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RÖHRIG: Belgische Königin hat Vorfahren aus Altenkunstadt-Röhrig

RÖHRIG

Belgische Königin hat Vorfahren aus Altenkunstadt-Röhrig

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    Liebevoll gepflegte Häuser und Gärten bestimmen das Ortsbild von Röhrig.
    Liebevoll gepflegte Häuser und Gärten bestimmen das Ortsbild von Röhrig. Foto: Gabi Schardt

    In unserer Serie über Altenkunstadter Ortsteile geht es diesmal um Röhrig. Es ist ein kleiner Ort der Gemeinde, der jahrhundertelang durch eine inzwischen abgerissene Mühle geprägt war.

    In der ersten schriftlichen Erwähnung des Ortes in einer Urkunde aus dem Jahr 1180 bestätigt Bischof Otto von Bamberg dem Kloster Langheim, dass eine Mühle von seinem Vorgänger Hermann dem Kloster geschenkt wurde. Aus dem Jahre 1450 gibt es eine Zeugenaussage vor dem Landgericht Weismain, wonach die „Rorrmüle im Rörech“ zu keinem Gericht gehöre. 13 Jahre später erfahren wir, dass Hans Schadlein zu Ludwag vom Kloster Langheim ein Reut im Rorach zu Lehen hat. 1527 wird die Mühle als „Rormuhle, bey der Ror Mull“ bezeichnet.

    Siedlungsname Rohrmühle erstmals 1312 belegt

    Im Staatsarchiv Bamberg finden wir von 1566 bis 1684 weitere Namensbezeichnungen: Rorich, Rohrich, Rörich, Röhricht und Röhrig. Ab 1627 gehört Rörich zur Pfarrei Altenkunstadt. Im Jahr 1801 wird in den Akten vermerkt, dass Röhrig keine Dorf- und Gemeindeplätze hat. Der Ort besteht aus der Rohrmühle mit Haus, Stadel, Nebengebäuden, drei Mahlgängen und einem Schneidegang, die von der Weismain betrieben werden. Eine weitere mit Haus und Stadel bebaute Selde gehört auch dazu.

    Neben dem Siedlungsnamen Rohrmühle, erstmals 1312 belegt, gibt es auch seit 1450 den Flurnamen Röhrig. 1818 wurde der Ort mit 33 Einwohnern ein Gemeindeteil von Altenkunstadt. Allerdings gehörte das in Richtung Weismain auf der rechten Seite befindliche Anwesen vor der Eingemeindung 1972 zu Pfaffendorf; die linke Seite zu Altenkunstadt. Die höchste Einwohnerzahl hatte Röhrig mit 64 Einwohnern im Jahr 1950. Zurzeit hat der Ort 35 Einwohner, so wie vor 200 Jahren.

    Längst verschwunden: Die langheimische Mühle in Röhrig

    Schon im ältesten Urbar des Klosters Langheim (1390) sind die Mühlen von Altenkunstadt aufgezählt; eine davon ist die langheimische Mühle in Röhrig. Über Jahrhunderte prägte sie den Ort. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde ein neues Mühlengebäude errichtet, ein zweigeschossiges, langgestrecktes Haus mit Halbwalmdach. Die Nebengebäude hatten zur Hälfte abgewandte Mansardendächer. Das für den Mühlenbetrieb notwendige Wasser lieferte die in unmittelbarer Nähe vorbeifließende Weismain. Aus kunstgeschichtlicher Sicht ein interessanter Bau: Tür- und Fensterrahmen des Erdgeschosses, aus Sandstein gehauen, waren zum Teil profiliert. Das Obergeschossfenster zeigte klassizistisches Dekor. In einer Nische stand eine Holzfigur des heiligen Florian. Die eindrucksvolle Darstellung des Heiligen aus dem 17. Jahrhundert steht jetzt im Altenkunstadter Feuerwehrgerätehaus. Die Statue führen die Feuerwehrleute bei der Floriansmesse mit. Wer kennt nicht den Spruch: „Heiliger Sankt Florian, schon unser Haus, zünd andere an!“

    Die Rohrmühle gehört längst der Vergangenheit an. In den 1970-er Jahren erwarb die Gemeinde Altenkunstadt für den geplanten Bau des Schul- und Sportzentrums auch das Mühlengelände in Röhrig. Das Mühlengebäude wurde abgerissen; ein Stück Geschichte wich somit dem Fortschritt. Im Straßennamen Rohrmühle ist die Erinnerung bewahrt.

    Vor dem Gasthausabriss feierten täglich Stammgäste „Abschied“

    Gabi Schardt, geb. Rittweger, in Röhrig aufgewachsen, erinnert sich: „Röhrig war vor dem Straßenbau ein romantischer kleiner Ort. Mittendurch floss der Kapellenbach, gesäumt von Bäumen und Büschen. Wegen einer Fehlplanung – die Zufahrt zum Sportzentrum sollte ursprünglich durch Röhrig und Rohrmühle führen – wurde der Bach zugeschüttet, alles Grün wurde entfernt. So einfach war das damals. Leider musste auch die Weismain, die breit und ruhig am Ortsrand vorbeifloss, verlegt werden.“

    Die Rohrmühle wurde in den 1970-er Jahren für den Bau des Schul- und Sportzentrums abgerissen.
    Die Rohrmühle wurde in den 1970-er Jahren für den Bau des Schul- und Sportzentrums abgerissen. Foto: Gabi Schardt

    Vom Lindengasthof, dem von ihren Großeltern Anna und Erhard Rittweger bewirtschafteten und 1971 abgerissenen Anwesen, berichtet sie: „Die Gastwirtschaft hatte einen Biergarten mit wunderschönen alten Linden. Dieses Idyll wurde durch den Straßenausbau leider zerstört. Vorher haben unzählige Stammgäste aus Weismain, Burgkunstadt, Altenkunstadt und Woffendorf fast täglich 'Abschied' gefeiert. Mit Musik und Gesang ging es bis spät in die Nacht hinein.“ Heute sind die Häuser und Gärten in Röhrig liebevoll gepflegt, die Einwohner fühlen sich sichtlich wohl.

    Stammbaum der Königin Paola hat Wurzeln in Röhrig

    Mag der Ort noch so klein sein, führen Spuren dennoch bis nach Belgien in das Königshaus. Im Juli 1959 erhielt Pfarrer Georg Lang überraschend besondere Post: Maurice Lang, Direktor des Königlichen Archivs in Brüssel, bat um Unterlagen aus den Matrikeln. Bei Nachforschungen zum Stammbaum der künftigen Königin Paola hatte er entdeckt, dass Spuren auch nach Röhrig bei Altenkunstadt führen.

    Der Lindengasthof wurde 1971 abgerissen. Beliebt war der Biergarten mit wunderschönen alten Linden.
    Der Lindengasthof wurde 1971 abgerissen. Beliebt war der Biergarten mit wunderschönen alten Linden. Foto: Gabi Schardt

    Johann Georg Rittweger, geboren am 25. August 1728 in Altenkunstadt, war einer der direkten Vorfahren von Kronprinzessin Paola Ruffo di Calabria. Die Eltern von Johann Georg waren der Hirte Leonhard Rittweger aus Siedamsdorf und Margaretha Müller, Geburtsort unbekannt. Johann Georg Rittweger war auf Wanderschaft gegangen und Briefträger bei der kaiserlichen Post in Frankfurt am Main geworden. Einer seiner Söhne, Franz Lothar Lorenz Rittweger (1766 - 1848), zog wieder weg – und zwar nach Brüssel. Am Ende seines Lebens war er Gouverneur der größten Bank in Belgien. Über seine Tochter Caroline verlaufen die weiteren Linien bis zur Königin Paola.

    Einige Briefe wechselte Pfarrer Georg Lang mit dem Namensvetter am belgischen Königshof. Von der Geschichte soll er so angetan gewesen sein, dass er spontan im nächsten Sonntagsgottesdienst davon erzählte.

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