Die Vor- und Nachteile einer zentralen Trinkwasserenthärtung erläuterte Wolfgang Fuchs vom Ingenieurbüro Miller am Dienstagabend im Stadtrat. Den Anstoß dafür hatte Marco Hennemann (CSU) mit seinem „Antrag auf Prüfung der Realisierbarkeit" im Rahmen der geplanten Sanierung der Aufbereitungsanlage „Am Hügel" gegeben.
Derzeit betragen die Härtegrade des Burgkunstadter Wassers aus Tiefbrunnen vier 17,5 Grad, aus Tiefbrunnen fünf 16,8 Grad. Da die Werte über 14 Grad liegen wird das Burgkunstadter Wasser als „hart" eingestuft. „Härte wird gebildet von Calcium- und Magnesiumionen", sagte Miller, diese gelte es zu entfernen, um das Wasser zu enthärten. Dafür gebe es verschiedene Methoden, wie Fällungsverfahren mit Sandkörnern, Ionenaustauscher und Nanofiltration. Nur Nanofilter als kompakteste Variante ließen sich bei der Sanierung der Aufbereitungsanlage „Am Hügel“ umsetzen, da für andere Systeme kein Platz wäre.
Die Nanofiltration hat allerdings Nachteile: Zum einen beträgt die Trinkwasserausbeute nur zwischen 75 und 90 Prozent, der Energieverbrauch ist relativ hoch und als Abfallprodukt entsteht ein radioaktives Eluat, da gleichzeitig Uran aus dem Wasser entfernt wird. Die Entsorgung würde hohe Kosten verursachen, was die Nanofiltration zur teuersten Enthärtungsmethode macht. Die Sanierungskosten der Aufbereitungsanlage liegen bei etwa 470 000 Euro, bei Einbau einer Enthärtungsanlage wären sie deutlich höher. Zusätzlich entstünden pro Kubikmeter gefiltertem Wasser Mehrkosten von 50 bis 60 Cent.
„Jeder Haushalt kann für sich selbst entscheiden, ob er Enthärtungsmaßnahmen vornehmen will.“
Ulrike Koch, Stadträtin (SPD)
Das sei zu teuer, sagte Günter Knorr (CSU). Angesichts der Chemikalien, die zur Reinigung der Nanofilter benötigt würden, habe er „kein gutes Gefühl, dieses Wasser auf die Leute loszulassen". Ingrid Kohles (FW) meinte: „Man sollte nicht herausfiltern, was zu gutem Wasser gehört. Allzu weiches Wasser schmeckt nicht mehr." Ingenieur Fuchs beteuerte, dass nicht alle Ionen aus dem Wasser gefiltert würden. Zudem wäre Wasser ohnehin nicht das richtige Lebensmittel, um den menschlichen Körper mit Calcium zu versorgen, ein Käsebrot enthalte viel mehr davon. Michael Doppel (FW) war der Meinung, dass Kalk zumindest für den Menschen nicht schädlich sei, Uran jedoch entsorgt werden müsse und daher immense Kosten verursache. Ulrike Koch (SPD) meinte, jeder Haushalt könne für sich selbst entscheiden, ob er Enthärtungsmaßnahmen vornehmen will.
Marco Hennemann (CSU) erklärte, er habe den Antrag deshalb gestellt, weil Schwabthal auf Anfrage der Industrie eine solche Nanofiltrationsanlage eingebaut habe. In Hennemanns Antrag heißt es: „Wasser mit einem hohen Härtegrad ist für den Endverbraucher neben dem Bezugspreis mit weiteren Kosten (...) verbunden." Dazu gehören „Kosten für Entkalkungsmittel zum Schutz von Haushaltsgeräten und -maschinen". Hennemann gehe es vor allem darum, den Einbau einer Enthärtungsanlage mittel- oder langfristig nicht auszuschließen. Thomas Müller (Bürgerverein) sagte, das sei zwar eine interessante Fragestellung, aber im Moment komme so etwas nicht infrage. Im Stadtrat war man sich einig, den Einbau einer Enthärtungsanlage in die ferne Zukunft zurückzustellen.
Prioritätenliste für Feuerwehrhaus
„Das Feuerwehrhaus wird nicht jünger“, sagte Feuerwehr-Kommandant André Grothues. Zusammen mit weiteren Vertretern der Freiwilligen Feuerwehr Burgkunstadt referierte er im Stadtrat über die Dringlichkeit einer Sanierung. Die Elektroinstallationen seien auf dem Stand von vor 35 Jahren, beispielsweise Industriewaschmaschine und -trockner könne man gar nicht mehr betreiben. Seit der Fertigstellung des Gebäudes im Jahr 1982 ist eine Vielzahl von Elektrogeräten dazu gekommen, das alte Elektroverteilungssystem entspricht nicht mehr den aktuellen Normen und Sicherheitsbestimmungen.
Die Erneuerung der Elektrotechnik ist einer der wichtigsten Punkte auf einer nach Prioritäten geordneten Liste von Sanierungsvorhaben. Diese Liste haben die Feuerwehrleute der Stadtverwaltung zukommen lassen. Kommandant Grothues zufolge wurde aufgrund der finanziellen Lage der Stadt einen Neubau von vornherein ausgeschlossen. Kämmerin Heike Eber bestätigte, eine staatliche Förderung gebe es nicht, sonst hätte man eine Generalsanierung in Betracht gezogen. Sie fügte hinzu, die Elektrotechnik im Feuerwehrhaus sei eine komplizierte Angelegenheit, die einen „normalen" Elektriker überfordern würde. Daher hat die Verwaltung Angebote von Ingenieurbüros eingeholt.
Da verschiedene Stadträte mehrmals kritisiert hatten, dass die Verwaltung stets mit denselben Architektur- und Ingenieurbüros zusammenarbeite, wurden bewusst Ingenieurbüros kontaktiert, die bisher noch kein Projekt für die Stadt abgewickelt hatten. Die Angebote erfolgten gemäß der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI), bei der lediglich zwei Parameter ins Gewicht fallen, Nebenkosten und Umbauzuschlag. Mit drei, beziehungsweise zehn Prozent machte das Ingenieurbüro TechnoPlan GmbH aus Marktrodach das beste Angebot. Bei einer Gegenstimme (Dr. Marcus Dinglreiter, Bürgerverein) beschlossen die Stadträte, den Auftrag zu erteilen. Dinglreiter kritisierte, dass keine Kostenschätzung abgegeben wurde. Kämmerin Eber zufolge wäre dazu bereits eine Vorleistung nötig: „Wir wissen noch nicht, in welcher Größenordnung sich das bewegt." Ulf Müller (FW), selbst Ingenieur, bestätigte, dass Angebote nach HOAI durchaus gängige Praxis seien.
Mit der Elektrotechnik ist es noch nicht getan. Ebenfalls weit oben auf der Prioritätenliste steht die Abwasserbeseitigung. Zum Beispiel haben die Feuerwehrleute für das Abwasser der Schlauchwaschanlage eine Notlösung geschaffen, die der Stadtverwaltung zufolge nicht dauerhaft so betrieben werden kann. Kommandant Grothues lud die Stadträte zu einem Ortstermin ein, damit sie selbst sehen könnten, wo es „knackt".
Änderung der Friedhofssatzung wegen Urnenbestattungen
Die Änderung der Friedhofssatzung hat der Stadtrat mehrheitlich beschlossen. Da die Nachfrage nach Urnenbestattungen steigt, während die Zahl der Erdbestattungen stetig zurückgeht, bieten viele Bestattungsunternehmen eine Aussegnungsfeier an, bei der sich die Angehörigen vom Verstorbenen vor oder nach der Einäscherung verabschieden. Wenn die Urne beigesetzt wird, findet oft eine zweite Feier statt, die über die Stadt abgerechnet wird. Auf die Kosten für eine Erdbestattung von 445 Euro für einen Erwachsenen wird in der Satzung hingewiesen. Da es sich um eine Gesamtgebühr für eine Vielzahl von Leistungen handelt, schlug Marcus Dinglreiter eine Satzungsergänzung vor, die eine Ermäßigung erlaubt, wenn nur Teilleistungen in Anspruch genommen werden.
Kämmerin Eber sagte, es sei schwierig die 445 Euro aufzudröseln, man wolle die Problematik jedoch bei der geplanten Neukalkulation der Friedhofssatzung berücksichtigen.
Der Stadtrat nahm Kenntnis vom Prüfbericht des Rechnungsprüfungsausschuss. Dessen Vorsitzender, Marcus Dinglreiter, hatte keine Beanstandungen zur Jahresrechnung 2014, lobte die vorbildliche Zusammenarbeit mit der Verwaltung und schlug vor, die Bürgermeister für ihren Haushalt zu entlasten.