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ALTENKUNSTADT: Altenkunstadt: Vom Bauerndorf zur Großgemeinde

ALTENKUNSTADT

Altenkunstadt: Vom Bauerndorf zur Großgemeinde

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    Viele kleine Kinder verbrachten im Kinderheim, so wurde der heimische Kindergarten genannt, ihre Zeit. Eine Aufnahme um 1940.
    Viele kleine Kinder verbrachten im Kinderheim, so wurde der heimische Kindergarten genannt, ihre Zeit. Eine Aufnahme um 1940. Foto: Archiv Andreas MotschmannRepros aus: „Gemeinde Altenkunstadt – Im Wandel der Zeit”

    Altenkunstadt als der größte der Gemeinde macht den Abschluss der Vorstellung der Ortsteile. der Gemeinde Altenkunstadt. Er hat knapp 3700 Einwohner, die gesamte Gemeinde insgesamt knapp 5800.

    Ansicht von Altenkunstadt um 1930, im Hintergrund thront der Hausberg Kordigast.
    Ansicht von Altenkunstadt um 1930, im Hintergrund thront der Hausberg Kordigast. Foto: Repros aus: „Gemeinde Altenkunstadt – Im Wandel der Zeit”

    „Aldenkuschd“ ist über 1200 Jahre alt. Um 750 weisen erste Spuren auf die Existenz eines Friedhofs. Nach 800 gibt es eine Schenkungsurkunde der Gräfin Blitrud an das Bonifatiuskloster Fulda mit Ersterwähnung von Kunestat. 1248 heißt der Ort Aldencunstat. Vor genau 100 Jahren gab es die amtliche Umbenennung von „Altenkundstadt“ in „Altenkunstadt“.

    Das Wirken des Abtes

    Erste Patronin der 1537 fertiggestellten Pfarrkirche „Mariä Geburt“ in Altenkunstadt ist – wie bei allen Zisterzienserkirchen – die Mutter Gottes, Maria. Abt Gallus Knauer hat in Altenkunstadt Spuren seines reichen Bauschaffens hinterlassen.

    Der „Hiefnkluß“ wird bei Festumzügen mitgeführt.
    Der „Hiefnkluß“ wird bei Festumzügen mitgeführt. Foto: Repros aus: „Gemeinde Altenkunstadt – Im Wandel der Zeit”

    Vor 300 Jahren, 1723 wurde der ursprünglich spätgotische Chor barockisiert, kurz danach die Sakristei. Die Annakapelle wurde ebenfalls unter der Regie Knauers eingerichtet. Den Hochaltar und die Seitenaltäre schuf zwischen 1730 und 1740 der Altenkunstadter Schreinermeister Andreas Nüssel. Das jetzige Altenkunstadter Pfarrhaus wurde 1784 erbaut.

    Der Kirchner-Lehrer

    Einen Schulbetrieb, wie er heute üblich ist, gibt es erst seit 222 Jahren. Bis 1802 war das Schulwesen Aufgabe der jeweiligen Pfarrgemeinde.

    Der jeweilige Pfarrer war selbst für die Gestaltung des Unterrichts verantwortlich. Dabei half der Kirchner oder Mesner. Der Kirchner unterrichtete die Knaben im Lesen, Schreiben und Rechnen, erteilte Religionsunterricht und war für die Ausbildung im lateinischen Chorgesang und im Ministrantendienst verantwortlich.

    Seine Wirkungsstätte war das Kirchner-Haus in Altenkunstadt, bis 1854 linker Hand neben dem Pfarrhaus. Die älteste Nachricht vom Wirken eines Kirchner-Lehrers in Altenkunstadt stammt aus dem Jahr 1458.

    Hälfte war jüdischen Glaubens

    Nach dem Dreißigjährigen Krieg lag der Ort darnieder. Impulse von außen wurden gebraucht. Juden aus Osteuropa wurden gerne aufgenommen. Eine Schule für die jüdischen Kinder wurde in Altenkunstadt im Jahre 1809 eröffnet. Der hohe Anteil der jüdischen Bevölkerung prägte den Ort. Die jüdische Gemeinde rief erste Vereine ins Leben.

    1809 hatten sich die Juden in Altenkunstadt ebenfalls eine eigene Bibliothek eingerichtet, sie stand auch den Christen offen. Der Anteil der jüdischen Bevölkerung stieg nach 1650 kontinuierlich. Das jüdische Leben hatte seinen Höhepunkt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1837 waren von 802 Einwohnern 400 jüdischen Glaubens. In der Nazi-Zeit nahm das jahrhundertelange gute Miteinander von Juden und Christen ein jähes Ende. Im Juni 1942 wurden die letzten Altenkunstadter Juden in den Gaskammern von Belzec und Sobibor ermordet. Mit diesem Verbrechen endet die 700-jährige Geschichte der jüdischen Gemeinden am Obermain.

    Der Marktplatz in den 1930er Jahren. Einst standen dort sechs Wirtshäuser.
    Der Marktplatz in den 1930er Jahren. Einst standen dort sechs Wirtshäuser. Foto: Repros aus: „Gemeinde Altenkunstadt – Im Wandel der Zeit”

    Die vor Kurzem verstorbene 90-jährige Theresia Kapser-Dörfler berichtete dem Autor dieser Zeilen von ihren Kindheitserinnerungen in der Klosterstraße: Hüpfkästchen spielen auf der Straße, im Abwassergraben Wehre bauen bei Regen. Treffpunkt der Kinder war der einzige Brunnen in der Klosterstraße. Schlittenfahren auf den Straßen war im Winter problemlos möglich. Fünf Schlitten wurden am Kirchberg zusammengebunden. Der Lenker vorne hatte Schlittschuhe an, dann ging es bis in die Klosterstraße zum Schreiner Kraus hinunter. Am Main wurden Eisblöcke für die Brauerei abtransportiert.

    Die Kindergartenzeit verbrachte die kleine Resi im Kinderheim, dem heimischen Kindergarten, mit Schwester Mildretis. In der Volksschulzeit gab es den Schulsport mit Turnen und Schwimmen am Main. Ein einschneidendes Erlebnis war im zweiten Weltkrieg für die damalige Zehnjährige das Hören der Bombardierung von Nürnberg.

    Nach dem Krieg wurden Flüchtlinge in den Häusern zwangseinquartiert. Resi bekam neue Schulkollegen, ihre Klasse wuchs auf über 60 Schüler an.

    Ab 1852 erfuhr der Ort die Industrialisierung. Hier die „Blecha“ an der Mainbrücke um 1900.
    Ab 1852 erfuhr der Ort die Industrialisierung. Hier die „Blecha“ an der Mainbrücke um 1900. Foto: Repros aus: „Gemeinde Altenkunstadt – Im Wandel der Zeit”

    Der Autor dieser Zeilen erinnert sich: Zentral war das Leben auf dem heimischen Bauernhof in der Klosterstraße. Die harte Arbeit mit dem Pferdegespann war nicht immer leicht. Die Wege waren kurz, ob zum Kindergarten, zur Schule oder zur Kirche. Eingekauft wurde im Kaufladen bei der Fränzi an der Ecke zum Marktplatz, gegenüber dem Metzgerladen. Von all diesen Orten sind die Kirche und die alte Schule übrig geblieben. Sie wurde 1929 als „die modernste Landschule in Oberfranken“ gebaut.

    Industrialisierung brachte Neues

    Die Altenkunstadter werden gerne als „sitzngebliebna Hiefnklüeß“ bezeichnet. Ein origineller Spitzname, auf den die Bürgerinnen und Bürger stolz sind. Der entsprechende Hefekuchen wird bei den Festumzügen mitgeführt. Altenkunstadt war und ist wandlungsfähig. Jahrhunderte lang bäuerlich geprägt, erfuhr es ab 1852 die Industrialisierung: Eine Schuh- und Porzellanfabrik, eine Brauerei und weitere Betriebe machten den Anfang. Vor allem durch die Firma Baur hat sich der Ort gewandelt. Fabriken kamen und gingen.

    Seit 1887 ist die Brauerei Leikeim eine beständige Größe im Ort. Viele Neubaugebiete haben den Ort grundlegend verändert. Im alten Ortskern gibt es fast keine Geschäfte mehr. In den altbekannten Straßen wohnen viele Zugezogene. Aldenkuschd wird sich immer weiter verändern.

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