Im Zeichen des 100-jährigen Firmenjubiläums stand der Neujahrsempfang der Baur-Gruppe am Donnerstagabend im Kaisersaal in Kloster Banz. Mit Blick auf die Firmengeschichte, in der immer wieder schwierige Zeiten gemeistert wurden, zeigte sich Stephan P. Elsner, Vorsitzender der Baur-Geschäftsführung, trotz der anhaltenden Kaufzurückhaltung, die dem Online-Händler zu schaffen macht, zuversichtlich. Mit einem Umsatzrückgang von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr (841 Millionen Euro) werde das im Februar endende Geschäftsjahr 2024/25 abschließen. Dem wolle Baur mit Investitionen in die IT und einem Sparkurs begegnen.

„Der Start ins neue Jahr war positiv und wir verzeichnen zweistellige Zuwächse bei Möbeln und Deko-Artikeln.“
Gespannt verfolgten die rund 150 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft den Ausblick auf das laufende Geschäft und den Rückblick auf die Firmengeschichte, den Baur-Chef Elsner gemeinsam mit Otto-Konzernvorstand Kay Schiebur und Stiftungsbeiratsvorsitzendem Georg von Waldenfels in einer lockeren Talk-Runde mit Moderator Stefan Gagel gaben. Für Glanzlichter sorgten eine Modenschau von Mitarbeiterinnen, die die aktuelle Modekollektion der Hausmarke Aniston vorstellten, und der Chor The Young ClassX Ensemble mit beschwingten Weisen. So manche Erinnerung wurde bei der Vorführung von Ausschnitten aus dem einfühlsamen Dokumentarfilm über Friedrich Baur „Ein Tag im MENSCHsein" von Udo Langer und Markus Häggberg wach.

Auf ein für den gesamten Onlinehandel schwieriges Jahr blickte Stephan P. Elsner zurück. So laufe das Geschäft mit Mode zwar wieder gut, doch bei Technik und Möbeln hielten sich die Kunden mit Anschaffungen weiterhin zurück. „Einen Silberstreif erkennen wir: Der Start ins neue Jahr war positiv und wir verzeichnen zweistellige Zuwächse bei Möbeln und Deko-Artikeln“, betonte er. Statt gegen die Kaufzurückhaltung und die wachsende Konkurrenz aus China mit teuren Marketingaktionen anzugehen, setze die Baur-Gruppe auf eine nachhaltige Geschäftsentwicklung und eine Bündelung der Kräfte. Dazu gehöre der Zusammenschluss mit Otto Austria und Otto Niederlande zu einem europäischen Händlerverbund.
Und bei Baur gelte es, die Kosten zu senken und die Prozesse anzupassen, um schlagkräftiger zu werden: „Jedes Zimmer im Haus wird umgebaut.“ Dazu gehörten bedauerlicherweise auch schmerzliche Anpassungen bei der Baur-Logistik in Sonnefeld und die Schließung der BFS-Logistik in Weismain mit Kündigungen für 429 Mitarbeiter, wie berichtet.

13 Millionen Euro für neue IT
„Wir müssen auf Sicht fahren, auf Ergebnis und Liquidität setzen und die Kosten senken“, betonte auch Kay Schiebur. Dank Investitionen wie dem Bau des vollautomatischen Shuttlelagers in Altenkunstadt für 150 Millionen Euro und der geplanten Erneuerung der IT-Infrastruktur für 13 Millionen Euro solle das Angebot durch Personalisierung noch stärker auf die Wünsche der Kunden zugeschnitten werden. „Die Baur-Kundin ist besonders loyal, mit IT wollen wir ihre Wünsche noch besser verstehen und passende Angebote machen“, so der für Baur zuständige Otto-Vorstand. Die Investitionen müssten allerdings aus dem laufenden Geschäft erwirtschaftet werden. „Das verlangt den Mitarbeitenden einiges ab und dafür danke ich ihnen“, sagte er unter Beifall.

Mit Blick auf die Erfolgsgeschichte, die Friedrich Baur mit der Gründung des ersten deutschen Schuhversands 1925 begründete, zeigten sich Elsner und Schiebur zuversichtlich, dass die Baur-Gruppe auch aus dieser schwierige Phase gestärkt hervorgehen werde.

Mit der Möglichkeit von Sammelbestellungen, Ratenzahlungen und kostenlosen Rücksendungen habe Friedrich Baur die Grundlagen für den modernen Versandhandel gelegt, erläuterte Georg von Waldenfels. Trotz schwieriger Zeiten wie der Weltwirtschaftskrise in den 1920-er Jahren, des Konsumverzichts in den Kriegsjahren und der Plünderung seines Lagers zum Kriegsende habe er das Unternehmen immer wieder neu erfunden und damit Arbeitsplätze in der Region geschaffen.

Der Pionier des Versandhandels
Maßstäbe hätten Friedrich und Kathi Baur auch durch ihr Engagement für die Mitarbeiter und soziale Einrichtungen in der Region gesetzt, was schließlich zur Gründung der Friedrich-Baur-Stiftung führte, deren Erträge der Ludwig-Maximilian-Universität in München, der Akademie der Schönen Künste sowie für Projekte in der Region zugute kommen.
