Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Altenkunstadt, Burgkunstadt, Weismain
Icon Pfeil nach unten

BURGKUNSTADT: Ein deutlicher Wählerauftrag

BURGKUNSTADT

Ein deutlicher Wählerauftrag

    • |
    • |
    Gibt den Ton an: Den Taktstock übernahm Christine Frieß am Wahlabend vor dem Burgkunstadter Rathaus und dirigierte die Blaskapelle.
    Gibt den Ton an: Den Taktstock übernahm Christine Frieß am Wahlabend vor dem Burgkunstadter Rathaus und dirigierte die Blaskapelle. Foto: Stefan Lommatzsch

    Noch gestern hallte der politische Erdrutsch zugunsten der CSU, den Christine Frieß mit ihrem überragenden Sieg von 61,9 Prozent der Stimmen über Amtsinhaber Heinz Petterich bei der Stichwahl ausgelöst hat, nach. Den Sieg hatten ihr die Anhänger allemal zugetraut, mit einem derart deutlichen Ergebnis hatte aber niemand gerechnet. Auch wenn manche Wunde aus dem Wahlkampf noch schmerzt, gesprächsbereit zeigten sich alle Parteien.

    „Angesichts der Wechselstimmung in der Bevölkerung war ich guter Hoffnung, aber ein so deutliches Ergebnis hätten wir nicht zu erhoffen gewagt“, sagte Manfred Hofmann, Burgkunstadts CSU-Vorsitzender. Gerade angesichts der Finanzprobleme der Stadt forderten die Bürger mehr als die Erfüllung der Pflichtaufgaben. Diese Aufbruchstimmung habe Christine Frieß mit ihrem dynamischen Auftreten verkörpert. Angesichts der Schuldenlast könne sie keine Wunder vollbringen, aber durch Gespräche auf allen Ebenen vom Landrat bis zur Staatsregierung ließe sich viel für die Stadt erreichen – von Zuschüssen bis hin zu Hilfeprogrammen, wie das Beispiel Weismains zeige.

    „Die Zeit der Machtspiele ist vorbei; wir suchen das Gespräch mit allen Fraktionen.“

    Manfred Hofmann CSU-Vorsitzender Burgkunstadt

    Jetzt gelte es mit allen Fraktionen im Stadtrat Gespräche zu führen, um die Stadt voranzubringen. Die CSU sei zwar stärkste Fraktion, benötige aber zur Mehrheit einen Partner. Hofmann wollte sich jedoch nicht auf eine Wunschkoalition festlegen lassen – die CSU könne mit der SPD gut zusammenarbeiten und im Wahlkampf hätten sich Gemeinsamkeiten mit dem Bürgerverein gezeigt, der erstmals vier Sitze erhält. Das bedeute jedoch nicht, dass die Posten der Stellvertreter der Bürgermeisterin schon vergeben seien. „Wir wollen nicht das Machtspiel von vor sechs Jahren wiederholen, bei dem die CSU als stärkste Kraft ausgebootet wurde“, betonte Hofmann. Allerdings hätten die Freien Wähler nach dieser Erfahrung aus seiner Sicht erst einmal „keinen Anspruch auf den Zweiten oder Dritten Bürgermeister“. Die CSU sei jedoch bereit mit allen zusammenzuarbeiten, wenn sie vernünftige Vorschläge machen.

    „Ich war selbst bass erstaunt und freue mich riesig“, kommentiert Georg Knorr, CSU-Fraktionssprecher und Vorsitzender der CSU Mainroth das Ergebnis von Christine Frieß. Siegeszuversicht hätten ihm die gut besuchten Wahlversammlungen vermittelt. Entscheidend sei jedoch die Kandidatin gewesen: „Christine Frieß ist eine Frau, die weiß was sie will – ihr traut man zu, eine Veränderung für Burgkunstadt zu erreichen“. Jetzt komme auf sie allerdings eine Menge Arbeit zu, zumal es kein Geld zu verteilen gebe und viele Projekte schon seit langem geplant sind. Vor allem die kommunale Zusammenarbeit gelte es zu vertiefen. Dann lasse sich sicher auch ein Projekt wie das Lehrschwimmbecken verwirklichen: „Es handelt sich allerdings nicht um ein Wahlversprechen, sondern die Verwirklichung hängt davon ab, ob wir uns zusammen mit den Nachbarn den Unterhalt leisten können“. Daher gelte es schnellstens alle Möglichkeiten, wie etwa ein Cabrio-Bad, zu prüfen. Spekulationen über die Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen oder gar die Besetzung von Ämtern wollte Knorr nicht kommentieren: „Wichtig ist vor allem, dass die Chemie zwischen der Bürgermeisterin und ihren Stellvertretern stimmt, damit sie gut zusammenarbeiten können.“

    „Ich bin sehr enttäuscht, doch das ist nicht der Grund, dafür mein Stadtratsmandat zur Verfügung zu stellen“, sagte der abgewählte Amtsinhaber und Ortsvorsitzende der Freien Wähler Heinz Petterich. Es sei nicht sinnvoll, wenn ein ehemaliger Bürgermeister als Stadtrat weiterarbeiten würde, da er aufgrund seiner Erfahrung und seines Wissens ständig Gefahr laufen würde, zu sehr auf Konfrontationskurs zu gehen. „Ich bleibe im Hintergrund und werde die Stadtratsfraktion unterstützten“, betonte Petterich. So werde er neben seiner Funktion als FW-Kreistags-Fraktionsvorsitzender als Ortsvorsitzender zur Verfügung stehen, wenn die Parteifreunde dies wünschten.

    „Wenn ein Wahlkampf als Kampf geführt wird, dann bleiben auch nach dem Verheilen der Wunden die Narben“, bedauerte er die in seinen Augen unsachliche und mit Unwahrheiten gegen seine Person geführte Auseinandersetzung. Diese Taktik von CSU und Bürgerverein werde wohl auch künftig im Stadtrat zu erwarten sein, so dass er für die Freien Wähler nicht mit einem Bürgermeister-Stellvertreter rechne. Dennoch werde die FWG weiterhin „Sachpolitik für die Bürger und nicht wegen der Macht“ betreiben und sei zu Gesprächen bereit. Gleichzeitig werde die Fraktion darauf achten, ob die im Wahlkampf gemachten Versprechen eingehalten werden. „Natürlich würde ich mich über ein Lehrschwimmbecken freuen, wenn ich eine Möglichkeit sähe, die laufenden Kosten zu finanzieren“, betont Petterich. Aber angesichts von zwölf Millionen Euro Schulden könne das Landratsamt das Projekt nicht genehmigen.

    „Ich habe Christine Frieß zwar als Favoritin gesehen, aber so deutlich hätte ich das Ergebnis nicht erwartet“, meinte SPD-Fraktionssprecher Hans Peter Marx. Aufgrund seiner Erfahrungen mit ihr im Stadtrat sei er zuversichtlich, gut mir ihr zusammenzuarbeiten. Es sei nicht das Ziel der SPD Bündnisse zu bilden, sondern bisher habe die Fraktion je nach Sachlage mal mit den Freien Wählern, mal mit der CSU abgestimmt. Daher habe die SPD keine Wahlempfehlung abgegeben, nachdem der eigene Kandidat Wolfgang Sievert ausgeschieden war. Dennoch habe sich wohl der Großteil seiner Wähler für Christine Frieß entschieden. „Ich denke, wir können im neuen Stadtrat über alle Fraktionen hinweg gut zusammenarbeiten, wenn sich bei manchen der Ärger gelegt hat“, meint Marx auch im Blick auf die Hoffnung der SPD, wieder den Zweiten Bürgermeister zu stellen.

    Für Dialog statt Posten

    „Wir gratulieren Christine Frieß zur gewonnenen Bürgermeisterwahl“, freute sich Dr. Marcus Dinglreiter, Vorsitzender des Bürgervereins, über den eindeutigen Wählerauftrag. „Der Bürgerverein sieht jetzt sehr gute Grundlagen für die Umsetzung eines partnerschaftlichen Politikstils, für mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung.“ Bürgermeister Petterich zolle er Respekt, „dass er über drei Wahlperioden ein politisches Spitzenamt, familiäre und persönliche Belastungen auf sich genommen hat und große Teile seiner persönlichen Freizeit für unsere Stadt geopfert hat“. Er selbst werde weder Zweiter noch Dritter Bürgermeister, erklärte Dinglreiter. Der Zweite Bürgermeister gebühre traditionell der nächststärksten Fraktion, in diesem Falle der SPD, und der Bürgerverein könne sich durchaus vorstellen, im Sinne der Zusammenarbeit auf den Dritten Bürgermeister zugunsten der Freien Wähler zu verzichten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden