Ihre siebte Denkmalschutztour führte Sabine Weigand, Sprecherin für Denkmalschutz in der Grünen-Fraktion im Bayerischen Landtag nach Kitzingen. Das Motto der diesjährigen Tour lautete „Die Kirche im Dorf lassen – Transformation sakraler Räume“.
Immer mehr sakrale Gebäude werden nicht mehr für kirchliche Zwecke genutzt. Fachleute gehen davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren jede vierte bis fünfte Kirche leerstehen wird, schreibt der Kitzinger Kreisverband der Grünen in einer Pressemitteilung.
Daher gelte es, neue Nutzungen für Kirchen zu finden. Ziel ihrer Tour sei es, sich einen Überblick über die Situation vor Ort zu verschaffen und praxistaugliche Ideen mitzunehmen, um die politische Debatte voranzutreiben, erklärte MdL Weigand.
In Etwashausen steht die bekannte Heilig-Kreuz-Kapelle, die im Zeitraum 1741 bis 1745 nach Plänen von Balthasar Neumann erbaut wurde. Dr. Jürgen Emmert, Leiter der Abteilung Kunst in der Diözese Würzburg, schwärmte von der „außerordentlichen Eleganz“ dieses Bauwerks, das als „eines der hochwertigsten Gebäude im Landkreis unbedingt im Bewusstsein der Öffentlichkeit gehalten werden muss“.
Gleichwohl hinderte diese Einschätzung die Diözese nicht, die Kapelle in der Kategorisierung ihrer Bauwerke in Stufe E einzuordnen, da sie für das pastorale Leben keine Rolle mehr spielt. Das bedeutet, dass lediglich Maßnahmen, die der Verkehrssicherheit dienen, noch finanziert werden.
Damit ist das Dilemma der Kreuzkapelle und ihres verantwortlichen Pfarrers Gerhard Spöckl formuliert. „In den letzten Jahren fand eine Sanierung der Außenfassade statt. Insgesamt 1,3 Millionen Euro wurden verbaut, mit großer Unterstützung durch den Entschädigungsfonds des Freistaats“, wie Spöckl ausführte. Aber: „Innen fehlt eine Heizung, weswegen eine Nutzung nur im Sommerhalbjahr möglich ist. Gottesdienste finden nicht mehr statt, aber als Hochzeitskirche wird die Kapelle gerne genutzt.“
Sorge um Heilig-Kreuz-Kapelle und Kapuzinerkirche
In der Kitzinger Altstadt schlummert die ehemalige Kapuzinerkirche, Klosterkirche des 1828 profanierten Klosters, im Dornröschenschlaf. Pfarrer Spöckl beklagte Schäden am Dach, die dringend behoben werden müssten, aber die Leistungsfähigkeit der Kirchengemeinde überforderten. Diözesankonservator Dr. Wolfgang Schneider begeisterte sich für die Homogenität der Innenausstattung. Er kündigte an, zum Tag des Offenen Denkmals am 14. September öffentliche Führungen anzubieten.
Weigand regte an, einen Ideenwettbewerb oder eine Machbarkeitsstudie für zukünftige Nutzungen in Auftrag zu geben. Hilfreich könnte auch ein Kommunales Denkmalschutzkonzept (KDK) sein, das hoch gefördert ist und vom Stadtrat beschlossen werden müsste. Kirchen sollten ihrer Meinung nach öffentliche Begegnungsräume bleiben. Lobende Worte gab es für die Diözese Würzburg, die offen mit dieser für die Kirchen schmerzhaften Problematik umgehe.
Der Kitzinger Kreisvorstand Julian Glienke, selbst Benediktinermöch aus Münsterschwarzach, bedankte sich für den Besuch und die Themensetzung. „Die Problematik, die hier auf unsere Gesellschaft zukommt, ist vielen nicht bewusst. Kirchen sind Orte des Glaubens, aber auch wichtige Bezugspunkte der dörflichen oder städtischen Identität. Wenn sie liturgisch nicht mehr genutzt werden können, sollte diese gemeinschaftsbezogene Funktion erhalten werden.“ (abra)
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