Eine Gelegenheit, den Ortskern aufzuwerten, bietet die geplante Sanierung mit Umbau des Pfarrhauses zu einer Art Kloster für die drei im Seelsorgebereich eingesetzten Franziskaner-Pater, wie berichtet. So sehr die Gemeinderäte diese Investition der Kirchenverwaltung begrüßten, so kritisch sahen sie in der Sitzung am Dienstagabend die Kosten für die behindertengerechte öffentliche Toilette, die die Gemeinde rund 272 000 Euro kosten würde. Daher wurde die Gemeindeverwaltung beauftragt, mit der Kirchenverwaltung über eine kostengünstigere Lösung zu verhandeln – und zwar „auf Augenhöhe“, wie Bürgermeister Robert Hümmer betonte.
Rund eine Million Euro wollen die katholische Pfarrei und das Erzbistum in die Sanierung des historischen Pfarrhauses investieren, wie Architekt Herbert Fleischmann und Helmut Natterer von der Kirchenverwaltung erläuterten. Neben der Einrichtung von fünf Zellen für die Patres und Gäste sowie Gebets- und Aufenthaltsräumen im Obergeschoss und dem Einbau einer Gasheizung schlägt vor allem die Außensanierung des 1784 errichteten Gebäude zu Buche. So wird die Sanierung des Sandsteinsockels, der Freitreppe und der Mauern rund um das Anwesen auf rund 200 000 Euro geschätzt. Weitere 300 000 Euro fallen für Dacharbeiten an, wobei das Gebälk der „Villa“ des genannten ehemaligen Jugendheims komplett erneuert werden, aber in seiner historischen Form erhalten bleiben soll. Auch Fassade und ein Großteil der Fenster müssen erneuert werden.
Da die maroden Toiletten in der „Villa“ erneuert werden müssen, bietet die Kirchenverwaltung der Gemeinde an, eine behindertengerechte WC-Anlage im Hof zu errichten, die durch eine Öffnung der Sandsteinmauer gegenüber dem Hauptportal der Kirche öffentlich zugänglich wäre. Wegen der aufwändigen Integration der Toilette in den Hof des denkmalgeschützten Gebäudes, dem Durchbruch der Mauer und Kostenanteilen für Dach und Planung müsste die Gemeinde sich mit etwa 272 000 Euro beteiligen, rechnete Fleischmann vor. Und Natterer gab zu bedenken, dass gerade die älteren Kirchenbesucher auf eine Toilette angewiesen seien, die im Rathaus aber nur werktags während der Dienststunden geöffnet ist.
„So schön und so sinnvoll wie es wäre, das kann die Gemeinde sich nicht leisten.“
Ludwig Winkler Gemeinderat (FBO)
Im Gegenzug werde die Kirchenverwaltung einen aufwändigen behindertengerechten Zugang über den Friedhof schaffen und eine Grünanlage mit Sitzgelegenheiten dort einrichten. Außerdem überlasse sie der Gemeinde im Pfarrgarten, wo ein Carport für die Patres errichtet werden soll, eine Fläche zum Bau von bis zu acht Stellplätzen, um so die Parksituation an Kirche, Schule und Kindergarten zu verbessern.
Wenn die behindertengerechte Toilette nicht gewünscht werde, würden nur die Toiletten in der „Villa“ renoviert, aber nicht öffentlich zugänglich gemacht, erklärte Fleischmann auf Anfrage von Dr. Norbert Welscher (FW). Dazu sei die Kirche bei einer Sanierung nicht verpflichtet. Auch der barrierefreie Zugang zum Friedhof würde dann nicht gebaut.
Sprecher aller Fraktionen äußerten Bedenken wegen der hohen Baukosten. „So schön und so sinnvoll wie es wäre, das kann die Gemeinde sich nicht leisten“, betonte Ludwig Winkler (FBO). „Es geht doch nicht, dass wir die ohnehin erforderliche Sanierung mitbezahlen sollen“, kritisierte Gunther Czepera (CSU). Beim Versuch, die reinen Kosten für die Toilette aufzuschlüsseln, kam Frank Novotny (Soziale Bürger) auf eine Summe von rund 130 000 Euro.
Als Alternative stellte geschäftsleitender Beamter Alexander Pfaff den Anbau eines Toiletten-Pavillons mit Flachdach ans Leichenhaus vor, der im Zuge einer Sanierung errichtet werden könnte. Der vier mal vier Meter große Kubus biete Platz für einen Vorraum, eine barrierefreie Toilette sowie eine Damen- und Herrenkabine und würde rund 60 000 Euro kosten. Denkbar wäre auch eine kleinere Variante.
„Hässlicher Container“ am Leichenhaus
Während Melita Braun, Hans-Werner Schuster und Edwin Jungkunz (alle CSU) sich für die Prüfung dieser Lösung mit einem zusätzlichen Vordach am Leichenhaus als Wetterschutz aussprachen, kritisierten Martina Mätzke und Walter Limmer (beide JWU) den „hässlichen Container“, der nicht ins Umfeld der Kirche passe. Sie forderten stattdessen Nachverhandlungen mit der Kirchenverwaltung. Auch eine weniger aufwändige Lösung an der „Villa“ wäre denkbar, meinten sie.
Mercedes-Geländewagen für den Bürgermeister
Ein Raunen ging durch die Zuhörerreihen, als Bürgermeister Robert Hümmer mitteilte, dass der Gemeinderat ihm als neuen Dienstwagen einen Mercedes Benz-Geländewagen GLK 220 CDI 4matic genehmigt habe. Das Leasingangebot für ein Jahr (monatliche Rate von 216,95 Euro, Listenpreis 50 682 Euro) der Auto-Scholz GmbH Kulmbach sei das wirtschaftlich Günstigste gewesen. Jan Riedel (FBO) legte Wert darauf, dass die geheime Abstimmung nicht einstimmig gewesen sei.
Erste Einsparungen habe die Zusammenarbeit mit der Energieagentur Oberfranken bereits gebracht, erklärte der Bürgermeister. So sei der Verbrauch in der Grundschule mit Turnhalle von 510 Megawattstunden (2013) auf 340,4 (2014) gesunken und in der Mittelschule von 862 auf 745 Megawattstunden. „Wir könnten Strom für bis zu 30 000 Euro im Jahr sparen, wenn in der Grundschule endlich die alten Nachtspeicheröfen ausgetauscht würden“, bemängelte Walter Limmer (JWU). Die Architekten- und Ingenieursverträge dafür seien schon 2006 vergeben worden. Da über eine Generalsanierung nachgedacht werde, sei heuer wohl nicht mehr mit dem Einbau einer neuen Heizung zu rechnen, erklärte der Bürgermeister.
Sowohl im Dialogverfahren (mit Immissionsgutachten), wie es die Gemeinde mit der Telekom vereinbart hat, als auch bei einem Standortgutachten würden geeignete Standorte für Mobilfunkantennen im Innen- und Außenbereich geprüft, erklärte Bürgermeister Hümmer. Falsch sei die Behauptung der Bürgerinitiative Mobilfunkstandort, dass bei einem Standortgutachten nur Standorte außerhalb der Bebauung geprüft würden.
Solange das Mühlrad an der Neumühle abmontiert sei, könnte es als Ortswahrzeichen durch ein Plakat ersetzt werden, regte Gabriele Göhring (CSU) an, während Jan Riedel die Anschaffung von Krawatten mit Gemeindewappen für repräsentative Anlässe vorschlug.