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BURGKUNSTADT: „Den Kopf nicht in den Sand stecken“

BURGKUNSTADT

„Den Kopf nicht in den Sand stecken“

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    Sieht das Internet als Chance: Thomas Weber hinter der Theke seines Fachmarkts in Burgkunstadt.
    Sieht das Internet als Chance: Thomas Weber hinter der Theke seines Fachmarkts in Burgkunstadt. Foto: Adriane Lochner

    „Lass den Klick in deiner Stadt. Kauf da ein, wo du auch lebst“ heißt die Kampagne, die das Obermain-Tagblatt im vergangenen Jahr gestartet hat und auch 2015 fortsetzt. Die Heimatzeitung möchte mit der Initiative heimische Unternehmen stärken und gegenüber dem Internethandel herausheben. Thomas Weber ist der Inhaber des Fachmarkts Weber in der Rangengasse. Zusammen mit 18 Angestellten kümmert sich der 60-Jährige um etwa 4000 Quadratmeter Verkaufsfläche mit Außengelände. Zum Sortiment gehören Eisenwaren, Werkzeuge, Gartengeräte, Öfen, Tanks, Schließanlagen sowie Mineralöle. Den Internethandel sieht Geschäftsinhaber Weber nicht als Ruin, sondern als Chance.

    Obermain-Tagblatt: Was unterscheidet Ihr Geschäft von den großen Baumarkt-Ketten?

    Thomas Weber: Wir haben ein sehr breites Sortiment, nicht nullachtfünfzehn wie die großen Ketten. Bei uns gibt es viele Nischenartikel. Wenn der Kunde zum Beispiel einen Gartengießer sucht, kann er im Baumarkt nur zwischen fünf Verschiedenen wählen, bei uns sind es 24. Wir sehen uns auch nicht als typischen Baumarkt, sondern eher als Spezialmarkt. Viele unserer Kunden fahren 50 bis 80 Kilometer weit, kommen aus Bayreuth oder Bamberg, weil sie das, was sie suchen in den riesigen Baumärkten einfach nicht gefunden haben.

    Hat sich das Kaufverhalten Ihrer Kunden verändert?

    Weber: Natürlich, die Einkaufsgewohnheiten der Menschen ändern sich. Das merken wir auch hier im Geschäft. Es wird mehr und mehr im Internet gekauft. Das ist eine allgemeine Entwicklung, die so oder so stattfindet. Darauf haben wir keinen Einfluss. Jeder Bürger ist heutzutage ein Händler, verkauft seine gebrauchten Sachen im Internet und kauft wieder neue ein. Das sehe ich aber gar nicht so ruinös, sondern eher als Chance.

    Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung?

    Weber: Wir passen uns an. Der Fachmarkt Weber existiert bereits seit 140 Jahren über vier Generationen. Das ist nur möglich gewesen, weil wir uns immer an veränderte Marktsituationen angepasst haben. Wir fahren schon seit einiger Zeit zweigleisig und bieten unser Sortiment auch online an, teilweise auf den Internet-Seiten der Hersteller, vor allem aber auf eBay. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Denn bei uns gibt es viele spezielle Artikel, für die der Kundenkreis im Landkreis gar nicht so groß ist. Durch das Internet erreichen wir die Kunden bundesweit. Wenn die Käufer mit Preis und Leistung zufrieden sind, entsteht ein neuer fester Kundenstamm.

    Haben Sie vor, Ihren Handel komplett auf online umzustellen?

    Weber: Nein, das passt nicht zu unserer Philosophie. Der Internethandel ist eine gute Ergänzung, aber die Umsätze sind bei weitem nicht so groß wie hier im Laden. Der Einzelhandel vor Ort wird bei uns immer überwiegen. Zu unserer Philosophie gehört auch der Standort hier in der Innenstadt. Oft findet man Geschäfte nur noch in der Peripherie, im Industriegebiet oder in großen Einkaufszentren. Dabei sind die kleinen Länden und die Wirtshäuser die Seele einer Stadt. Derzeit bluten die Innenstädte aus. Wozu will man sie in Zukunft noch nutzen? Darüber sollten sich die Politiker Gedanken machen.

    Welchen Vorteil haben Kunden, die bei Ihnen kaufen?

    Weber: Das Teuerste bei uns im Geschäft ist die Beratung für die Kunden, und die gibt es kostenlos. Wer bei uns einen Ofen kauft, der wird auch zehn Jahre später noch betreut, zum Beispiel beraten wir zu den passenden Ersatzteilen und bestellen sie. Bei uns bekommt man die Gartenbank nicht einfach in der Schachtel, sondern auf Wunsch montieren wir sie auch. Oft wollen die Kunden gar nicht mehr beraten werden. Sie befassen sich bereits daheim intensiv mit der Anschaffung und recherchieren im Internet. Dann kommen sie mit einem ganzen Packet an Informationen zu uns. Wenn der Preis stimmt, kaufen sie hier im Laden. Sie wollen nicht bei einem anonymen Internethändler bestellen. Der örtliche Händler ist greifbar. Die Leute kennen uns persönlich, die Familie Weber und die Angestellten. Da ist das Vertrauensverhältnis ein ganz anderes.

    Was würden Sie anderen Einzelhändlern raten?

    Weber: Sie sollen den Kopf nicht in den Sand stecken und sich den Gegebenheiten anpassen. Die Lebensgewohnheiten der Bevölkerung verändern sich. Man sollte sich Gedanken machen, wie man diese Entwicklung für sich verbuchen kann. Mit dem Internet wächst auch der Kundenkreis für den örtlichen Einzelhandel. Einen gewissen Teil dieser Leute sollte man als festen Kundenstamm gewinnen und sich treu halten. Es ist die Aufgabe des Verkäufers, einen Bezug zum Kunden aufzubauen. Viele Leute gucken zwar im Internet, bleiben aber dem örtlichen Fachhandel treu.

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