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BURGKUNSTADT: Aus für den Traum vom Musikhaus in Burgkunstadt

BURGKUNSTADT

Aus für den Traum vom Musikhaus in Burgkunstadt

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    Noch immer eine Baustelle ist die ehemalige Schuhfabrik Büttner. Das geplante Musikhaus wird darin allerdings nicht mehr eröffnet werden.
    Noch immer eine Baustelle ist die ehemalige Schuhfabrik Büttner. Das geplante Musikhaus wird darin allerdings nicht mehr eröffnet werden. Foto: Gerhard Herrmann

    Es war eine kühne Vision zur Kultur- und Jugendförderung, zur Belebung der Altstadt und zur Beseitigung einer Bauruine: das Musikhaus Burgkunstadt. Jetzt ist der Traum ausgeträumt. „Wir müssen unsere Pläne für das Musikhaus – an diesem Ort – leider aufgeben, weil es sich nach dem Wegfall von Zuschüssen und Kostensteigerungen nicht in dem geplanten Zeitrahmen finanzieren lässt“, teilt Katharina Flierl auf Anfrage mit.

    Gemeinsam mit Priska Kestel wollte sie unter der Regie des evangelischen Dekanats Michelau nicht nur eine Musikschule, sondern einen Ort der Begegnung schaffen. Geplant war ein Inklusionsbetrieb, in dem bis zu zehn Menschen mit und ohne Behinderung sowohl unterrichten als auch ein Café betreiben, um einen Begegnungsraum für alle Generationen zu schaffen.

    Aufzug und Renovierung

    Dazu hatte die Stadt die ehemalige Schuhfabrik Büttner, im Volksmund wegen ihres maroden Zustands als „Akropolis“ verspottet, an die Eheleute Carola und Gerald Klimke verkauft. Unter der Auflage, dass sie die Bauruine renovieren und für das Musikhaus zur Verfügung stellen. Andernfalls sollte das Gebäude wieder an die Stadt zurückfallen.

    Große Erwartungen: Katharina Flierl mit dem Kinderchor der evangelischen Kirchengemeinde beim Kick-Off für das geplante Musikhaus.
    Große Erwartungen: Katharina Flierl mit dem Kinderchor der evangelischen Kirchengemeinde beim Kick-Off für das geplante Musikhaus. Foto: Corinna Tübel

    Die Unternehmer bauten einen Aufzugsschacht an und begannen mit der Renovierung der Fassade sowie der Räume, doch bereits im vergangenen Jahr stockten die Arbeiten mehrfach. Bald wurde deutlich, dass der geplante Eröffnungstermin Ende 2024 nicht einzuhalten sein würde.

    Auf Nachfrage des Obermain-Tagblatts bestätigte Katharina Flierl bereits im vergangenen Jahr finanzielle Hürden, Fördergelder seien noch nicht genehmigt. Damals fehlten von den eingeplanten rund 600.000 Euro noch Zusagen für etwa 300.000 Euro. Vor allem der Wegfall einer eingeplanten Förderung der Aktion Mensch riss eine Lücke in den zeitlichen Ablauf des Finanzierungsprogramms.

    Dennoch zeigten sich Katharina Flierl und Priska Kestel zuversichtlich, in diesem Herbst starten zu können. Ein Teil der Kosten sei über das MUT-Programm der evangelischen Landeskirche gedeckt, weitere Förderanfragen an die Oberfrankenstiftung, die Landesstiftung und das LEADER-Programm der EU zur Entwicklung des ländlichen Raums seien gestellt und man habe aussichtsreiche Rückmeldungen bekommen. Außerdem hofften die Initiatorinnen auf Spenden.

    Zuschuss fällt weg, Kosten steigen

    Die Zusage der Oberfrankenstiftung liege inzwischen vor, doch andererseits hätten sich die finanziellen Unwägbarkeiten der laufenden Kosten derart ausgeweitet, dass sie das Projekt nicht mehr stemmen könnten, sagte Flierl jetzt. Aufgrund der geänderten Weltlage und der schlechten Wirtschaftssituation in Deutschland seien die Bau- und Personalkosten stark angestiegen. Angesichts des geschrumpften Budgets und der gestiegenen Ausgaben, überprüften Katharina Flierl und Priska Kestel ihren Projektplan und stellten fest, dass der Zeitplan, das Gebäude dieses Jahr zu eröffnen nicht einzuhalten sei. Außerdem würden angesichts der Finanzlücke die laufenden Kosten den Rahmen des gemeinnützigen Projekts sprengen.

    Der inzwischen eingeleitete Sparkurs der Kirche bietet offenbar keine Freiräume für derartige Projekte mehr. Und die Stadt könne angesichts der angespannten Haushaltslage auch nicht mehr als den bereits bewilligten Verkaufspreis für das Gebäude beisteuern.

    Große Pläne: Priska Kestel (li.) und Katharina Flierl wollten die Geschäftsleitung für das Musikhaus in Burgkunstadt übernehmen.
    Große Pläne: Priska Kestel (li.) und Katharina Flierl wollten die Geschäftsleitung für das Musikhaus in Burgkunstadt übernehmen. Foto: Corinna Tübel

    „Frau Kestel und ich haben ehrenamtliche viel Zeit und Kraft in das Projekt gesteckt, aber alleine schaffen wir das nicht“, betont Flierl. „Es braucht viele Leute und Institutionen vor Ort, die sagen 'Wir stehen dahinter', um ein solches Projekt zu verwirklichen. Es würde sich für unser Zusammenleben lohnen mehr Geld und Ressourcen in solche Projekte zu investieren – eine Investition in Menschen.“

    Für Burgkunstadt und die Umgebung hätte das Musikhaus einen Mehrwert bedeutet, betont Flierl. Der Bedarf sei durchaus vorhanden – sowohl für die Musik- und Jugendförderung als auch die Schaffung einer Begegnungsmöglichkeit für Menschen mit und ohne Behinderung sowie für alle Generationen.

    Auch wenn ein neues Gebäude gefunden werden sollte, sei es fraglich, ob sich der erarbeitete Wirtschaftsplan dort verwirklichen lasse, da er unter anderem mit der Nähe zu den Schulen stehe oder falle. Zu dem läuft die Förderung ihrer 50-Prozent Stelle durch die evangelische Landeskirche im Juli 2026 aus. Die Öffentlichkeit habe sie erst informieren wollen, nachdem sie den Fördergebern die Einstellung des Projekts mitgeteilt habe.

    Doch auch ohne das Gebäude werde die Idee des Musikhauses in Burgkunstadt wie zuvor schon weiter mit Leben erfüllt, betont Flierl. So sei etwa die Kooperation mit der Grundschule ein sehr schöner Erfolg. Wie schon im vergangenen Jahr leitet sie dort die Musical AG, die das Musical „Eine Welt – Brücken statt Mauern bauen“ am 3. Juli um 18 Uhr in der Stadthalle Burgkunstadt aufführen wird. Möglich ist das, durch eine Kooperation von Stadt und Musikhaus.

    „Die Stadtverwaltung und der Stadtrat bedauern sehr das Scheitern des Musikhauses im Anwesen Am Bauershof 2“, teilte Bürgermeisterin Christine Frieß mit. „Uns ist bewusst, dass für die Realisierung eines solchen Projektes vieles zusammenpassen muss, was hier leider nicht funktioniert hat.“ Die Stadtverwaltung sei mit beiden Parteien stets in konstruktivem Kontakt gewesen und habe finanzielle Unterstützung (etwa über die kommunalen Förderprogramme) in Aussicht gestellt und geleistet.

    Stadt fehlt das Geld

    Da sich die Stadt Burgkunstadt den Rückkauf und die Sanierung des Anwesens nicht leisten könne, sei beschlossen worden, zum ursprünglichen Plan zurückzukehren und das Anwesen der Familie Klimke ohne eine bestimmte Zweckbindung zu verkaufen, sagte die Bürgermeisterin. Die Stadtverwaltung wünsche der Familie Klimke viel Erfolg bei der Sanierung des Anwesens. „Dem Dekanat um die beiden Initiatorinnen Katharina Flierl und Priska Kestel ebenfalls viel Erfolg und ein gutes Händchen für die Umsetzung des spannenden Projekts“, so Christine Frieß.

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