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FEULERSDORF: Biotop Feulersdorf: Sonnenbänke für Eidechsen und Wildrosen

FEULERSDORF

Biotop Feulersdorf: Sonnenbänke für Eidechsen und Wildrosen

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    Geschäftsführer Fritz Boss (li) und Naturgartenplaner Reinhard Witt beim Anlegen der Blu?hbeete auf dem Firmengela?nde in Feulersdorf.
    Geschäftsführer Fritz Boss (li) und Naturgartenplaner Reinhard Witt beim Anlegen der Blu?hbeete auf dem Firmengela?nde in Feulersdorf. Foto: Fotos: Adriane Lochner

    Eidechsenhänge, Rebhuhnhecken und Lurchteiche – rund um das Gelände der Scherzer & Boss Fruchtgemüse GmbH entsteht eines der hochwertigsten Naturbiotope der Region. Auf insgesamt acht Hektar Fläche legen die Naturgartenplaner und Buchautoren Reinhard Witt und Katrin Kaltofen gemeinsam mit ihren Praktikanten je nach Standort allerhand neue Lebensräume an.

    Dürreresistente Pflanzen wie die Elsbeere hat er eigens ausgewählt für das regenarme „Steppenklima“ auf dem Fränkischen Jura. Für die teils feuchten Überlaufbecken wurden Arten wie Kuckuckslichtnelke, Schlüsselblume und Schlangenknöterich auserkoren. Wildrosensträucher neben neu angelegten Tümpeln sollen Lurchen und Fröschen Schatten spenden. Saatgut und Setzlinge stammen allesamt aus biologischem Anbau, beziehungsweise aus der Region.

    Die Hälfte der Flächen befindet sich in direkter Nähe zum Betrieb oder auf dem Firmengelände. An den Säumen rund um die Gewächshäuser säen Naturgärtner einjährige und ausdauernde Pflanzen an wie Kornrade und Flockenblumen. Der hohe Bewuchs bietet Versteckmöglichkeiten und jede Menge Insekten. Davon profitieren Rebhühner und Singvögel wie Feldlerche oder Goldammer.

    Wurzeln gefällter Bäume als Domizil für Käfer

    Praktikanten der Naturgartenplaner Reinhard Witt und Katrin Kaltofen sa?en die Randbereiche der Gewa?chsha?user an.
    Praktikanten der Naturgartenplaner Reinhard Witt und Katrin Kaltofen sa?en die Randbereiche der Gewa?chsha?user an.

    Im Pausenbereich für Mitarbeiter wurden nährstoffarme Sand- und Schotterbeete angelegt. Der Naturgartenplaner sät darauf heimische Wildpflanzen wie Taubenskabiose, Löwenmaul oder Glockenblume. Nektar und Pollen sollen Schmetterlinge und Wildbienen anziehen, auch solche, die auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert sind. Beispielsweise ist das Beet mit Natternkopf für die Natternkopfmauerbiene bestimmt. Aus den derzeit noch kargen Sandhügeln ragen knorrige Wurzelteller hervor. Sie stammen von den Obstbäumen, die während der Bauphase gefällt wurden. Die führen nun ein zweites Leben als Käferdomizil. Witt erklärt: „Die Larven verschiedener Käferarten bohren Löcher ins Totholz und darin nisten wiederum Wildbienen.“

    Geschäftsführer Fritz Boss vor einem mit jungen Wildrosen angepflanzen Hang. Darunter befindet sich ein Lurchtu?mpel. Die Ro?hren dienen als Verbissschutz fu?r Rehe.
    Geschäftsführer Fritz Boss vor einem mit jungen Wildrosen angepflanzen Hang. Darunter befindet sich ein Lurchtu?mpel. Die Ro?hren dienen als Verbissschutz fu?r Rehe. Foto: Adriane Lochner

    Totholz ist nicht das einzige Material, das als Biotop-Ausstattung recycelt wird. Zahlreiche Felsblöcke, die beim Gewächshausbau aus tieferen Erdschichten gesprengt wurden, sind nun abschnittsweise am Südhang ausgelegt. Sie dienen nun als Sonnenbank für Reptilien. Sollte es den wechselwarmen Tieren doch einmal zu heiß werden, sorgen schattenspendende Strauchgewächse oberhalb der Felshänge für Abkühlung.

    Investition von 150 000 Euro zur Aufwertung des früheren Ackerlands

    Insgesamt rund 150 000 Euro kosten die aufwändig durchdachten Naturschutzmaßnahmen in Feulersdorf. „Wir sind ein Vorzeigebetrieb. Deshalb wollen wir uns vorbildlich präsentieren“, so Fritz Boss, einer der beiden Geschäftsführer der Scherzer & Boss Fruchtgemüse GmbH. Laut Bundesnaturschutzgesetz ist er verpflichtet, den Bau der Gewächshäuser naturschutzrechtlich zu kompensieren. Welche Projekte auf welcher Fläche verwirklicht werden, berechnet ein Planungsbüro anhand der Bayerischen Kompensationsverordnung. Tümpel für Lurche oder neu gepflanzte Bäume zählen in dem Punktesystem mehr, als das frühere Ackerland auf dem der Gemüsebaubetrieb steht.

    Sonnenba?nke fu?r Eidechsen wurden an der Su?dseite der Gewa?chsha?user angelegt. Die Felsblo?cke stammen von den Sprengungen wa?hrend der Bauphase.
    Sonnenba?nke fu?r Eidechsen wurden an der Su?dseite der Gewa?chsha?user angelegt. Die Felsblo?cke stammen von den Sprengungen wa?hrend der Bauphase. Foto: Adriane Lochner

    Über das Firmengelände hinaus finden auf weiteren vier Hektar auch im Umland Ausgleichsmaßnahmen statt. Dazu gehört die Freilegung von Felsköpfen, das großflächige Anlegen von Wildblumenwiesen und das Ansäen spezieller Pflanzenvegetation an Waldrändern für Nachtfalter, die wiederum eine Delikatesse sind für Fledermäuse.

    „Das Thema Artenvielfalt ist derzeit in aller Munde. Wir freuen uns, dass im Markt Wonsees so viel unternommen wird“, betont Bürgermeister Andreas Pöhner. Kürzlich erhielt der Wonseeser Kindergarten für seine Wildbienenwand die Auszeichnung der Vereinten Nationen „UN-Dekade Biologische Vielfalt“, die Kirche St. Laurentius kooperierte für ein Dohlenprojekt mit dem Verband Artenschutz in Franken und ein Wanderschäfer erhält die lichten Wacholderhänge, die auf dem Jura so selten geworden sind. Der Markt Wonsees plant derzeit in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde, öffentliche Grünflächen im Gemeindegebiet bienenfreundlich zu gestalten.

    Wanderwege führen durch die Blühbiotope

    In den kommenden Jahren werden die neu angelegten Blühbiotope rund um die Scherzer & Boss Fruchtgemüse GmbH ihre volle Pracht entfalten. Dann könen sich auch die Bürger daran erfreuen. Durch die Ausgleichsflächen führen Wanderwege der Landkreise Kulmbach und Lichtenfels. Wanderkarten sind erhältlich in den Touristinfos der Region sowie in der Gemeinde Wonsees, in Gastronomiebetrieben, im Rathaus-Foyer oder auf Burg Zwernitz.

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