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WEISMAIN: Frühjahrsputz am Frankenjura

WEISMAIN

Frühjahrsputz am Frankenjura

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    Weismainer Bauhofmitarbeiter räumten das Geröll von der Straße. FOTO: Adriane Lochner
    Weismainer Bauhofmitarbeiter räumten das Geröll von der Straße. FOTO: Adriane Lochner Foto: Adriane Lochner

    Von oben seilen sich die Bergwachtler ab. Dann geht es an die Arbeit. Jeder wackelige Stein stellt eine potenzielle Gefahr für den Straßenverkehr dar. „Wir schmeißen die losen Steine runter, bevor sie sich von selbst lösen“, erklärt Thomas Gremer, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Kulmbach-Obermain. Er koordinierte die Felsberäumungen, die vergangenen Samstag am Wallersberger Hang und vor zwei Wochen am Weidener Berg stattfanden. Während der Halbtageseinsätze mussten die Straßenabschnitte unter den Felsen komplett gesperrt werden.

    „Selbst kleine Steine mit lediglich fünf Zentimetern Durchmesser können zu tödlichen Geschossen werden.“

    Umut Bayburt, Bauamt Weismain

    Wenn sich plötzlich lockere Steine aus Felsen lösen, können sie Schäden an Fahrzeugen verursachen und Unfälle verursachen. Gerade jetzt im Frühjahr nimmt die Wahrscheinlichkeit von Steinschlägen zu. „Wasser dehnt sich beim Gefrieren aus und sprengt den Fels“, erklärt Gremer. Frostperioden hinterlassen eine Menge loses Gesteinsmaterial. Mehrere Tonnen davon haben die Bergwachtler von den Felsen gesammelt. Weismainer Bauhofmitarbeiter räumten nach den Putzaktionen auf und schafften das Geröll mit dem Radlader von den Straßen.

    Einer von ihnen, Bernhard Hofmann, erklärt: „Wir müssen öfters lose Steine von der Straße räumen.“ Er und seine Kollegen haben mittlerweile schon ein geübtes Auge. Wenn sie sehen, dass ein Felsmassiv bröckelt, geben sie im Bauamt Bescheid. Dann wird ein Ingenieurbüro zur Begutachtung hinzugezogen.

    So schön die Felsen im Frankenjura aussehen, sie bergen gewisse Risiken. Um Steinschlag auf der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Weihersmühle und Wallersberg zu verhindern, wurden die Felsen teilweise mit Netzen gesichert oder mit Spritzbeton festgeklebt. Ein neun Tonnen schwerer Felsbrocken wurde mit Seilen festgespannt. Dazu waren Bohrungen von vier Metern Tiefe notwendig. Die Stadt Weismain kosteten diese Maßnahmen bisher 138 000 Euro.

    Felssicherung noch nicht beendet

    Doch die Felssicherung ist noch nicht abgeschlossen. Derzeit erstellt die Landesgewerbeanstalt (LGA) in Nürnberg ein Gutachten für einen großen Spitzfels inmitten der Serpentine zum Wallersberg. „Wir wissen noch nicht, wie wir verfahren, ob wir sichern oder sprengen. Das hängt von der Beschaffenheit des Felsens ab“, sagt Umut Bayburt vom Bauamt der Stadt Weismain. Eine Entscheidung fällt noch in diesem Jahr. Auch am Weidener Berg gibt es zwei Felsen, die demnächst untersucht werden sollen.

    Vorrichtungen wie großflächige Drahtnetze sind dem Landschaftsbild zwar abträglich, aber notwendig. „Die öffentliche Sicherheit geht vor. Selbst kleine Steine mit lediglich fünf Zentimetern Durchmesser können zu tödlichen Geschossen werden“, sagt Bayburt. Gerade weil es sich bei Weismain um eine Wanderregion handle, trage man besondere Verantwortung.

    Für steile Passagen Erfahrung nötig

    Während die Weismainer Bauhofmitarbeiter sich regelmäßig um das Fallgut im einfachen Gelände kümmern, sind für steile Felspassagen besonderes Know-How gefragt, Klettererfahrung und vor allem Ausrüstung. Deshalb arbeitet die Stadt Weismain mit der Bergwacht Kulmbach-Obermain zusammen. Die hat ihre Felsputzaktion für dieses Jahr noch nicht beendet, weitere Einsätze sollen folgen.

    Felsberäumung ist lediglich eine Nebenaufgabe der Bergwacht. Als Bergrettungsorganisation ist die Bergwacht Bayern dem Bayerischen Roten Kreuz zugeordnet. Hauptaufgabe ist die Rettung von Verletzten und Verunfallten im unwegsamen Gelände. Die Bergwacht Kulmbach-Obermain ist die nördlichste Bereitschaft in der Bergwacht-Region Frankenjura. Das Einsatzgebiet erstreckt sich über die Landkreise Kulmbach und Lichtenfels sowie über die Gemeinde Hollfeld.

    Durchschnittlich hat die Bergwacht Kulmbach-Obermain im Jahr 15 bis 25 Einsätze. Derzeit machen 25 Mitglieder aktiv mit. Das war nicht immer so, noch bis vergangenes Jahr waren es gerade mal die Hälfte. Seit Mai 2016 sind mehr als ein Dutzend neue Mitglieder in Ausbildung. Stellvertretender Bereitschaftsleiter Christoph Bär (34) aus Kulmbach freut sich über die Neuzugänge. Er sagt: „Wir haben uns aktiv um Nachwuchs gekümmert und das Ausbildungsprojekt beworben.“ Bis die Neulinge alle Prüfungen in den verschiedenen Themenfeldern von Klettern und Skifahren über Naturschutz bis hin zur Notfallmedizin abgelegt haben, vergehen aber mindestens zwei Jahre.

    Allen Bergwachtlern gemeinsam ist der Spaß am Bergsport. Der 27-jährige Bergwacht-Azubi Daniel Schmidt aus Höferänger bei Kulmbach sagt: „Ich bin gerne draußen.“ Bei der Felsberäumung am Wallersberger Hang war er auch dabei und schäkerte gut gelaunt mit seinen Kameraden bei strömendem Regen. „Beim Notfalleinsatz kann man sich das Wetter auch nicht aussuchen“, erklärt Schmidt.

    Eine gewisse Sportlichkeit und körperliche Fitness sind Voraussetzungen für die Mitgliedschaft bei der Bergwacht, eine Männerdomäne ist sie jedoch nicht. Acht weibliche Mitglieder hat die Bergwacht Kulmbach-Obermain. Die 26-jährige Julia Brandl aus Kulmbach ist ebenfalls in Ausbildung. Sie berichtet; „Ich bin zufällig in der Zeitung auf das Ausbildungsprojekt gestoßen.“ Der anschließende Infoabend habe sie überzeugt. Eine leidenschaftliche Skifahrerin war sie schon immer, jetzt lernt sie das Klettern. Brandl ist die Kameradschaft wichtig. Sie sagt: „Die Leute passen, sie sind alle vom gleichen Schlag.“

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