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BURGKUNSTADT: Der Raum als dritter Pädagoge

BURGKUNSTADT

Der Raum als dritter Pädagoge

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    Wie sieht die ideale Schule aus? Expertin Karin Doberer (Mitte)  in Burgkunstadt in der Diskussion mit Kämmerin Heike Eber und Stadtrat Ulf Müller.
    Wie sieht die ideale Schule aus? Expertin Karin Doberer (Mitte) in Burgkunstadt in der Diskussion mit Kämmerin Heike Eber und Stadtrat Ulf Müller. Foto: Adriane Lochner

    „Transparenz gleich Ablenkung, offen gleich laut – das sind weit verbreitete Irrtümer", sagte Karin Doberer während ihres Vortrags in der Stadthalle. Seit 15 Jahren befasst sich die Unternehmensberaterin mit dem Zusammenwirken von Architektur und Pädagogik. Ihr Konzept präsentierte sie am Dienstagabend auf Einladung der Stadt in Burgkunstadt.

    Doberer zufolge haben sich Klassenzimmer seit den 1970-er Jahren nicht mehr verändert, lediglich Standards wie Energieeffizienz oder Brandschutz wurden verbessert. Die grundlegende Struktur jedoch ist gleich geblieben: Viele Klassenzimmer sind an langen Gängen aufgereiht wie Perlen an einer Schnur, vorne ein Lehrerpult, dann eine Bankreihe nach der anderen. „Um modern zu sein, tauscht man Tafeln gegen ein interaktives Whiteboard aus, das war's", sagte Doberer, dabei hätten sich die Lehrpläne massiv geändert. Zusätzlich zum Frontalunterricht werde Wert gelegt auf Stillarbeit, Gruppenarbeit oder Präsentation. Das stelle einen ganz anderen Anspruch an die Qualität der Räume, von der Einrichtung bis zur Akustik.

    Auf unterschiedliche Lernstile eingehen

    „Gute Architektur macht noch keine gute Schule, der Raum ist der dritte Pädagoge", sagte Doberer. Ihr zufolge erwarte man von allen Schülern, den Lehrstoff in der gleichen Zeit mit den gleichen Methoden zu begreifen. Dabei gebe es mehr als 20 verschiedene Lernstile, weit über Sehen und Hören hinaus. Viele Kinder müssten Dinge anfassen und sich bewegen, um Vokabeln zu begreifen. Die passe man derzeit mit Hilfe von ADHS-Medikamenten an die herkömmlichen Lerntypen an. Doberer zufolge gilt es umzudenken.

    Doberers Team von LernLandSchaft in Röckingen bei Ansbach hat bereits zahlreiche Schulen und Kommunen beraten. Ihre Argumentation veranschaulichte die Beraterin anhand etlicher Beispiele. Das Öttinger Gymnasium habe man von innen entwickelt, um Lernreviere zu schaffen. „Es gibt Kinder, die können nicht lange still sitzen, andere brauchen Rückzugsmöglichkeiten", sagte Doberer, deshalb sei eine Zonierung beim Raumkonzept wichtig. In Neustadt bei Coburg habe man eigens Räumlichkeiten zum Experimentieren und Forschen geschaffen sowie eine Bühne, auf der sich die Schüler präsentieren können. In der Grundschule Welsburg in Südtirol gebe es den sogenannten „Marktplatz" – einen Aufenthaltsraum mit dem Charakter einer guten Stube und Blick auf den Hausberg.

    Doberer zufolge sind einige Elemente universell, wie etwa ein eigener Lehr- und Arbeitsraum, spezialisierte Arbeitsplätze, die gemeinsame Teeküche, Gruppenräume oder Lernterrassen, Das allgemeingültige Konzept jedoch gibt es nicht. Bei der Planung würden alle eingebunden, unter anderem Eltern, Förderverein und Lehrer. Das Konzept solle im Kolloquium diskutiert und verbindlich verabschiedet werden, etwa in Form eines pädagogischen Raumfunktionsbuchs. „Es ist wichtig, pädagogische Ideen gestalterisch zu Ende zu denken", sagte Doberer.

    „Wir werden tun, was wir können, um die Bildung zu unterstützen.“

    Christine Frieß, Bürgermeisterin

    Hintergrund der Informationsveranstaltung in Burgkunstadt war zunächst die geplante Sanierung des Untergeschosses der Grundschule gewesen. Vergangenen September hatte der Stadtrat auf Vorschlag des Bürgervereins hin beschlossen, Karin Doberer als Referentin einzuladen. Vor Kurzem änderte sich die Sachlage, nun soll ein Ideenwettbewerb zum Schulberg stattfinden mit der Option eines Neubaus. Wo Schule und Schulkindbetreuung künftig untergebracht werden ist derzeit wieder offen.

    Kämmerin Heike Eber schlug vor, Doberer für das Konzept zum Ideenwettbewerb mit ins Boot zu holen. Doberer wiederum richtete die Frage an die Burgkunstädter Lehrer: „Haben Sie überhaupt Lust auf sowas?" Die kommissarische Schulleiterin Susi Kraus sagte: „Das wäre eine Chance, die man sonst nie wieder bekommt." Förderlehrerin Jutta Ankenbrand-Thiem fragte: „Können wir uns das überhaupt leisten?" Darauf Bürgermeisterin Christine Frieß: „Wir werden tun, was wir können, um die Bildung zu unterstützen."

    Weitere Informationen zu Doberers Konzept gibt es auf der Homegage: www.lern-landschaft.de

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