Eine Hiobsbotschaft erhielten die Mitarbeiter der Baur-Logistik am Donnerstag: Nachdem der Kunde Personalshop überraschend abgesprungen ist, sind bis zu 150 Arbeitsplätze am Standort Sonnefeld in Gefahr. Die Verhandlungen über einen Sozialplan haben begonnen, wie Baur-Sprecher Manfred Gawlas auf Anfrage mitteilte. Die Baur-Logistik beschäftigt in Sonnefeld rund 350 Mitarbeiter. Zu Spitzenzeiten während der Vollauslastung in der Corona-Pandemie waren es inklusive Zeitkräften und Leiharbeitern rund 750 Beschäftigte.
Personalshop hatte am 18. April die Zusammenarbeit mit Hermes Fulfilment Tech Solutions (HFTS), einer Tochterfirma von Hermes Fulfilment, die zur Otto Group gehört, außerordentlich gekündigt. Die Baur-Logistik ist Dienstleister beziehungsweise Subunternehmer für HFTS. „Diese Entscheidung stellte den Standort Sonnefeld damit vor besondere Hausforderungen“, erklärte Gawlas.
Versetzungen nach Weismain?

In den vergangenen Wochen hätten sich Teams aus Logistik-, Personal- und weiteren Bereichen intensiv mit den Folgen dieser Kündigung beschäftigt. „Zur Bewältigung der außerordentlichen Situation für die beschäftigten Mitarbeitenden ist der Arbeitgeber nun auf den Betriebsrat zugegangen, um mit diesem in die Verhandlung eines Sozialplans einzutreten“, so der Baur-Sprecher. Seit dem 6. Juni liefen intensive Gespräche zwischen beiden Parteien, die als Vorbereitung dienten, um die Veränderungen am Standort Sonnefeld sozialverträglich zu gestalten und die Interessen aller Beteiligten zu wahren. So bestehe die Chance, aufgrund des nahegelegenen Logistikstandorts in Weismain einen Teil der Betroffenen dort weiter zu beschäftigen.
„Es war kein Paukenschlag, die Kollegen wussten seit der Kündigung von Personalshop, dass ihre Arbeitsplätze in Gefahr sind“, sagte Betriebsratsvorsitzende Doris Forster. Es gebe zwar noch Fragen, ob die außerordentliche Kündigung von Personalshop berechtigt war, doch dies werde den Mitarbeitern kaum helfen. Eine kleine Hoffnung bestehe noch, dass neue Aufträge abgeschlossen werden, um Arbeit für die Betroffenen zu beschaffen. Darum hätten sich alle Beteiligten in den vergangenen Wochen intensiv bemüht. Allerdings dränge die Zeit, da der Auftrag von Personalshop am 30. Juni auslaufe.
Kleine Hoffnung auf Neuaufträge
Die Verhandlungen mit der Geschäftsführung seien konstruktiv, allerdings gebe es in einigen Punkten unterschiedliche Auffassungen, daher seien noch keine Details zu einem Sozialplan bekannt, sagte die Betriebsratsvorsitzende. Es sei auch noch offen, welche Kollegen betroffen sein werden.
Ziel des Betriebsrats sei es, vor allem die Zahl der Kündigungen so niedrig wie möglich zu halten. „Besonders liegen uns auch die älteren Kollegen am Herzen, die sehr lange körperlich gearbeitet haben und es mit über 50 Jahren schwer haben werden, einen neuen Job zu finden“, betonte sie.
Baur-Hochhaus wird verkauft

Nicht nur Auftragsrückgänge im Dienstleistungsbereich, sondern auch die Konsumflaute im Online-Handel treffen den wichtigsten Arbeitgeber im Landkreis zurzeit. Kosten sparen könnte das Unternehmen durch die Konzentration der Verwaltung auf einen Standort. Nach einer Prüfungsphase von rund einem Jahr hat sich die Baur-Geschäftsführung jetzt entschieden, die Zentralverwaltung dauerhaft im Sternengebäude in Weismain zu belassen.

Daher wird ein Käufer für das Baur-Hochhaus in der Bahnhofstraße in Burgkunstadt gesucht. Seit acht Tagen wird das 1956 errichtete und 2017 aufwändig renovierte Bürogebäude mit rund 7500 Quadratmetern Nutzfläche im Internet zum Verkauf angeboten. Ein Verkaufspreis wird nicht genannt (nur auf Anfrage). Auch der neuangelegte Parkplatz zwischen der Bundesstraße 289 und dem Schwarzen Graben wird auf dem Immobilienportal zum Verkauf angeboten.