Jetzt ist es Gewissheit: 165 Mitarbeiter der Baur–Logistik in Sonnefeld haben betriebsbedingte Kündigungen erhalten. Nachdem ein großer Kunde überraschend gekündigt hatte, war seit Juni über einen Stellenabbau verhandelt worden, wie berichtet. „Vertreter von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite haben sich Anfang August auf einen Sozialplan und Interessenausgleich geeinigt“, teilt Manfred Gawlas, Pressesprecher der Baur-Gruppe, jetzt auf Anfrage mit.
Die Baur-Logistik beschäftigt in Sonnefeld zurzeit rund 350 Mitarbeiter. Zu Spitzenzeiten während der Vollauslastung in der Corona-Pandemie waren es inklusive Zeitkräfte und Leiharbeiter bis zu 750 Beschäftigte.
Kein Ersatz für den Kunden
Hintergrund der Entlassungen ist die außerordentliche und unmittelbare Sonderkündigung des Kunden Personalhop im April. Seit vergangenen Jahr war in Sonnefeld die Logistik-Abwicklung das Multi-Channel-Handelsunternehmen erfolgt. Die Baur-Logistik übernahm dabei die Rolle eines Subunternehmers. Mit der Kündigung zum 30. Juni entfielen die von der Baur-Logistik zu bearbeitenden Mengen, so Manfred Gawlas.
Versuche, neue Kunden zu gewinnen, um die freien Kapazitäten zu füllen, seien nicht erfolgreich gewesen. Auch die anfangs angedachte Möglichkeit, Mitarbeiter in die Baur-Logistik nach Weismain zu versetzen sei nur vereinzelt möglich.
„In den seit Anfang Juni laufenden Gesprächen legten Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite die Eckpunkte für eine sozialverträgliche Gestaltung der Veränderungen am Standort Sonnefeld fest“, erklärte Gawlas. Dabei sei es um Themen wie Sozialauswahl, Abfindungen und Inhalte eines Freiwilligenprogramms für die 165 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegangen, für die keine Möglichkeit einer Weiterbeschäftigung besteht. „Diesen musste mit großem Bedauern das Arbeitsverhältnis betriebsbedingt gekündigt werden“, so Gawlas. Am 8. August informierten Vertreter aus Personal und Logistik sowie des Betriebsrats die Mitarbeitenden am Standort Sonnefeld über die wesentlichen Inhalte des Sozialplans und Interessenausgleichs. Für meisten der betroffenen Beschäftigten seien die betriebsbedingten Kündigungen zum 31. Dezember ausgesprochen worden. Beschäftigte mit längeren Kündigungsfristen müssten das Unternehmen entsprechend später im nächsten Jahr verlassen.
Zur Zukunft des Standorts Sonnefeld sei noch keine Entscheidung getroffen worden. Mit dem Kunden Manufaktum seien die verbleibenden Mitarbeiter ausgelastet, doch längerfristige Aussagen seien zurzeit nicht möglich.
Betriebsrat: Guter Sozialplan
„So bedauerlich die Kündigungen sind, sind wir dennoch froh, einen so guten Sozialplan verhandelt zu haben“, sagte Betriebsratsvorsitzende Doris Forster. Dank der sozialen Einstellung der Geschäftsführung von Baur-Gruppe und dem Mutter-Konzern Otto Group sei es gelungen, vor allem für die älteren und seit längerem Beschäftigten, denen es schwerer falle, eine neue Stelle zu finden, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Zusätzlich zu Sonderzahlungen und einem sehr guten Berechnungsfaktor für die Abfindung nach Berufsjahren bekämen sie Alterszuschläge.
„Natürlich herrscht gedrückte die Stimmung am Standort“, sagte die Betriebsratsvorsitzende. Immerhin sei die Perspektive für die Beschäftigten, die bleiben können, dank des Kunden Manufaktum gut. Allerdings sei das Betriebsgelände sehr groß und zurzeit werde nur eine der Hallen genutzt. Daher stelle sich die Frage, was geschehen sollen, wenn für die leer stehenden nicht bald ein neuer Kunde gefunden werde.
Preiskampf in der Logistik
Das sei angesichts der schlechten Wirtschaftslage und der schwachen Nachfrage im Online-Handel allerdings schwierig. „Jeder Logistiker versucht momentan alles, um Kunden zu halten, das ist ein regelrechter Preiskampf“, beschreibt Doris Forster die Situation.