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BURGKUNSTADT: Eine Friedenstaube als Ansporn

BURGKUNSTADT

Eine Friedenstaube als Ansporn

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    Auszeichnung und Verpflichtung: Die Friedenstaube, die ihr die Regens-Wagner-Schule verliehen hat, nimmt einen Ehrenplatz auf dem Schreibtisch von Bürgermeisterin Christine Frieß ein. Für eine Umgestaltung des Amtszimmers hat sie bisher keine Zeit gehabt. Einen höhenverstellbaren Schreibtisch wünscht sie sich.
    Auszeichnung und Verpflichtung: Die Friedenstaube, die ihr die Regens-Wagner-Schule verliehen hat, nimmt einen Ehrenplatz auf dem Schreibtisch von Bürgermeisterin Christine Frieß ein. Für eine Umgestaltung des Amtszimmers hat sie bisher keine Zeit gehabt. Einen höhenverstellbaren Schreibtisch wünscht sie sich. Foto: Gerhard Herrmann

    Was hat Christine Frieß mit dem Dalai Lama, Michael Gorbatschow und Benedikt XVI. gemeinsam? Die Auszeichnung mit der bronzene Friedenstaube des Konzeptkünstlers Richard Hillinger. Die Skulptur – ein künstlerischer Appell zur Bewahrung der Menschenrechte – hat ihr die Regens-Wagner-Schule zum Dank für ihre Zusammenarbeit als Lehrerin an der Friedrich-Baur-Mittelschule verliehen. Sie hat einen Ehrenplatz auf ihrem Schreibtisch im Rathaus und ist für die Bürgermeisterin nicht nur Auszeichnung, sondern auch Ansporn, sich für alle Bürger ohne Ansehen der Person einzusetzen – ob mit oder ohne Behinderung, jung oder alt.

    Seit 100 Tagen ist Christine Frieß im Amt. Vieles aus ihrer Tätigkeit als Lehrerin bewegt sie weiterhin, wie die Kooperation der Mittelschule mit Regens Wagner: „Wir müssen mehr tun, um Menschen mit Behinderung in den Alltag zu integrieren.“ Das gelte gerade in Burgkunstadt, wo Regens Wagner auch ein wichtiger Arbeitgeber ist.

    Gut eingearbeitet habe sie sich in ihre neue Aufgabe als Chefin von rund 50 Mitarbeitern in Verwaltung und Bauhof. Dankbar ist sie für deren Unterstützung: „Unser Verwaltungsleiter Sven Dietel hat mich am Tag nach der Stichwahl angerufen und gesagt, wir müssten jetzt einiges vorbereiten.“ Seminare kamen dazu und mit den Stadträten hat sie die konstituierende Sitzung intensiv vorbereitet. Nachdem sie zur Standesbeamtin ernannt wurde, muss sie noch ein weiteres Seminar besuchen, bevor sie die erste Trauung vornehmen kann.

    Kraft schöpfen beim Sport

    „Ich mache gern alles selbst“, sagt die Bürgermeisterin und holt dem Besucher eine Tasse Kaffee. Ans Delegieren müsse sie sich noch gewöhnen. Das gilt auch für ihr Telefon: Wenn sie am Schreibtisch sitzt, ist sie für die Bürger ansprechbar – schließlich will sie offen und auf Augenhöhe kommunizieren. Allerdings bittet sie um Verständnis dafür, dass gelegentlich niemand abnimmt, wenn sie vergessen hat, das Telefon ins Sekretariat umzustellen, bevor sie zu einem Termin eilt. Eine monatliche Bürgersprechstunde will sie noch einführen.

    Die Termine halten sie manchmal den ganzen Tag in Atem: Morgens Kreistag, nachmittags zur Regierung nach Bayreuth – da bleibt oft nicht mal Zeit für eine Mittagspause. Dafür nimmt sie sich an anderen Tagen die Freiheit morgens mal später zu kommen, um zu Laufen oder mittags im „Kunomare“ einige Runden zu schwimmen. „Beim Sport kommen ich zur Ruhe und schöpfe neue Kraft“, betont sie. Eine weitere Leidenschaft ist das Golf-Spiel. Das Abschalten fällt ihr manchmal schwer. Oft formuliert sie beim Laufen an einer Rede oder einem Brief: „Dabei kommen mir die besten Ideen.“ Und abends nimmt sie häufig Akten mit nach Hause: „Ein privates Buch habe ich schon lange nicht mehr gelesen.“

    Dankbar ist die Bürgermeisterin angesichts des Arbeitspensums für den Einsatz ihrer Stellvertreter Sabine Heppner und Manfred Hofmann. „Bei 150 Vereinen kann ich nicht alle Veranstaltungen besuchen und manchmal werden es auch meine Stellvertreter nicht schaffen“, bittet sie um Verständnis. Erstaunt habe sie, wie viele Bürger sich über einen Besuch der Bürgermeisterin freuen – bei Festen oder Geburtstagen. Auch grüße sie nun Mancher, der sie vorher nicht beachtet habe, schmunzelt sie.

    Überhaupt, die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Zwar habe sie als Mode-Fan auch vor ihrer Wahl auf ihr Erscheinungsbild geachtet, doch die Liebe zu ausgefallenen Designs und verwegen-zerrissenen Jeans wage sie jetzt nur noch privat auszuleben. „Aber mit einem Blazer drüber kann ich die meisten Jeans auch im Rathaus tragen.“

    „Ich kann einiges streichen oder verschieben, die Frage ist aber, wie schaffe ich es, die Stadt so attraktiv zu halten, dass Bürger aller Altersschichten hier leben wollen.“

    Christine Frieß Bürgermeisterin

    Was sie sich nicht hätte träumen lassen, war die Finanzmisere der Stadt nach ihrem Amtsantritt. Das Landratsamt verweigerte die Aufnahme von Krediten in Höhe von 2,17 Millionen Euro, nachdem nicht nur die Gewerbesteuer und Schlüsselzuweisungen eingebrochen, sondern auch die Belastungen durch die Kreisumlage besonders hoch waren. „Wir können uns nur noch notwendige, unaufschiebbare Projekte leisten, jede Ausgabe muss auf den Prüfstand“, betont die Bürgermeisterin. Dadurch werde den Bürgern deutlich, dass Burgkunstadt konsequent sparen muss. Andererseits mache die Finanznot kreatives Gestalten fast unmöglich. „Ich kann einiges streichen oder verschieben, die Frage ist aber, wie schaffe ich es, die Stadt so attraktiv zu halten, dass Bürger aller Altersschichten hier leben wollen“, gibt die Bürgermeisterin angesichts sinkender Einwohnerzahlen zu bedenken. So müsse wegen der von geplanten 200 000 auf 325 000 Euro gestiegenen Kostenschätzungen für die Skaterbahn mit den Planern nachverhandelt werden. Die Anlage solle auf jeden Fall gebaut werden, aber eine Nummer kleiner.

    Und da ist sie schon bei ihrem Lieblingsthema, dem Lehrschwimmbecken, das sie nicht nur für den Schwimmunterricht der Kinder, sondern auch für die Gesundheitsvorsorge und den Tourismusstandort für wichtig hält. Viele Gespräche mit Fachleuten und Behörden hat sie geführt, um auszuloten, ob das Freibad „Kunomare“ in ein Cabrio-Bad umgebaut werden kann, das sich bei schlechtem Wetter schließen lässt. Andere Möglichkeiten wären eine Einhausung, die sich seitlich öffnen ließe oder ein komplett umbautes Lehrschwimmbecken – eventuell in Kombination mit einem Schulungszentrum der DLRG. „Das Vorhaben ist nicht gestorben, auch wenn wir es uns heuer nicht leisten können“, betont die Bürgermeisterin. „Wenn es nach mir ginge, würde ich nächstes Jahr bauen.“ Über den Sachstand hat sie den Stadtrat am Dienstag informiert, der muss nun entscheiden, wie es weiter gehen soll. Eine Voraussetzung für die Verwirklichung sei eine Beteiligung von Altenkunstadt.

    Der Ausbau der kommunalen Zusammenarbeit – auch mit Weismain – biete nicht nur die Chance, solche Projekte gemeinsam zu stemmen, sondern ermögliche auch Einsparungen. Etwa durch den Austausch von Geräten, wie der Burgkunstadter Kehrmaschine, die in Altenkunstadt eingesetzt werde oder des Teerfasses der Nachbarn, das der Bauhof sich ausleihe. Aufgrund des großen Stadtgebiets stoße dieser Austausch allerdings bei kostspieligen Aufgaben wie dem Winterdienst an seine Grenzen: Die Räumgeräte werden gleichzeitig benötigt. Eine Prüfung wert wäre die Gründung von eigenständigen Kommunalbetrieben. Ein wichtiges Signal für die Zusammenarbeit sei die erneute Beratung über eine Aufnahme von Weismain in das gemeinsame Mittelzentrum der beiden Kunstädte. Die sei zuvor wohl weniger an einer Aversion, sondern eher wegen der Verlegung der Rettungswache, von der Weismain profitiert, abgelehnt worden.

    Ein weiterer Rückschlag, den die neue Bürgermeisterin verkraften musste – haben sie und die CSU sich doch stark gemacht für den Rettungsstandort Burgkunstadt. „Da stößt man an seine Grenzen – wir können nur auf die Überprüfung in zwei Jahren hoffen.“

    Schule: Solidarität keine Einbahnstraße

    Ein Politikum ist das Aus für den Schulstandort Mainroth, für dessen Erhalt sich Christine Frieß ebenfalls eingesetzt hat. Allerdings werde ab nächstem Schuljahr wohl nur noch eine dritte Klasse das Schulhaus nutzen, während beachtliche Investitionen für den Brandschutz erforderlich wären. „Wenn die Eltern den Wunsch geäußert hätten, dass ihre Kinder die Grundschulzeit in Mainroth verbringen, hätte ich das unterstützt, aber für die gesamte Stadt und aus finanziellen Gründen ist ein Standort günstiger“, begründet die Bürgermeisterin die Entscheidung des Stadtrats. Solidarität, wie sie die Mainrother fordern, sei eben keine Einbahnstraße.

    Hat die Bürgermeisterin auch persönliche Wünsche? Von einem höhenverstellbaren Schreibtisch träume sie, doch so lange alle Ausgaben auf den Prüfstand kommen, muss wohl der Schreibtisch des Vorgängers ausreichen.

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