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Verspannungen vorbeugen: Wie ersparen wir uns einen Handynacken?

Verspannungen vorbeugen

Wie ersparen wir uns einen Handynacken?

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    Typische Haltung in heutiger Zeit: mit gesenktem Kopf auf das Handy schauen.
    Typische Haltung in heutiger Zeit: mit gesenktem Kopf auf das Handy schauen. Foto: Ricarda Dieckmann/dpa-tmn

    Na, lesen Sie diese Zeilen gerade auf Ihrem Smartphone? Wenn ja, könnte es sein, dass Sie sich gleich ertappt fühlen. Oder halten Sie etwa das Handy ganz vorbildlich auf Augenhöhe, sodass kein unnötiger Zug auf dem Nacken liegt?

    Das tun die wenigsten. Typisch ist ein gesenkter Kopf bei der Handynutzung. Auf Dauer kann es dadurch aber zu schmerzhaften Verspannungen kommen, wovor der Orthopäde und Buchautor Michael Lehnert warnt. Im Interview verrät er, wie man einem Handynacken vorbeugen kann. Und keine Sorge: Sein Rat lautet nicht Digital Detox.

    Frage: Was hat es mit dem Handynacken auf sich?

    Michael Lehnert: Wenn wir auf das Handy schauen, das wir in unseren Händen halten, kippt unser Kopf nach vorn. Dadurch haben wir einen permanenten Zug auf den hinteren Bändern und Muskeln des Halses.

    Daraus kann ein Handynacken entstehen. Denn Muskeln, die gezogen werden, möchten immer gern das Gegenteil davon machen: sich zusammenziehen. Dann entsteht das, was im Volksmund Verspannung genannt wird. Patienten sagen dann manchmal: «Ich habe einen eingeklemmten Nerv», was im Übrigen aber nur ganz selten stimmt.

    Ganz sicherlich sind für einen Handynacken die Menschen besonders anfällig, die ihr Handy extrem viel benutzen. Dabei geht es gar nicht immer um soziale Medien oder Spiele. Viele nutzen ihr Handy ja beruflich permanent, weil sie E-Mails schreiben oder Dateien bearbeiten.

    Wir beobachten, dass von einem Handynacken schon mehr junge Menschen als ältere betroffen sind. Wir haben auf einmal in der jüngeren Generation Krankheits- oder Beschwerdephänomene, die wir bisher gar nicht kannten.

    Entwicklungsgeschichtlich ist es übrigens so, dass unsere Muskulatur am hinteren Hals früher mal viel kräftiger war. Als wir noch auf allen Vieren gelaufen sind, mussten wir Hals und Kopf ja ganz anders halten.

    Frage: Was kann ich tun, um mir einen Handynacken zu ersparen - abgesehen davon, die Bildschirmzeit herunterzuschrauben?

    Lehnert: Unsere heutige Zeit ist nun mal, wie sie ist. Wir können versuchen, die Zeit am Smartphone zu reduzieren, aber ganz weglassen können wir es nicht.

    Also können wir das Handy anders einsetzen. Je weiter das Handy vom Körper entfernt ist und je ausgestreckter die Arme sind, umso besser ist das für den Nacken.

    Und wir können unsere Nackenmuskulatur stärken. Eine Übung, die sich dafür eignet: Ich stelle mich gegen eine Wand, lehne meinen Hinterkopf an und presse mit maximalem Druck meinen Hinterkopf für sechs bis sieben Sekunden dagegen. Das wiederhole ich drei- bis fünfmal.

    Über den Tag sollten wir immer wieder versuchen, Gegenbewegungen zu machen, um die Bänder zu entspannen. Also den Kopf in den Nacken zu legen oder zur Seite zu bewegen. Das kann man überall machen - niemandem fällt es auf und keiner lacht darüber.

    Noch ein Tipp: Wenn man sitzt, kann man sich vorstellen, dass man oben am Kopf ein kleines Seil hat, das einen nach oben zieht - ein typisches Bild aus dem Yoga. Dann bin ich gezwungen, Kopf und Hals schön gerade zu halten.

    Frage: Wann sollte ich mir mit einem Handynacken professionelle Hilfe holen?

    Lehnert: Wenn Übungen keinen Benefit mehr bringen oder wenn zusätzliche Symptome dazukommen - zum Beispiel Kribbeln in Händen oder Armen, Schwindelgefühle oder starke Bewegungseinschränkungen.

    Wenn ich beispielsweise beim Autofahren den ganzen Rücken bewegen muss, um den Schulterblick zu machen, dann sollte ich einen Arzt bzw. Physiotherapeuten aufsuchen.

    ZUR PERSON: Michael Lehnert ist Facharzt für Orthopädie und Buchautor in Berlin. Vor kurzem ist sein Buch «Haltung gut, alles gut» (Gräfe und Unzer Verlag) erschienen.

    Michael Lehnert ist Orthopäde und Buchautor.
    Michael Lehnert ist Orthopäde und Buchautor. Foto: Tom Wagner/GU/dpa-tmn
    «Haltung gut, alles gut», Michael Lehnert, Gräfe und Unzer Verlag, 208 Seiten, 20 Euro, ISBN: 978-3-8338-9620-0.
    «Haltung gut, alles gut», Michael Lehnert, Gräfe und Unzer Verlag, 208 Seiten, 20 Euro, ISBN: 978-3-8338-9620-0. Foto: Tom Wagner/GU/dpa-tmn
    Wer viel mit gesenktem Kopf auf sein Handy sieht, kann auf Dauer schmerzhafte Verspannungen bekommen.
    Wer viel mit gesenktem Kopf auf sein Handy sieht, kann auf Dauer schmerzhafte Verspannungen bekommen. Foto: Monique Wüstenhagen/dpa-tmn
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