Das Leikeim-Bier ist am Obermain recht bekannt. Vor 60 Jahren starb am 24. April 1959 der Brauereibesitzer Andreas Leikeim. Im Jahr 1912 hatte er die damals noch kleine Brauerei von seinem Vater Johann übernommen.
Als Andreas Leikeim am 12. Mai 1898 in Altenkunstadt geboren wurde, hatte sein Vater schon 18 Jahre in diesem Dorf am Fuße des Kordigast gewohnt. Aus Burgstall war der Metzgermeister Johann Leikeim 1880 nach Altenkunstadt gezogen, hatte die Witwe Apollonia Fischer geheiratet und das Anwesen des Sattlermeisters Förtsch erworben. Vom Braumeister Johann Krappmann in die Geheimnisse der Braukunst eingeweiht, hatte Johann Leikeim 1887 das erste Brauhaus und 1892 eine Mälzerei gebaut. Fortan gab es also den „Bräuer“, wie die Altenkunstadter die Brauerei Leikeim bezeichneten.
Seit der Gründung in Familienbesitz
Von 1933 bis 1945 war der Brauereibesitzer Andreas Leikeim gleichzeitig Bürgermeister von Altenkunstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte er sich wieder auf das Geschäft und 1954 entstand noch unter seiner Regie ein neues Sudhaus. Danach übernahm sein Sohn Anton das Erbe und übergab es 1975 an Dieter Leikeim, der den Familienbetrieb zu einem mittelständischen Unternehmen entwickelte.
Nach seinem tragischen Unfalltod 1998 führte seine Frau Christine das Unternehmen weiter. Sie engagierte sich nicht nur im Betrieb, sondern ebenso in der heimischen Vereinswelt in Altenkunstadt und im gesamten Landkreis. Seit Jahren unterstützt sie dort zum Beispiel die von ihr mitgegründete Bürgerstiftung für Jugend und Familie und insbesondere deren Projekt Aktive Bürger. Vor drei Jahren vollzog sie den Generationenwechsel im Betrieb und übergab ihre Anteile an die drei Kinder Andreas (Geschäftsführung), Bastian und Anna. Aktuell werden in der Brauerei mit ihren 110 Mitarbeitern pro Jahr über 300 000 Hektoliter Bier gebraut.
Bewaffnete Fehden ums Bier-Monopol
Nicht nur an den 60. Todestag von Andreas Leikeim und sein Erbe soll heute erinnert werden, sondern auch an den Bierkrieg, der in der ansonsten ruhigen Region vor vielen Generationen tobte. Die Städte Weismain und Burgkunstadt kämpften gemeinsam gegen das Dorf Altenkunstadt, denn nur Städte hatten ein Verkaufsrecht. Altenkunstadt war keine Stadt und durfte nur für den Eigenbedarf brauen, obwohl es größer als Weismain war.
1488 wurde die Auseinandersetzung zugunsten der beiden Nachbarstädte Burkunstadt und Weismain entschieden. Die Burgkunstadter fochten zahlreiche bewaffnete Fehden gemeinsam mit ihrem Nachbarort Altenkunstadt aus, um ihr Bier-Monopol zu verteidigen. Bei diesen „Feldzügen“ schlossen sich gerne auch Bürger anderer Ortschaften an, weil das in Burgkunstadt beschlagnahmte „Fremdbier“ an Ort und Stelle in Altenkunstadt „vernichtet“ werden durfte und nur die nicht getrunkenen Reste von Altenkunstadt nach Burgkunstadt zurückzubringen waren. Auch in anderen Orten am Obermain gab es starke Auseinandersetzungen, so zum Beispiel im Staffelsteiner Land.
Bis 1802 war das Bierbrauen eine öffentliche Angelegenheit, erst danach entstanden die ersten privaten Brauereien. Neben der bekannten Brauerei Leikeim gab es im 20. Jahrhundert in Altenkunstadt noch die Brauerei Schramm von 1929 bis 1967. Von Fritz Schramm gegründet, wurde sie ab 1940 von Rosa Schramm und später von ihrem Sohn Richard weiter geführt.
Die höchste Brauereidichte der Welt
Obwohl es in Altenkunstadt nur noch die Brauerei Leikeim gibt, kann sich Oberfranken mit gutem Recht Bierfranken nennen. Mit seinen mehr als 200 vor allem kleineren Brauereien hat es die höchste Brauereidichte der Welt. In Oberfranken kommt auf 5511 Einwohner eine Brauerei. Allein im Stadtgebiet von Bad Staffelstein gibt es zehn Brauereien, die die Region mit süffigem Gerstensaft verwöhnen. Vorbei sind die Bierkriege, alle Brauereien haben ihre Nische und somit ihren Absatz gefunden.
Dennoch hat hat die Brauereivielfalt am Obermain seit vielen Jahren stark nachgelassen. So existierten 1971 in den damaligen Landkreisen Lichtenfels und Staffelstein 55 Brauereien, dreimal soviele wie heute. Früher gab es in jedem kleinen Ort ein Wirtshaus oder sogar mehrere. Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Heute sind vor allem am Obermain die Biergärten beliebt. Diese werden in den kommenden Monaten gerne besucht werden – Einheimische und Gäste können dabei die Biervielfalt genießen und kennen lernen.