Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Altenkunstadt, Burgkunstadt, Weismain
Icon Pfeil nach unten

ALTENKUNSTADT: „Die Nacht hat zwölf Stunden“

ALTENKUNSTADT

„Die Nacht hat zwölf Stunden“

    • |
    • |
    Die Nacht hat zwölf Stunden: Elisabethanische Lautenlieder des 16. und 17. Jahrhunderts standen im Mittelpunkt des Konzerts, mit dem die Künstler Nele Gramß (Sopran) und Michael Freimuth (Laute) in der Altenkunstadter Pfarrkirche „Mariä Geburt“ den „Musiksommer Obermain 2013“ eröffneten.
    Die Nacht hat zwölf Stunden: Elisabethanische Lautenlieder des 16. und 17. Jahrhunderts standen im Mittelpunkt des Konzerts, mit dem die Künstler Nele Gramß (Sopran) und Michael Freimuth (Laute) in der Altenkunstadter Pfarrkirche „Mariä Geburt“ den „Musiksommer Obermain 2013“ eröffneten. Foto: Bernd Kleinert

    Elisabethanische Lautenlieder standen im Mittelpunkt des Konzertes in der katholischen Pfarrkirche „Mariä Geburt“ in Altenkunstadt, mit dem der „Musiksommer Obermain“ die neue Saison eröffnete. Der Name erwies sich diesmal nur teilweise als Programm, denn das Wetter war regnerisch, windig und kalt. „Ich bin mir aber sicher, dass die beiden Künstler es mit ihren Darbietungen zumindest in unseren Herzen warm werden lassen“, zeigte sich Pfarrer Norbert Lang in seinen Grußworten optimistisch.

    Seit mehr als 40 Jahren bereichert der „Musiksommer Obermain“ als Veranstaltungsgemeinschaft der Landkreise Lichtenfels und Coburg sowie der Stadt Coburg mit weltlichen wie auch geistlichen Konzerten das kulturelle Leben im Obermaintal. Unter dem Motto „Die Nacht hat zwölf Stunden“ stand das Auftaktkonzert am Sonntagabend, zu dem sich trotz der widrigen Witterung viele Musikinteressierte im geheizten Gotteshaus eingefunden hatten.

    Das Thema stammt aus Bertold Brechts „Lied von der Moldau“. Für den Saisonauftakt hatten die Organisatoren zwei hochkarätige Künstler gewonnen, die mit ihrem Können das Publikum sofort in ihren Bann zogen. Sopranistin Nele Gramß studierte Schulmusik, Gesang und Gesangspädagogik. Mit einem umfangreichen Liedrepertoire tritt die freiberufliche Sängerin seit 20 Jahren im In- und Ausland auf.

    Ein wahrer Meister auf der Laute, einem alten Saiteninstrument, ist Michael Freimuth. Und das so-wohl als Solist wie auch in begleitender Funktion, wie er beim Eröffnungskonzert auf beeindruckende Weise unter Beweis stellte. Der Künstler, der seit 2008 am Hamburger Konservatorium unterrichtet, ist Mitherausgeber bedeutender Lautenliteratur. Mit ihren Darbietungen zum Thema „Die Nacht hat zwölf Stunden“ machten Nele Gramß und Michael Freimuth den aufmerksam lauschenden Zuhörern musikalisch deutlich, dass in der Nacht Menschen nicht nur ruhen, sondern auch unfreiwillig oder absichtlich wach sind. Die Interpreten „entführten“ in eine Zeit, in der bestenfalls Fackeln und der Mond etwas Licht in die Dunkelheit brachten.

    Reich an Nacht- und Schlaftexten sind die Lautenlieder des elisabethanischen Zeitalters, also aus dem England des 16./17. Jahrhunderts. Gramß und Freimuth hatten davon 22 ausgesucht. Sie stammen aus der Feder bekannter Komponisten wie Henry Purcell, Thomas Morley und Robert Jones. Von John Dowland (1562 bis 1626), der beim Auftaktkonzert gleich mit sieben Stücken vertreten war, sind etwa 100 Kompositionen für Laute solo er-halten.

    Sie gehören zu den anspruchsvollsten und ausgereiftesten Werken, die je für dieses Zupfinstrument geschrieben wurden. Nele Gramß und Michael Freimuth hatten ihre Darbietungen in sieben Kapitel unterteilt.

    „Ich bin mir aber sicher, dass die beiden Künstler es mit ihren Darbietungen zumindest in unseren Herzen warm werden lassen.“

    Norbert Lang Pfarrer

    Der ersehnte Schlaf und der Mittagsschlaf werden darin ebenso thematisiert wie das Schäferstündchen am Nachmittag und die Liebesnacht. Hymen, dem griechischen Gott der Hochzeit, war die Weise „Welcome black night, Hymen's fair day“ gewidmet. Lieder wie „Sweet, stay a while“ erzählen vom Morgengrauen und dem Hinauszögern des Aufstehens. Melancholische Stimmung verbreiten „Sleep wayward thoughts“ und „Flow my tears“. Zur Nacht gehört für viele Menschen auch das Gebet.

    Um die Seele, die nun in Gottes Armen ruht, die Bitte um Erbarmen für die Sündenlast des Tages und um den Heiligen Geist, der sich der Seele annehmen möge, geht es in den zum Nachdenken anregenden Weisen „Now that the sun“, „Misere my maker“ und „A Galyerd“. Auch „einfache“ Schlaflieder durften in dem an Vielfalt kaum zu überbietenden Reigen nicht fehlen. „Rest sweet Nymphs“, „Hang golden sleep upon her eyelids“, „Care-charming sleep“ und „A Dream“ veranschaulichen, was zu einer geruhsamen Nacht gehört: Tiefer, erholsamer Schlaf als „Sorgenlinderer“ und dazu schöne Träume.

    Menschen, die nachts nicht zur Ruhe kommen und in Gedanken Probleme wälzen, bitten um Schlaf. Ihnen war das beschauliche „Sleep, slumbring eyes“ gewidmet. Zum Abschluss ließen die Künstler auch noch den „Powerful Morpheus“, den griechischen Gott des Schlafes, musikalisch zu Wort kommen. Nele Gramß und Michael Freimuth be-wiesen bei ihren gut eineinhalbstündigen Darbietungen Virtuosität und Einfühlungsvermögen.

    Die brillante Sopranstimme und das nicht weniger beeindruckende Lautenspiel ergänzten sich hervorragend. Imposant auch Freimuths Soli. Zum besseren Verständnis gab Nele Gramß zu den englischen Texten kurze Erläuterungen. Der Beifall der Zuhörer war lang und herzlich, so dass die Künstler um eine Zugabe nicht herumkamen. „Sie waren ein konzentriertes Publikum. Da haben Sie sich ein Lied mit deutschem Text redlich verdient“, schmunzelte die Sopranistin, bevor sie und Michael Freimuth noch ein Werk des Barockkomponisten Johann Nauwach zu Gehör brachten. Pfarrer Norbert Lang dankte den Interpreten für dieses „großartige Konzert“ und überreichte zur Erinnerung Kerzen, auf denen sämtliche Kirchen und Kapellen der Pfarrei Altenkunstadt abgebildet sind.

    Ein besonderes Kompliment machte er der Sängerin: „Schon als wir telefonierten, habe ich gemerkt, dass Sie eine faszinierende Stimme besitzen“. Der Geistliche informierte kurz über die 1200-Jahr-Feier der Pfarrei 2014, bei der es ebenfalls musikalische Angebote geben werde.

    Im Anschluss fanden sich viele Besucher im Jugendheim „Villa“ ein, wo sie von Mitgliedern des katholischen Frauenkreises mit Getränken und einem Imbiss bewirtet wurden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden