Wie viel Geld Versicherte im Alter bekommen, hängt von mehreren Faktoren ab. Eine der wichtigsten sind die Beitragszahlungen während der Erwerbstätigkeit. Hier gilt die Regel: Je mehr und je länger man einzahlt, desto mehr Rente bekommt man. Wie viel Rente man einmal erhält, lässt sich zum einen ausrechnen, zum anderen auch in einem Online-Portal einsehen. Dass die Rentenhöhe aber nicht immer stimmt, behauptet nun ein Rentenberater. Bis zu 40 Prozent der Rentenbescheide sollen falsch sein. Die Deutsche Rentenversicherung nimmt Stellung.
Rente: Bekommen Seniorinnen und Senioren zu wenig Rente?
Wer das Renteneintrittsalter erreicht hat, beantragt seine Rente und geht in der Regel davon aus, dass der Rentenbescheid der gesetzlichen Rentenversicherung stimmt. Rentenberater Christian Lindner hat andere Erfahrungen gemacht. Bei der Überprüfung von Rentenanträgen und -bescheiden findet er nach eigenen Angaben oft Fehler. „Man kann sich nicht darauf verlassen, dass der Rentenbescheid richtig ist“, sagt Lindner gegenüber dem Tagesspiegel.
„Von den Bescheiden, die wir kontrollieren, sind rund 40 Prozent falsch“, schildert der Diplom-Volkswirt die Situation. „Die Fehler gehen fast immer zu Lasten der Rentner“, erklärt Lindner weiter. „Ich kann daher nur jedem raten: Lassen Sie Ihren Rentenbescheid überprüfen“. Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Lindner mit dem Thema Rente, ist seit 1990 als Rentenberater tätig und leitet ein Rentenberatungsbüro in Dresden.
Die Deutsche Rentenversicherung hält dagegen und erklärt in einer Mitteilung, dass die Widerspruchsstatistiken eine andere Wahrheit sprechen. 40 Prozent fehlerhafte Rentenbescheide würden nicht stimmen. 2024 wurden demnach zwei Millionen Rentenbescheide erlassen. Davon kam es bei rund 159.000 Fällen zu einem Widerspruchsverfahren. Tatsächlich seien bei lediglich 0,8 Prozent der Widersprüche, also etwa 1200 Fällen, Fehler aufgetreten. In rund 41.900 Fällen (27,1 Prozent der Widersprüche) habe die Deutsche Rentenversicherung die Bescheide von sich aus im sogenannten Abhilfeverfahren korrigiert, weil etwa Unterlagen nachgereicht wurden, die bei der Erteilung des Bescheids noch nicht vorlagen.
Diese Diskrepanz hält Thomas Neumann, Präsident des Bundesverbandes der Rentenberater für plausibel. Die Quote von fehlerhaften Rentenbescheiden bei Rentenberatern sei womöglich damit zu begründen, „dass auf unseren Tischen die kritischeren Fälle landen“, wie er gegenüber dem Tagesspiegel berichtet.
Rente: Warum kann der Rentenbescheid falsch sein?
Wenn ein Rentenbescheid fehlerhaft ist, dann sind in der Regel fehlende Informationen der Grund, wie die Deutsche Rentenversicherung mitteilt. Versicherte sollten daher darauf achten, dass es keine Lücken im Versicherungsverlauf gibt. Es werden der Rentenversicherung außerdem nicht alle Zeiten automatisch gemeldet, die für die Rente wichtig sind. Zum Beispiel müssen Schulzeiten, Studienzeiten und Kindererziehungszeiten individuell beantragt werden.
Weiterhin sollten im Rentenantrag alle Fragen vollständig beantwortet werden und wichtige Änderungen bei persönlichen Verhältnissen sollten der Rentenversicherung schnellstmöglich mitgeteilt werden. Dazu zählt zum Beispiel der Bezug von Sozialleistungen oder der Wechsel des Wohnortes. Schon vor dem Rentenantrag schickt die Rentenversicherung den Versicherungsverlauf an alle Personen, die fünf Beitragsjahre gesammelt und mindestens 27 Jahre alt sind. Versicherte sollten bereits früh prüfen, ob Zeiten fehlen.
Rente: Was kann ich tun, wenn ein Fehler im Rentenbescheid auftaucht?
Versicherte, die vermuten, dass ihr Rentenbescheid fehlerhaft ist, können innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe des Rentenbescheids schriftlich Widerspruch einlegen. Später besteht dann immer noch die Möglichkeit, einen Überprüfungsantrag zu stellen. In jedem Fall braucht es eine Begründung und eventuelle Nachweise, die beigefügt werden müssen.
Rente: Wer kann bei Fragen zum Rentenbescheid helfen?
Versicherte, die Fragen oder Hilfe beim Rentenbescheid brauchen, können sich entweder an eine der vielen bundesweiten Auskunfts- und Beratungsstellen der Deutschen Rentenversicherung wenden oder einen unabhängigen Rentenberater aufsuchen.
Übrigens: Da Rentenbescheide falsch sein können, sollten Versicherte vor der Rente einen Antrag auf Kontenklärung stellen - dieser bringt in vielen Fällen mehr Geld für Rentnerinnen und Rentner ein.
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