die Dinge.
Wie das gelingen kann, weiß eine Trainerin für Positive Psychologie vielleicht mit am besten. Als Dorothee Salchow in ihrem Griechenlandurlaub ans Telefon geht, regnet es dort. Wie passend. Regen im Sommerurlaub, das ist nun wirklich ärgerlich. Zeit, ein paar Strategien selbst anzuwenden?
«Mir geht es gut», beruhigt Salchow. Die Tage vorher habe die Sonne geschienen, und es sei auch schon wieder gutes Wetter angesagt: «Ich habe nichts zu beklagen.» Und dann geht es um die Urlauber, bei denen es wettermäßig vielleicht keinen Lichtblick gibt.
Frau Salchow, der Sommer war nicht überall so schön wie in Griechenland. Angenommen eine Familie fährt an die Ostsee, malt sich eine Woche Strandurlaub aus - und dann regnet es die ganze Zeit. Wie soll man da keine mentale Krise bekommen?
Dorothee Salchow: Ich kann jeden verstehen, der dann enttäuscht ist. Wenn die eigenen Vorstellungen so in sich zusammenfallen, muss man damit erst mal umgehen. Das ist wirklich blöd – was will man dazu anderes sagen?
Und das ist auch schon der erste Tipp: Sich genau das einzugestehen. Dass das blöd ist, dass man enttäuscht ist und dass man über diesen Frust spricht. Das ist ein Schritt, den wir oft überspringen. Man darf aber erst mal enttäuscht sein und muss das auch nicht überspielen.
Das bedeutet nicht, dass man in diesem Gefühl verharren muss. Aber es für den Moment einmal anzuerkennen – das ist wichtig. Denn mit unterdrückten, negativen Emotionen ist das wie mit einem Strandball, den man mit den Händen unter Wasser hält: Irgendwann kommt der Ball mit ganz viel Kraft wieder aus dem Wasser hochgeschossen.
Ist es schwer umzuschalten, wenn man sich den Urlaub so anders ausgemalt hat?
Salchow: Ich bin auch Rechtsanwältin und in unserer Kanzlei wird auch sehr viel im Reiserecht bearbeitet. Das sind die Fälle, in denen es um die eigentlich schönsten Wochen im Jahr geht, während denen Menschen enttäuscht wurden. Fakt ist: Selbst, wenn es Geld zurückgibt - niemand wird uns den Ärger, den wir innerlich erleben, gutmachen oder ersetzen.
Es ist unsere Entscheidung, ob wir uns die ganze Zeit im Urlaub ärgern oder ob wir gestalten: Wie wollen wir mit diesen Umständen umgehen, die vielleicht nicht so sind wie in unseren Vorstellungen, damit es für unsere Stimmung und Erholung dennoch gut ist?
Was raten Sie?
Ein Ansatz ist, nach Mikromomenten zu schauen, also kleinen Momenten der Freude. Entdecken wir vielleicht die Freude am Kartenspielen oder erfinden wir gemeinsam ein Spiel? Entdecken wir die Freude an einem Regenspaziergang? Finden wir ein schönes Museum in der Gegend, oder eine Soccerhalle, um drinnen Fußball zu spielen? Was auch immer es ist: Es geht darum, Ideen zu entwickeln, was man gemeinsam tun kann, damit es allen gutgeht.
Zudem empfehle ich neben diesen Mikromomenten, auch mal innezuhalten und darüber nachzudenken: «Wie möchte ich in zwei Monaten oder in zwei Jahren über diesen Urlaub denken?» Das kann auch helfen, den Schalter umzulegen – weg vom Ärger, hin zum Fokus auf das Gute.
ZUR PERSON: Dorothee Salchow, 49, führt eine Kanzlei in Hamburg. Die studierte Juristin ist ausgebildete Trainerin für Positive Psychologie und Coachin für Führungskräfte.

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