Michael Zapf (GUB) ist der Überraschungssieger der Stichwahl um's Bürgermeisteramt in Weismain. In einem regelrechten Wahlkrimi lieferte er sich mit Amtsinhaber Udo Dauer ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bevor um 19.49 Uhr feststand, dass Zapf mit 50,4 Prozent (1609 Stimmen) vorne lag. Nur 26 Stimmen weniger hatte Udo Dauer (1583).
„Ich bin sprachlos vor Freude, obwohl ich auf dieses Ergebnis gehofft habe“, sagte Wahlsieger Michael Zapf. Gerade wegen der Briefwahlen sei es schwer einzuschätzen gewesen, wie die Wähler sich entscheiden würden. Denn die Wahlbeteiligung lag mit 83,4 Prozent deutlich höher als im ersten Wahlgang (74,3 Prozent. „Umso mehr freut es mich, dass unsere Anstrengungen Früchte getragen haben. Bisher konnte ich nur mit Worten überzeugen, jetzt werde ich Taten folgen lassen.“ Sein Wahlsieg sei der Erfolg der guten Mannschaftsleistung der GUB und er danke allen Unterstützern und Wählern.
„Bisher konnte ich nur mit Worten überzeugen, jetzt werde ich Taten folgen lassen.“
Michael Zapf, Künftiger Bürgermeister (GUB)
Offenbar habe sein Versprechen einer offeneren und transparenteren Politik die Bürger überzeugt. „Die Weismainer wissen, dass die Stadt kein Geld hat, aber sie wollen mitgenommen und an den Entscheidungen beteiligt werden“, betont er. So sei seine Ankündigung, künftig mehr Ortsversammlungen, Ortsbegehungen und direkte Informationen der Bürger zu leisten, gut angekommen.
Nach seinem Amtsantritt müsse er sich erst einen Überblick über die Verwaltung verschaffen, quasi ein Lagebild erhalten. Er werde deshalb jede Abteilung besuchen und sich dort ausführlich mit den Mitarbeitern unterhalten, um die Zusammenarbeit auf eine gute Basis zu stellen. Der Wechsel von der Bundeswehr, wo er als Oberstleutnant für strategische Planungen zuständig ist, sei kein Problem. Schließlich arbeite er bereits im Staatsdienst.
Im Stadtrat werde er auf eine Parteiübergreifende Zusammenarbeit setzen. Mit seiner Stimme als Bürgermeister sei die GUB genauso stark wie die CSU, so dass künftig jeder mit jedem werde reden müssen. Entscheidend seien somit die besseren Argumente. So müsse in der Fraktion auch geklärt werden, welche Partei künftig den Zweiten Bürgermeister stelle.

Gefeiert hat Michael Zapf seinen Wahlsieg wegen der Ausgangsbeschränkungen zu Hause mit seiner Freundin. Sie war auch die erste Gratulantin, danach rief eine Schulfreundin an, die im Hochstadter Rathaus arbeitet. Und dann stand das Telefon nicht mehr still.
Enttäuscht reagierte Bürgermeister Udo Dauer auf die Niederlage, zumal er seine Wiederwahl 2014 trotz drei Gegenkandidaten ohne Stichwahl gemeistert hatte. „Ich finde es schade, dass ich, nachdem ich so viele Projekte für Weismain angestoßen habe, nicht an deren Vollendung mitwirken kann“, sagte er. „Ich wünsche meinem Nachfolger eine glückliche Hand dabei, damit Weismain nach ersten Erfolgen nicht wieder zurückfällt“, meinte er.
Dauers Einsatz für die Verbesserung der Infrastruktur nicht honoriert
Für Dauer ist es unverständlich, dass die Wähler seine Anstrengungen in den vergangenen zwölf Jahren nicht mit einer Wiederwahl honoriert haben. Schließlich habe er durch unermüdlichen Einsatz zahlreiche Großprojekte von der Ortsumgehung über die Rathaussanierung bis hin zur Änderung der Zuschussregelungen für die Abwasserrichtlinien, um die Sanierung der Altstadtkanäle zu ermöglichen, auf den Weg gebracht. Und das trotz der erdrückenden Schuldenlast der Stadt. „Ich habe mich immer darum gekümmert, die Altlasten Weismains bei der Infrastruktur aufzuarbeiten, damit die Stadt eine Zukunft hat. Das waren offenbar keine populären Themen.“ Die Kritik, nicht offen genug seine Politik den Bürgern vermittelt zu haben, treffe ihn nicht – oft habe er bei Versammlungen sogar mehr gesagt, als er eigentlich gedurft hätte. „Was hätte ich denn sonst noch tun sollen?“, fragt er sich.
Wie es nach dem Abschied aus dem Rathaus beruflich weitergehen soll, weiß Dauer noch nicht. Er habe zwar einige Optionen, doch müsse er die mit der Familie in aller Ruhe prüfen. Auch ob er sein Stadtratsmandat annehmen wird, müsse er erst in Ruhe abwägen, je nachdem, wie es beruflich weitergehen solle. Trotz aller Enttäuschung zieht er das Resümee: „Lieber mit diesem Ergebnis scheitern und dafür morgens noch in den Spiegel schauen können, als zu gewinnen und dies nicht mehr zu können.“
Eine Wahl unter diesen Bedingungen hat es in Weismain noch nicht gegeben. Da wegen der Corona-Pandemie nur Briefwahl möglich war, brachte die Post mit einer Sonderlieferung noch am Sonntag 50 Wahlbriefe in den Kastenhof zur Auszählung, rund 30 weitere warfen Bürger im Laufe des Tages noch in den Briefkasten des Rathauses ein, wie Geschäftsleitender Beamter Frank Gebhardt berichtete. Strenge Sicherheitsbestimmungen galten für die 20 Wahlhelfer in den vier Briefwahlbezirken. Mit Schutzhandschuhen öffneten sie die Wahlbriefe, für entsprechenden Sicherheitsabstand war am Kastenhof gesorgt.