Rund 170 Einwohnerinnen und Einwohner zählen die Dörfer Ebneth und Hainweiher mit dem Weiler Pfaffegetten, ein knappes Viertel von ihnen nahm die Einladung des Obermain-Tagblatts zum Wir in-Ortsgespräch im Feuerwehr-Gemeinschaftshaus in Hainweiher an. Denn es gab viel zu besprechen. Themen wie die Ortsdurchfahrt in Ebneth, Sonnen- und Windenergie oder die Wasserpreise sorgten für jede Menge Diskussionen bei der über drei Stunden dauernden Veranstaltung.

Für Unmut bei Landwirt Adolf Huth sorgte beispielsweise die Erhöhung der Wasserpreise durch die Stadt Burgkunstadt von 2,13 auf 3,31 Euro je Kubikmeter. Eine Nachbarkommune habe zwar ebenfalls das Wasser verteuert, aber nicht um 55 Prozent wie Burgkunstadt. „Wenn ich mein Wasser aus Altenkunstadt beziehen dürfte, könnte ich 3000 Euro im Jahr sparen“, war sich der Bauer sicher und fügte an: „Wenn die Konkurrenz fehlt, kann man so handeln!“

Dies wollten weder Bürgermeisterin Christine Frieß noch die Stadträte Joachim Ruß, (CSU, gleichzeitig Wassermeister von Burgkunstadt) und Bernarda Callens (Grüne) so stehen lassen. „Die Wasserversorgung muss kostendeckend sein“, so das Stadtoberhaupt, außerdem habe Burgkunstadt eine 1-A-Wasserqualität. Andere Kommunen hätten nicht so viel in ihre Wasserversorgung investiert, ergänzte Ruß, und „wenn es eine Unterdeckung gibt, machen wir uns strafbar“. Und die Grüne verwahrte sich gegen den Vorwurf, dass der Stadtrat die Bürgerinnen und Bürger über den Tisch ziehe. Schließlich müssten marode Kanäle und Wasserleitungen saniert werden, zumal es aktuell bis zu 90 Prozent Förderung gebe.

Dass die Wasserversorgung kostendeckend arbeiten müsse, sehe er ein, stimmte Thomas Krappmann, Vorsitzender der Feuerwehr, zu. Er monierte dagegen, dass das Ingenieurbüro, das den Wasser- und Kanalanschluss der Dörfer ans Burgkunstadter Netz geplant habe, keine Konkurrenz habe. Dieser Aussage widersprachen die Stadträte Ruß, Sebastian Callens (Grüne) und Dieter Schmiedel (SPD) ziemlich heftig. „Wir müssen als Kommune immer das günstigste Angebot nehmen“, erklärte Wassermeister Ruß. Und Callens erinnerte daran, dass der Anschluss der Ortsteile ans Kanalnetz politisch gewollt gewesen sei, dieser habe deswegen nichts mit einem Planungsbüro zu tun. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir dieses Ingenieurbüro haben, dort gibt es Kompetenz pur“, ergänzte der frühere Ebnether Ortssprecher Schmiedel.

„Wenn ich mein Wasser aus Altenkunstadt beziehen dürfte, könnte ich 3000 Euro im Jahr sparen!“
Adolf Huth, Landwirt
Die Verkehrsinsel am Ortseingang von Ebneth, eine erwünschte Temporeduzierung auf der Durchgangsstraße und fehlende Wege für Fußgänger durch das knapp 100 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Dorf sorgten für weiteren Gesprächsbedarf. So kritisierte Agnes Knorr, Mutter eines Kleinkindes, den fehlenden Gehsteig bei der Ortseinfahrt. „Hier zu laufen ist nicht ungefährlich“, berichtete sie und wollte wissen, wieso innerorts nicht eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometern eingeführt werden könne. „Verkehrsrechtlich geht das leider nicht“, bedauerte Sebastian Callens und verwies darauf, dass der Stadtrat deshalb auf Antrag der Grünen beschlosen habe, der Initiative „Lebenswerte Städte“ beizutreten. Ziel der Initiative ist es, dass Kommunen innerorts Tempo 30 anordnen können.

Während Bürgermeisterin Christine Frieß ergänzte, dass ein Bürgersteig beim Ebnether Ortseingang aufgrund des fehlenden Platzes nicht so einfach zu gestalten sei, kritisierte Tobias Rupprecht, dass vor seinem Grundstück ebenfalls ein Gehsteig fehle, obwohl hier genug städtischer Grund zur Verfügung stehe. Der Hauseigentümer zitierte aus einem Brief der Stadt, dass er selbst für den Gehsteig zu zahlen habe, wenn er einen haben wolle. „Und wenn sich die Bürgermeisterin zu Besuch kommt, um sich ein Bild über die Situation zu machen, kann sie doch vorher Bescheid sagen“, ärgerte er sich. Dies wollte die Rathauschefin aber so nicht gelten lassen, verwies auf das komplette Schreiben der Stadt und gab zu bedenken, dass die Stadt bei Bauprojekten Prioritäten einhalten müsse.

„Es fehlt der Wille für ein Tempolimit“, fand Thomas Krappmann und nannte Beispiele aus anderen Bundesländern. Dort würden stationäre Blitzer beziehungsweise „Starenkästen“ aufgestellt, weshalb Fahrer sich viel stärker an die Begrenzung halten würden.
Nachdem mit dem Parkverbot im Plan und der Geschwindigkeitsreduzierung auf 20 Stundenkilometer in der Städelgasse auch Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in Burgkunstadt diskutiert worden waren, lenkte Ute Kodisch wieder den Blick auf das Thema, das Hainweiher und Ebneth ins Rotieren brachte, nämlich den geplanten Windpark. Sie bekannte sich zu erneuerbaren Energien, kritisierte aber mehrmals die ihrer Meinung nach zu spät angesetzten Informationsveranstaltungen zum Bau des geplanten Windparks Burgkunstadt-Küps. „Ich habe in anderen Dörfern nachgefragt, und dort wurde eine andere Informationspolitik betrieben“, sagte Ute Kodisch und verwies auf die Gemeinde Speichersdorf im Landkreis Bayreuth, die laut der Rednerin ihren Bürgern Unterstützung für den Bau von Schallschutzfenstern gewährt hat.

Stadtrat wurde vom Ende der 10-H-Regelung „überrumpelt“
Während Bernarda Callens entgegnete, dass die Immissionen natürlich unterhalb der gesetzlichen Werte liegen würden und keine dramatischen Belastungen zu erwarten seien („Der Schall ist so laut wie eine Spülmaschine im Flüsterbetrieb.“), räumte ihr Mann Sebastian ein, dass die „Infopolitik schiefgelaufen“ sei. Er gab aber zu bedenken, dass der Stadtrat durch das plötzliche Ende der 10-H-Regelung überrumpelt worden sei.
Sein Stadtratskollege Dieter Schmiedel sah die Windräder skeptisch, und zwar aus dem Grund, weil die Gegend rund um die drei Dörfer bereits mit Stromtrasse und Mobilfunkmast belastet sei. „Muss denn alles zentral bei uns gebaut werden?“, wollte er wissen. Das brachte Reinhold Weiß auf den Plan, der den finanziellen Aspekt in den Raum warf: „Wie will denn Burgkunstadt künftig Geld verdienen? Mit Windkraft besteht da noch eine Möglichkeit.“ Und Udo Martin riet dazu, das Beste aus der Situation zu machen, denn Windkraft spüle Geld ins Stadtsäckel, „und wenn es nur für einen Gehsteig reicht“.
„Ich habe in anderen Dörfern nachgefragt, und dort wurde eine andere Informationspolitik betrieben.“
Ute Kodisch zum Thema Windkraft
Bürgermeisterin Christine Frieß erläuterte, dass im Stadtrat gemeinsam nach Lösungen gesucht werde. „Wir leben im Spannungsfeld, dass wir zum einen bis 2040 klimaneutral werden wollen, zum anderen aber auch die Bürger schützen müssen.“ Wenn der Stadtrat nicht eine bestimmte Menge an Vorrangflächen ausweise, würden ab dem 1. Juni „sämtliche Hürden“ fallen und Windräder könnten an weiteren Standorten gebaut werden. Zum diskutierten Bau von PV-Freianlagen meinte sie, dass im Bereich der drei Dörfer nicht alles angesiedelt werden müsse, sondern erst der Bau der Windräder abgewartet werden solle.

Kritik zu den Solarstromanlagen kam von Adolf Huth („Persönlich sind mir Windräder fünfmal lieber als PV-Anlagen, die gehören aufs Dach.“), derweil sich Udo Martin ärgerte, dass sich Solarstrom auf dem Dach nicht mehr rentiere, und Thomas Krappmann monierte, dass Deutschland Atomkraftwerke abschalte und sich vom Gas verabschiede, dafür aber auf Kohleverstromung setze.
„Es wird nicht reichen, nur die Dächer mit PV-Anlagen zu bestücken, wir brauchen Freiflächen-Anlagen“, erwiderte Sebastian Callens, im Übrigen könne er als Lokalpolitiker nichts gegen Kohle machen, aber bei Solaranlagen schon. Man müsse nur dafür sorgen, dass so viel wie möglich von dem aus Sonne und Wind erwirtschafteten Geld im Ort bleibe.
„Es fehlt der Wille für ein Tempolimit.“
Thomas Krappmann, Vorsitzender Feuerwehr
Geld war auch das Stichwort beim Thema Spielplatz, den Bauer Huth angesichts der Zahl von 27 Kindern in Ebneth und Hainweiher anregte. Bürgermeisterin Frieß war der Wunsch nach dem Bau eines solchen unbekannt. Sie bat deswegen die Eltern, sich Gedanken über einen möglichen Standort zu machen.

Weitere Themen waren der Winterdienst oder der Bau eines Überflurhydranten sowie das Engagement der Jugendlichen in der Dorfgemeinschaft.
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