Eine Welle der Verwüstung verursachte ein schweres Gewitter, das am Dienstagnachmittag über den östlichen Landkreis hinweg zog. Insgesamt 150 Einsatzkräfte, darunter allein 25 Feuerwehren aus Altenkunstadt, Burgkunstadt, Weismain und den Ortsteilen waren bis in die Nacht hinein im Einsatz, um überflutete Keller auszupumpen und abgedeckte Dächer zu sichern. Der Schaden dürfte in die Hunderttausende gehen. Verletzt wurde wie durch ein Wunder niemand. Ein 14-jähriges Mädchen entging knapp den herabstürzenden Trümmern, als ein Blitz in den Kamin eines Wohnhauses in Baiersdorf einschlug.
Der erster Alarm erfolgt um 15.03 Uhr, danach kamen die Retter kaum noch nach, wie Kreisbrandrat Timm Vogler berichtete. In der Rettungsleitstelle in Coburg waren zwölf Leute im Einsatz, um die vielen Notrufe abzuarbeiten. Neben den 25 Feuerwehren waren das Technische Hilfswerk, der Rettungsdienst, Polizei und Mitarbeiter der Bauhöfe im Einsatz, um Keller auszupumpen und überflutete Straßen zu räumen. „Bei Niederschlägen von 50 Litern pro Quadratmeter konnten die Abflüssen die Massen nicht mehr fassen“, berichtete er. Doch das Konzept „Starkregen“ der Feuerwehren habe gegriffen.
Mit Wasserständen von 50 Zentimeter bis fast einen Meter war der Plan in Burgkunstadt am schlimmsten betroffen. Das Wasser schoss regelrecht den Berg herunter und die mitgeführten Hackschnitzel vom Regens-Wagner-Spielplatz verstopften die Abflüsse, so dass sich die braune Brühe staute und in die Häuser floss. Besonders hart betroffen waren Rosemarie und Bernward Dörfler, Besitzer eines Geschäftshauses an der Ecke von Plan und Bahnhofstraße: Das Wasser floss nicht nur durch die Ladentür, wo der Hausbesitzer in einer Blitzaktion ein Brett angedübelt hatte, sondern quoll auch durch die Schaufenster und die Hintertür. Zum Glück fanden sich viele Helfer, die den Hausbesitzern unter die Arme griffen und bis in die Nacht hinein wischten.
Wischen musste auch Monika Semmler, deren Schmuck- und Uhrengeschäft ebenfalls überflutet wurde. Geärgert hat sie sich über Autofahrer, die trotz des 50 Zentimeter tiefen Wassers zu schnell vorbeifuhren, so das regelrechte „Bugwellen“ in den Laden schwappten. Den beträchtlichen Schaden an der Einrichtung wird sie wohl selbst tragen müssen. Unglücklicherweise hatte sie eine neue Versicherung, die auch Wasserschäden abdecken sollte ausgerechnet an diesem Tag nicht abschließen können, weil den ganzen Vormittag Kunden im Geschäft bedient werden mussten.
„Manche Autofahrer sind so schnell durch die Brühe gefahren, dass uns die Bugwellen in den Laden schwappten.“
Monika Semmler, Juwelierin
Betroffen waren auch der Plan, Bones, die Hainweiherer Straße, die Breslauer Straße und der Gartenbach, wie Wassermeister Achim Ruß berichtete, der mit dem Bauhof-Trupp bei den Aufräumarbeiten war. Bauhofleiter Thomas Kinscher schüttete gerade das Wasser aus seinen Gummistiefeln, als der Reporter vorbeikam und wies auf die Sandsäcke vor dem Bauhof, der ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen war. „Zum Glück hat das Freibad diesmal nichts abbekommen, weil Mitglieder der DLRG vor Ort waren und das Schlimmste verhindert haben“, berichtete er. Er richtete sich auf einen langen Abend für ihn und die zehn Mitarbeiter ein, die die Straßen reinigten.
Auch in Altenkunstadt und Weismain waren die Feuerwehren und Bauhofmitarbeiter im Dauereinsatz, um Keller auszupumpen und Straßen zu säubern. Das Wasser floss zentimeterhoch durch die Woffendorfer Straße in Altenkunstadt. Aus den Kanalschächten sprudelte das Wasser wie aus einem Springbrunnen. Ähnlich dramatisch war die Situation im Bereich des Feuerwehrhauses und des Bauhofs, wo von den Feldern das Erdreich und Steine die Kienmühlenstraße hinunter geschwemmt wurden. Teilweise waren sogar Absperrungen mit Sandsäcken erforderlich. Aufgrund der Wassermassen, die sich ungehindert ihren Weg suchten, wurden einige Keller im Bereich der Kienmühle und der Langheimer Straße überschwemmt, die von der Stützpunktwehr und den Ortswehren leergepumpt wurden.
Auch die Staatstraße 2191 zwischen Altenkunstadt und Weismain war betroffen. Hier schoss das Wasser vom Fuße des Kordigasts hinunter, so dass Entwässerungsgräben überliefen und die Straße teilweise überschwemmten, während der Sturm die Äcker verwüstete. Es dauerte Stunden, bis die Schäden wieder beseitigt waren.
In Weismain waren vor allem Giechkröttendorf und die Giechkröttendorfer Straße schwer betroffen, wo das Wasser ungebremst den Berg hinunterschoss, wie Bürgermeister Udo Dauer berichtete. Auch hier hatten die Feuerwehr bis in die Nach hinein Schwerstarbeit zu leisten.