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Die Wunkendorfer halten zusammen

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Die Wunkendorfer halten zusammen

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    Naturerlebnis: Viele Wanderer lockt die malerische Juralandschaft zwischen Wunkendorf und Wohnsig an – auch diese Urlauber aus Sachsen.
    Naturerlebnis: Viele Wanderer lockt die malerische Juralandschaft zwischen Wunkendorf und Wohnsig an – auch diese Urlauber aus Sachsen. Foto: Fotos (4): Gerhard Herrmann

    Zusammenhalt wird großgeschrieben in Wunkendorf. Hier ist die Dorfgemeinschaft noch intakt und wenn Not am Mann ist, helfen sich alle gegenseitig. So haben die Bürger des Weismainer Stadtteils gemeinsam angepackt und jüngst unter Regie des Kapellenbauvereins das Innere der Herz-Jesu-Kapelle komplett saniert. Mehr als 1000 Arbeitsstunden und fast 70 000 Euro haben sie in die Renovierung investiert und so das Gotteshaus rechtzeitig zur Kirchweih am 9. Juni fertiggestellt.

    Zwar wird außer an Kirchweih und Patronatsfest nur noch selten Gottesdienst in der Kapelle gefeiert, doch wird sie als Mittelpunkt des Dorfes liebevoll gepflegt. Zurzeit sparen die Wunkendorfer für die Renovierung der 90 Jahre alten Orgel, wie die örtliche Stadträtin Anita Rauch (Gemeinschaft unabhängiger Bürger) berichtet. Dafür seien Spenden ebenso willkommen, wie für die Innensanierung.

    Vereinsdomizil im alten Gefrierhaus

    Gemeinschaftsgeist ermöglichte auch den Bau des Feuerwehrhauses und den Umbau des früheren Gefrierhauses in einen Treffpunkt der Gartenfreunde mit ihrer rührigen Jugendgruppe „Spergen“. Unterhalb des Häuschens haben die Mitglieder einen Spielplatz geschaffen, wo Klettergerüst, Rutsche, Wippe, Sandkasten und Basketballkorb viele Betätigungsmöglichkeiten bieten. Nach dem Toben können sich die Kinder an einer liebevoll gefertigten Mini-Sitzgarnitur ausruhen, während die Großen nebenan im Schatten sitzen.

    „Eine Rettungwache in Weismain wäre wichtig, weil die lange Anfahrt durch das Kleinziegenfelder Tal viel Zeit kostet und im Notfall jede Minute zählt.“

    Anita Rauch Stadträtin (GUB)

    Ein beliebter Treffpunkt für Feiern und geselliges Beisammensein ist das Gasthaus „Juraturm“. „Wenn jemand zu hause ist, ist die Wirtschaft geöffnet“, wird die unkomplizierte Gastlichkeit der Familie Will auf der Homepage der Stadt Weismain beschrieben. „Gott sei Dank haben wir noch unser Gasthaus als Treffpunkt“, betont Anita Rauch. Stabil sind die Einwohnerzahlen im Ort mit 116 (Vorjahr 121). Die älteste Wunkendorferin ist Margareta Tremel mit 100 Jahren, der jüngste ist gerade mal sechs Monate alt. Platz für die Entwicklung gibt es durchaus noch, wie zwei in den vergangenen Jahren errichtete Häuser am Ortsrand in Richtung Bärental zeigen – und zurzeit entsteht im Ortskern ein weiterer Neubau. Bedarf für die Ausweisung eines Baugebiets bestehe zur Zeit nicht, gebaut werde meist nach Notwendigkeit auf freien Grundstücken, weiß die Stadträtin. Vor einigen Jahren sei es schwierig gewesen, Bauland zu finden, doch seitdem das Schutzgebiet des Naturparks Veldensteiner Forst in Richtung Bärental gelockert worden sei, habe sich die Situation entspannt. Drei Häuser stehen momentan sogar leer.

    Als eines der ersten Dörfer auf dem Jura erhielt Wunkendorf 1995 eine neue Ortskanalisation und die Wasserleitung wurde erneuert. Allerdings sorgt der Kanal, der von Modschiedel kommt, in Wunkendorf auch öfter für dicke Luft. Da nicht genug Abwasser durch die Röhren fließt, riecht es bei manchen Wetterlagen unangenehm. Mit dem Kanalbau wurden auch die Straßen erneuert. Der Bedarf nach einer Dorferneuerung ist in dem gepflegten Ort mit seinen blumengeschmückten Bauerngärten bisher nicht laut geworden. Viele der Straßen sind nicht breit genug, um eine andere Gestaltung zu ermöglichen und der Verkehr auf der Ortsdurchfahrt der Lif 12 verhindert größere Veränderungen. Denkbar wäre eine Neugestaltung nach dem Bau der geplanten Jura-Umgehung. Aber es helfe wenig, Pläne zu machen und in die Schublade zu legen, wenn die Stadt kein Geld habe, sich an einer Dorferneuerung zu beteiligen, gibt Anita Rauch zu bedenken.

    Durchblick auch ohne Straßennamen

    Nur Auswärtige wundern sich, dass die Straßen in Wunkendorf keine Namen haben und die Häuser in der Reihenfolge der Entstehung nummeriert sind. „Straßennamen waren nie ein Thema, das würde nicht zum Ort passen“, meint Anita Rauch. Allerdings räumt sie schmunzelnd ein, dass die Orientierung für den Unkundigen nicht ganz einfach ist, wenn die Hausnummer 1 an der alten Straße nach Modschiedel liegt, die 2 an der Straße zum Bärental und die 3 gar nicht vorkommt.

    Ein Sorgenkind ist die schlechte Internetverbindung. „Sonntagmorgens und nachts um 1 Uhr geht's, ansonsten braucht man viel Geduld“, beschreibt die Stadträtin die Grundversorgung übers Telefonkabel. Als „Bimberles-Internet“ bezeichnet Alfred Will die Übertragungsraten von rund 380 Kilobit pro Sekunde. Doch solange sich die Stadt nicht finanziell beteilige werde die Telekom die Datenautobahn kaum bis nach Wunkendorf ausbauen.

    Ein Anliegen ist es den Wunkendorfern, dass der Rettungsstellplatz in Weismain zu einer Rettungswache mit 24-Stunden-Betrieb aufgewertet wird, wie im jüngsten Rettungsdienst-Gutachten vorgesehen. „Die lange Anfahrt durch das Kleinziegenfelder Tal kostet viel Zeit und im Notfall zählt jede Minute“, gibt die Stadträtin zu bedenken. Der Weg vom Thurnauer Rettungsstellplatz sei zu umständlich, außerdem sei der dortige Wagen oft in Richtung Kulmbach unterwegs und nachts ist der Stellplatz nicht besetzt.

    Drei Vollerwerbslandwirte

    Drei Vollerwerbslandwirte mit Viehzucht sind in Wunkendorf noch tätig. Außerdem betreibt fast jede Familie etwas Landwirtschaft im Nebenerwerb. Sie sorgen für die Erhaltung der schönen Juralandschaft rund ums Dorf. Flurbereinigung war trotz der landwirtschaftlichen Prägung kein Thema im Dorf, da die Flächen ziemlich groß sind und die Landwirte sie zum Teil in Eigenregie getauscht haben. Und der Wegebau ist zum großen Teil durch die Jagdgenossenschaft finanziert worden, wie Anita Rauch berichtet.

    Drei Feste locken alljährlich viele Besucher in das Juradorf. Das „Solzstaafest“, benannt nach der Gemarkung am Feldkreuz in Richtung Bärental, wo es erstmals gefeiert wurde, wird im August von den Gartenfreunden ausgerichtet, das Juraturmfest von der Bergwacht Kulmbach und dem Gasthaus Will am 3. Oktober. Die Kirchweih im Juni rundet den Festreigen ab.

    „Wir in Wunkendorf“

    Unter dem Motto „Wir in Wunkendorf“ stellt sich das Obermain-Tagblatt morgen, Mittwoch, um 19 Uhr im Gasthaus „Juraturm“ der Diskussion. Alle Bürger, und Vertreter der Vereine aus Wunkendorf, Wohnsig und Modschiedel sind eingeladen, mit den Mitarbeitern der Tagblatt-Redaktion über die Zeitung, Anregungen und Kritik zu sprechen. Auch örtliche Themen und Anliegen können diskutiert werden. Liebe Leser, sagen Sie uns Ihre Meinung, verraten Sie uns, wo Sie der Schuh drückt.

    Die geplante Jura-Umgehung in Zahlen

    Unterschiedliche Zahlen haben für Verwirrung in der Debatte über die zwei Varianten der Jura-Umgehungsstraße für das Kleinziegenfelder Tal gesorgt. Wir haben nachgefragt.

    Die „kleine Umgehung“, die der Landkreis bauen will, beschränkt sich auf die Ortsumfahrungen für Wunkendorf (1,8 Kilometer, 2,32 Millionen Euro geschätzte Kosten) und Modschiedel (1,5 Kilometer, 1,95 Millionen Euro). Eine Ertüchtigung der vorhandenen Kreisstraße ab dem Wohnsiger Berg mit einer Länge von 4,9 Kilometer (knapp 800 Meter der Strecke bis zur Staatsstraße 2190 sind Staatsstraße) ist nach Einschätzung von Kreisbauhofleiter Heiko Tremel vorerst nicht notwendig. Das könne das staatliche Bauamt nach der späteren Übernahme als Staatsstraße vornehmen.

    Diese Kosten müssten eingerechnet werden, fordern allerdings Befürworter der Alternativtrasse auf dem „Judenweg“. Bei einer Länge von 5,1 Kilometer würden Baukosten von rund 5,52 Millionen Euro entstehen, hat Stadtbaumeister Markus Endres geschätzt.

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