Herausforderungen hat Stefan Weihermüller nie gescheut. So ist der gebürtige Strössendorfer vor fast zwölf Jahren aus Liebe zu einer Amerikanerin in die USA ausgewandert und hat mit ihr in Oklahoma City eine Familie gegründet. Einer besonderen Herausforderung hat sich der 38-Jährige jetzt gestellt: Trotz ungünstigster Wetterbedingungen hat er den Pikes Peak Mountain (4300 Meter Höhe) in Colorado in einem 42 Kilometer langen Marathonlauf erstiegen.
Die Strecke entspricht der olympischen Marathon-Distanz im Laufen. Allerdings führt sie über 2250 Höhenmeter, steinige Wege und Felsen. Wegen der besonderen Schwierigkeiten der Route rechnete Stefan Weihermüller mit einer Laufzeit von acht bis zehn Stunden. „Ich hatte mir das Projekt Pikes Peak vorgenommen, um auch anderen zu zeigen, dass man mit hartem Training und Disziplin eine solche Herausforderung schaffen kann“, sagt Stefan Weihermüller.
Drei Monate lang hatte er sich durch intensives Lauftraining und eine Umstellung der Ernährung auf die Strapazen vorbereitet. Doch es sollte anders kommen als erwartet.
„Es stellte sich heraus, dass mein Ausflug etwas schwieriger wurde als geplant – schlechtes Wetter machte die Sache zur echten Herausforderung.“
Stefan Weihermüller Auswanderer
„Es stellte sich heraus, dass mein Ausflug etwas schwieriger wurde als geplant – schlechtes Wetter machte die Sache zur echten Herausforderung“, erklärt der Extremsportler nach der Rückkehr vom Pikes Peak.
Um 4 Uhr morgens startet Weihermüller in Manitou Springs am Fuß des Viertausenders. Gleich die ersten eineinhalb Kilometer fordern ihm mit einem Höhenunterschied von 680 Meter alles ab – eine der schwersten Laufstrecken in Colorado. Doch es soll noch schimmer kommen.
Für den 20 Kilometer langen Barr Trail, den Hauptweg zum Gipfel, benötigt er neuneinhalb Stunden. Nach viereinhalb Stunden erreicht er das Barr Camp, eine bemannte Berghütte, die als Zwischenstopp genutzt wird.
Tortur bis zum Gipfel
Zu einer regelrechten Tortur werden die nächsten fünf Stunden, da die Temperatur auf minus zehn Grad sinkt und starker Schneefall das Vorankommen erschwert. Der Weg ist wegen einer Geröll-Lawine und Schneeverwehungen von bis zu einem Meter Höhe sehr schlecht zu finden. Drei Mal verläuft sich Weihermüller, doch Angst habe er nicht gespürt. „Zeit, Wetter und das Ziel waren alles, was mir durch den Kopf ging“, sagt er. Fast automatisch habe er sich auf seine Instinkte verlassen und versucht gute Entscheidungen zu treffen, um sich nicht in Gefahr zu bringen oder noch mehr Zeit zu verlieren. „Ein starker Wille, wie auch beim Marathon-Laufen ist die Voraussetzung.“
Abgekämpft erreicht er am Nachmittag den Gipfel, kann aber wegen des Schneefalls und der Kälte nicht lange bleiben. So macht er sich nach einer kurzen Pause auf den 21 Kilometer langen Rückweg, den er in viereineinhalb Stunden bewältigt.
Erschöpft aber glücklich kommt er nach 14 Stunden wieder im Tal an, wo ihn seine Frau Jaimie und die Kinder Philipp (sechs Jahre) und Sophia (zwei) erleichtert in die Arme schließen. „Das war etwas langsamer als Walter Roehrl 1987 im Audi S1, der den legendären Pikes Peak hill climb in unter elf Minuten schaffte“, scherzt Weihermüller.
So systematisch wie er seine sportlichen Vorhaben angeht, hat der gebürtige Strössendorfer 2002 auch das Projekt Auswanderung geplant. Da seine aus Texas stammende Frau Jaimie ohne abgeschlossene Berufsausbildung in Altenkunstadt, wo die beiden geheiratet hatten und ein Jahr lang lebten, keine Anstellung fand, entschlossen sie sich nach Colorado zu ziehen. Dort ist der gelernte Zerspanungsmechaniker Abteilungsleiter für CNC-Programmierung in einem Betrieb der Metallindustrie.
Heimweh in den ersten Jahren
„Die ersten fünf Jahre in den USA waren schwer – wir hatten wenig Geld, weil meine Frau wieder zur Schule gegangen ist, um ihre Ausbildung abzuschließen“, berichtet Weihermüller. Außerdem plagte ihn Heimweh, denn die Umstellung auf die alltäglichen Anforderungen in den USA fiel ihm nicht immer leicht. Umso schöner war es, dass die Amerikaner ihn mit ihrer aufgeschlossenen und gastfreundlichen Art herzlich aufgenommen haben. Leichter wurde es für das junge Paar, als Jaimie ihre Ausbildung zur Krankenschwester abgeschlossen hatte und zum Lebensunterhalt beitrug. Spätestens seit der Geburt des Sohnes Philipp und der Tochter Sophia fühlt sich Weihermüller in Amerika zuhause. In Amerika gelte im allgemeinen die Regel „Wer hart arbeitet bringt es zu etwas“.
Und der 38-Jährige betont, wie verbunden er der alten Heimat weiterhin ist: Beide Kinder sprechen fließend deutsch. „Wir leben sehr fränkisch hier: deutsches TV, Antenne Bayern über Web und deutsches Essen“. Dazu gehören regelmäßige Kontakte nach Altenkunstadt – auch mit Bürgermeister Georg Vonbrunn – was dank der sozialen Netzwerke einfach ist.
Stefan Weihermüller
Aufgewachsen in Strössendorf lebte Stefan Weihermüller sechs Jahre lang im Feuerwehrhaus in Altenkunstadt. In der Freiwilligen Feuerwehr engagierte er sich ehrenamtlich. In der Maschinenfabrik Fischer in Burgkunstadt absolvierte er eine Ausbildung als Zerspanungsmechaniker.
Seine Frau Jaimie, die aus Texas stammt, lernte er Ende der 1990-er Jahre er bei einer Reise in die USA kennen. Geheirat hat das Paar 2001 im Altenkunstadter Rathaus. Nach einem weiteren Jahr in Altenkunstadt, in dem Jaimie vergeblich eine Arbeitsstelle suchte, wanderten die Eheleute nach Oklahoma aus.
In Oklahoma City arbeitet Stefan Weihermüller als Abteilungsleiter für CNC-Programmierung in der Metallindustrie. Die Kinder Philipp (sechs Jahre) und Sophia sprechen beide fließend deutsch.