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ALTENKUNSTADT: Präzisionsarbeit für vier Bagger

ALTENKUNSTADT

Präzisionsarbeit für vier Bagger

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    Schweres Gerät: Die vordere Hälfte des Kaufhaus-Gebäudes haben die Bagger schon fast ganz abgetragen. Penibel werden dabei Metall und Dämmstoffe aus dem Schutt geborgen.
    Schweres Gerät: Die vordere Hälfte des Kaufhaus-Gebäudes haben die Bagger schon fast ganz abgetragen. Penibel werden dabei Metall und Dämmstoffe aus dem Schutt geborgen. Foto: Gerhard Herrmann

    Eine gewaltige Baugrube klafft dort, wo einst die Sportabteilung der Kaufwelt Baur war. Aus den Fundamenten ragen Stümpfe von Betonpfeilern, an der Bruchstelle gekrönt von verbogenen Armierungseisen. Vier Bagger tragen die Reste des Gebäudes ab, das einst Nordbayerns größtes Kaufhaus beherbergte. Während einer mit einer gewaltigen Schere Wände und Decken stückweise abträgt, zerkleinert der nächste die dabei entstehende Trümmer, einer zieht Metallteile aus dem Beton und ein weiterer schaufelt den Schutt auf eine rasch wachsende Halde. Das reinste Bagger-Ballett.

    Die Kaufwelt ist seit fast zwei Jahren Geschichte und seit zwei Monaten laufen die Abbrucharbeiten, um Platz zu schaffen für ein neues Einkaufszentrum – Zeit für eine Zwischenbilanz. Die Arbeiten liegen trotz anfänglicher Verzögerungen gut im Zeitplan, wie Projektleiter Florian Emmerling und Abbruch-Spezialist Otmar Reifer vom Investor Ten Brinke beim Ortstermin auf der Baustelle erklären. Dank einer minutiös geplanten Abbruch-Regie sind sie zuversichtlich, dass das Einkaufszentrum wie geplant im Frühjahr 2015 eröffnet werden kann.

    Baur-Parkplatz wieder offen

    Sobald die Reste der Kaufwelt beseitigt seien, werde ein symbolischer Spatenstich erfolgen, bestätigt auch Erhard Ströhl, Bereichsleiter Informationsmanagement, Bau und Technik bei Baur. Ob dies noch im Oktober – vorgesehen war September – möglich ist, will er nicht bestätigen. Die Baur-Gruppe hat zwar das Grundstück verkauft, setzt jedoch auf enge Zusammenarbeit mit den neuen Nachbarn. So hat Baur auch den bisher gesperrten Parkplatz an der Mainbrücken-Kreuzung in Absprache mit der Gemeindeverwaltung wieder geöffnet, um einen Ersatz für die während der Bauarbeiten wegfallenden Stellplätze in der Weismainer Straße zu schaffen.

    Auf rund 1,5 Millionen Euro werden die Kosten für den Abriss des Kaufhauses geschätzt. Da die Arbeiten nach Plan laufen, sieht es so aus, als ob die Kalkulation aufgeht. Dafür sorgt ein präziser Ablaufplan. „Im ersten Schritt wurden die Innenwände beseitigt, anschließend aus dem in drei Bauabschnitte aufgeteilten Gebäude die Schadstoffe wie Asbest und Dämmmaterial ausgebaut und entsorgt“, erklärt Otmar Reifer. Glücklicherweise enthielten nur einige Fensterbänke und Brandschutztüren Asbest. Anschließend werden die Fassadenverkleidungen entfernt. Der eigentliche Abbruch beginnt für jeden Abschnitt auf der von der Weismainer Straße abgewandten Seite, um die Belastungen für die Anwohner so gering wie möglich zu halten. Erst im letzten Schritt werde die Fassade zur Straße hin entfernt.

    Bereist fast ganz abgetragen ist der erste Bauabschnitt, der Gebäudekomplex in dem einst Sportabteilung und Bistro untergebracht waren. Nach der zweiten Hälfte des Gebäudes soll als letzter Abschnitt die Brücke zum Versandhaus folgen.

    Auch wenn auf der Baustelle meist nur die Bagger zu sehen sind – insgesamt sind 36 Mitarbeiter für die Gesellschaft für Projektmanagement und Sanierung (GPS) im Einsatz. Da sie aus ganz Deutschland kommen, wohnen sie während der Woche in Containern auf dem Gelände.

    „Um den Lärm möglichst gering zu halten, werden schallgedämmte Bagger eingesetzt und nur die massiven Betonträger mit dem Bohrmeißel zerkleinert“, erläutert Reifer. Eine Wasser-Kanone sorgt dafür, dass entstehender Staub möglichst sofort gebunden wird.

    Eine Wissenschaft für sich ist die Trennung der einzelnen Materialien. Damit der Beton vor Ort zur Verfüllung der Kellerräume verwendet werden kann, müssen Metallarmierungen und Dämmung entfernt werden. Ab nächster Woche wird ein großer „Backenbrecher“ die Betontrümmer auf Kieselstein-Größe schreddern. Die Verwendung vor Ort nutzt nicht nur dem Investor durch Kostenersparnis für Transport und Deponie, sondern auch den Anwohnern, denen Belastungen durch den Lastwagen-Verkehr erspart bleiben. Um eine Menge von 10 000 bis 12 000 Kubikmeter Betonschutt zu beseitigen müssten die Laster wochenlang rollen. „Wir versuchen alles auf dem Gelände zu lassen, was geht, um den Transportverkehr möglichst gering zu halten“, betonte Reifer.

    „Wir versuchen alles auf dem Gelände zu lassen, was geht, um den Transportverkehr möglichst gering zu halten.“

    Otmar Reifer Ten Brinke Industrie- und Gewerbebau

    Das Metall der Armierungen wird als Wertstoff verkauft, Mineralwolle und Kunststoff aus der Dämmung entsorgt. Auch die Gasbeton-Platten der Fassadenverkleidung und die Bodenplatten müssen entsorgt werden. Besonderen Aufwand erfordern Fassaden-Elemente, die mit Styropor gedämmt sind: Die Materialien müssen von Hand getrennt werden.

    „Die Arbeiter sind Profis“, staunt Erika Fürst, die gegenüber der Baustelle an der Weismainer Straße wohnt. Mit gemischten Gefühlen verfolgt sie den Abbruch – einerseits trauert sie um das Kaufhaus, andererseits hofft sie auf eine ansprechende Gestaltung des Fachmarktzentrums mit viel Grün. Die Belastungen durch den Abbruch hielten sich in Grenzen, da die Firma professionell vorgehe. Allerdings könne sie wegen des Staubs tagsüber kein Fenster öffnen. Die vor eineinhalb Jahren gestrichene Hausfassade sei davon grau geworden und wenn es nicht gelegentlich regne, dann funktioniere die Solaranlage auf ihrem Dach wegen des Staubs kaum noch. Gefreut hat sie, dass Baur auf ihre Frage an den Bürgermeister wegen der gesperrten Stellplätze vor dem Haus schnell reagiert und den Parkplatz geöffnet hat.

    „Jetzt kann ich den Kirchturm wieder sehen und die Glocken schlagen hören“, freut sich Nachbar Robert Hetz, nachdem die Kaufhaus-Fassade abgetragen wurde. Die Belastung durch die Baustelle nehme er gerne in Kauf für die Annehmlichkeit, künftig Einkaufsmärkte direkt vor der Haustür zu haben. Ähnlich sehen es auch Richard Kögel und die übrigen Nachbarn an der Weismainer Straße, zumal viele tags nicht zu Hause und somit vom Baulärm nicht betroffen sind.

    Das neue Einkaufszentrum

    Voll belegt sind die Märkte des neuen Einkaufszentrums auf dem Gelände der ehemaligen Kaufwelt Baur, das im Frühjahr/Sommer 2015 eröffnet werden soll, wie der Investor Ten Brinke Industrie- und Gewerbebau mitteilt. Neben den beiden Lebensmittelmärkten Rewe und Lidl wurden die Modemärkte Mister*Lady, Ernstings Family und AWG als Mieter gewonnen. Ergänzt wird das Angebot durch den Schuhmarkt K+K Kienast, den Drogeriemarkt Rossmann, und die Spielkiste Lang.

    Grundstücksgröße: 22 375 Quadratmeter Verkaufsfläche: 6100 Quadratmeter

    Kundenstellplätze: 218

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