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ALTENKUNSTADT: Traktoren stören die Sonntagsruhe

ALTENKUNSTADT

Traktoren stören die Sonntagsruhe

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    Später Frühling, nasser Sommer: Wegen der anhaltenden Kälte und des Regens haben sich viele Arbeiten in der Landwirtschaft heuer verzögert, so dass die Bauern zurzeit oft auch Sonntags im Einsatz sind. Sie bitten die verärgerten Bürger um Verständnis für Belästigungen.
    Später Frühling, nasser Sommer: Wegen der anhaltenden Kälte und des Regens haben sich viele Arbeiten in der Landwirtschaft heuer verzögert, so dass die Bauern zurzeit oft auch Sonntags im Einsatz sind. Sie bitten die verärgerten Bürger um Verständnis für Belästigungen. Foto: Archiv/Brigitte Gorille

    Für Verärgerung bei vielen Bürgern in Altenkunstadt sorgte ein Landwirt, der am Sonntag zwischen 8 und 11 Uhr große Mengen gemähten Grases durch den Ort fuhr. Die Anwohner beschwerten sich über den Lärm der großen Traktoren und Ladewagen, die ausgerechnet zur Zeit des Hauptgottesdienstes in der katholischen Kirche mit hohem Tempo am Gotteshaus vorbei und durch Engstellen, wie die Rechtsanwalt-Krauss-Straße gefahren seien. Aufgrund des Tempos hätten sie Schnittgut verloren und auch keine Rücksicht auf Fußgänger genommen.

    Als falsch erwies sich die Vermutung, dass es sich um Anlieferungen für die Biogasanlage bei Prügel gehandelt habe – ein Verdacht, der vor dem Hintergrund des jüngsten Bürgergesprächs, bei dem Belästigungen durch die Anlage diskutiert worden waren, für besonderen Unmut gesorgt hatte. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen anderen Landwirt aus dem nördlichen Landkreis handelte, der am Samstag Wiesen bei Baiersdorf gemäht hatte und aufgrund des drohenden Regens das Heu dringend einbringen musste.

    Biogasanlage nicht die Ursache

    Wegen eines Verstoßes gegen das Gesetz zum Schutz von Sonn- und Feiertagen muss sich der Landwirt jetzt gegenüber dem Landratsamt verantworten, teilte Peter Schardt von der Polizeiwache Altenkunstadt dazu auf Nachfrage mit. Zwar erhielten Landwirte Ausnahmegenehmigungen für das Einbringen der Ernte oder von Schnittgut aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Wetter, doch gelte auch für sie der besondere Schutz der Kirchgänger, den das Feiertagsschutzgesetz vorschreibe. Das Landratsamt werde wohl ein Ordnungswidrigkeitsverfahren anstrengen.

    „Wir appellieren an den gesunden Menschenverstand aufeinander Rücksicht zu nehmen“, erklärt der Polizeibeamte. Im vorigen Jahr habe er auch einige Verwarnungen verhängt, da Landwirte mit schwerem Gerät dafür nicht geeignete Straße befahren hatte. Heuer habe es noch keine Beanstandungen gegeben. Schwierig werde das Verfahren auch, wenn die Landwirte Lohnunternehmer beauftragen.

    „Wir mussten dringend das Heu einbringen, weil für Montag Regen angekündigt war“, rechtfertigte sich der Landwirt auf Anfrage. Er bat um Verständnis für die schwierige Lage der Bauern, die wegen der anhaltenden Kälte und der ständigen Regenfälle mit allen Arbeiten im Verzug seien, so dass sich manchmal bestimmte Tätigkeiten häuften. „Ich würde Sonntags auch lieber in Ruhe zur Kirche gehen, aber wir müssen uns nach der Natur und dem Wetter richten, wenn wir erfolgreich wirtschaften wollen“, erklärte er. So habe sich das Mähen wegen der vom Regen aufgeweichten Wiesen verzögert und sei erst am Wochenende möglich gewesen – ein weiterer Regenguss hätte das Heu andererseits verdorben, weshalb Eile geboten gewesen sei. So seien er und seine Leute den ganzen Tag im Einsatz gewesen – morgens in Baiersdorf und nachmittags in Schwürbitz. Er versuche derartige Belastungen für die Anwohner nach Möglichkeit zu vermeiden, könne sie aber auch künftig nicht ausschließen, wenn das Wetter es erfordere. Allerdings habe er seine Leute angewiesen, im Ort langsam zu fahren und der Eindruck hohen Tempos müsse aufgrund des Abrollgeräuschs der breiten Reifen täuschen. Ein Traktor fahre maximal 50 Kilometer und im Ort selten schneller als 30 Kilometer.

    „Wir bemühen uns sehr, niemanden zu belästigen, aber heuer ist es wegen der verzögerten Aussaat und Ernte aufgrund des schlechten Wetters schwierig.“

    Doris Leikeim Landwirtin

    Erleichtert, dass nicht ihre Mitarbeiter für die Störung verantwortlich waren, zeigte sich Doris Leikeim, die Betreiberin der Biogasanlage. „Wir bemühen uns sehr, niemanden zu belästigen, aber heuer ist es wegen der verzögerten Aussaat und Ernte aufgrund des schlechten Wetters schwierig“, erklärt sie. So achte sie darauf, dass nach 19 Uhr nicht mehr gearbeitet werde, doch manchmal ließen sich Wochenendeinsätze nicht vermeiden - auch weil es oft schwierig sei, Lohnunternehmer zu bekommen. So habe die Familie jüngst auch am Sonntag arbeiten müssen, um die Maissaat auszubringen – eine Arbeit, die normalerweise im April abgeschlossen ist.

    Verschärft werde die Situation, da in Altenkunstadt, Prügel und Baiersdorf kein Vieh mehr gehalten werde, so dass die Äcker und Wiesen von auswärtigen Landwirten gepachtet und der Ertrag komplett abgefahren werde. „Ich hoffe, dass die Kluft zwischen Landwirten und anderen Bürgern nicht noch tiefer wird“, sagte Doris Leikeim. Sie bat um mehr Verständnis für die Arbeit der Landwirte, die in der Region produzieren, die Landschaft pflegen und vor Ort für Arbeitsplätze und Wertschöpfung sorgen.

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