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ALTENKUNSTADT: Der Kindergarten in Altenkunstadt einst und heute

ALTENKUNSTADT

Der Kindergarten in Altenkunstadt einst und heute

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    Vor 50 Jahren wurde der Kathi-Baur-Kindergarten in Altenkunstadt eröffnet.
    Vor 50 Jahren wurde der Kathi-Baur-Kindergarten in Altenkunstadt eröffnet. Foto: red

    Vor 50 Jahren gab es in Altenkunstadt einen großen Wandel für die Kleinsten des Ortes. Am 4. April 1972 wurde der neue Kindergarten unterhalb der heutigen Grundschule eingeweiht. Der Bau war notwendig, da nicht weit entfernt in der Klosterstraße das Kinderheim aufgelöst wurde. Die Ordensfrauen hatten dort seit 1930 den einzigen Kindergarten des Ortes geleitet. Älteren ehemaligen Kindergartenkindern ist die Zeit im Kinderheim noch präsent. Die zirka 70 Kinder regelten ihre Streitigkeiten oft unter sich, denn zur Aufsicht gab es nur eine einzige Klosterschwester. Heute unvorstellbar! Die resolute Ordensfrau Schwester Celerine meisterte es auf ihre Art; das heute wichtige Wort „Aufsichtspflicht“ wurde damals klein „geschrieben.“

    Die Gemeinde musste sich den neuen Verordnungen anpassen

    Das hat sich mit dem neuen Kindergartengesetz von 1972 in Bayern grundsätzlich geändert. Die Gemeinde Altenkunstadt musste sich an die neuen Verordnungen anpassen, und so wurde rechtzeitig der neue Kindergarten gebaut. Es gab Finanzspritzen, deshalb heißt der erste gemeindeeigene Kindergarten „Kathi-Baur-Kindergarten“. Der damalige Bürgermeister Böhmer kümmerte sich persönlich in den letzten Monaten seiner langen Amtszeit um die Aufnahme der Kinder. Zu Beginn kamen 80 Kinder in die Einrichtung, die von Gerlinde Schirmer und Marlies Taube in Empfang genommen wurden. Hinzu kam die Kollegin Amelie Ruß. Ab September 1972 waren es schon vier Kindergartengruppen mit den weiteren Mitarbeiterinnen Claudia Übelmann und Christine Rauh. Eines der 80 Kinder war die heutige stellvertretende Leiterin Frau Schnapp. Einen Teil ihrer Ausbildung hat sie später in dieser Einrichtung absolviert. Ebenso hat der Autor dieses Beitrags sein erstes Kindergartenpraktikum in den Osterferien 1976 als angehender Erzieher abgeleistet und den Betrieb persönlich kennengelernt.

    Eine Aufnahme vom Dezember 1972 bei der Nikolausfeier - von links nach rechts: Roswitha Schießl, Marlies Taube, Gerlinde Schirmer, Roland Schöps, Claudia Übelmann, Christine Rauh.
    Eine Aufnahme vom Dezember 1972 bei der Nikolausfeier - von links nach rechts: Roswitha Schießl, Marlies Taube, Gerlinde Schirmer, Roland Schöps, Claudia Übelmann, Christine Rauh. Foto: red

    Veränderungen im Spiel- und Sozialverhalten

    Blickt das aktuelle Team auf die Kinder in den letzten Jahrzehnten zurück, so sind starke Veränderungen im Spiel-Lern- und Sozialverhalten festzustellen. Vor Jahrzehnten konnten sich die Kinder unkompliziert in eine Gruppe einfügen und die gemeinschaftlichen Aktivitäten zusammen erleben; sie hatten die soziale Kompetenz dazu. Heute ist es für viele Kinder schon eine Herausforderung, mit Regeln und Werten in einer Gemeinschaft umzugehen. Dies soll nicht heißen, dass die Kinder besser waren; die Prioritäten und die Erziehung haben sich verändert. Denn auch die Familiensituationen haben sich verändert. Damals wuchsen Kinder oft in Mehrgenerationenfamilien mit den Großeltern und vielen Geschwistern auf, heute wachsen Kinder oft mit sehr wenigen Geschwistern und ohne Großeltern auf.

    Morgenkreisrituale und Feste haben auch nach 50 Jahren Bestand

    Leider engagieren sich Eltern über Jahre hinweg immer weniger. Gemeinsame Aktivitäten, Elterntreffen sowie Fahrgemeinschaften gibt es nur vereinzelt. Die Umsetzung gemeinsamer Veranstaltungen und Feste ist oftmals wegen fehlender Helfer mühsam. Dennoch möchten die Eltern viel Mitspracherecht und ihre Wünsche erfüllt haben. Bei all den Veränderungen gibt es noch einiges, was nach 50 Jahren immer noch praktiziert wird. Gemeinsame Morgenkreisrituale mit Singen, Erzählen und Spielen und individuelle Geburtstagsfeiern gibt es weiterhin genauso wie Feste im kirchlichen Jahreskreis, Sommerfeste und Bastelstunden.

    Mittagsbetreuung hat stark zugenommen

    Auch das Betreuungsangebot hat sich in den letzten 50 Jahren stark verändert. Die Kinder besuchten in den ersten Jahrzehnten zu 95 Prozent nur am Vormittag die Einrichtung. Nur wenige haben die Mittagszeit dort verbracht. Die aktuelle Kindergartenleiterin Julia Gack erinnert sich: „Ich war 1992 ein fünfjähriges Kindergartenkind und weiß noch heute, dass nur ein kleiner Tisch mit Kindern zu sehen war, welche dort gemeinsam zu Mittag gegessen haben. Gerne wäre ich länger geblieben, es hatte so gut gerochen.“ Heute sind es dagegen zirka 65 Prozent der Kinder, die dieses Betreuungsangebot regelmäßig wahrnehmen, weil die Eltern auf der Arbeit sind.

    Neben den beiden Regelgruppen hat heute der Kindergarten eine integrative Gruppe, welche sich mit Regelkindern und Kindern mit besonderer Förderung füllt. Durch bauliche Veränderungen kam 2008 die Nachmittagsbetreuung der Schulkinder hinzu. Bis heute sind es 40 Schulkinder, die nach der Schule den Hort besuchen. 2012 war der Anbau der Krippe fertig. Es wurden 24 Betreuungsplätze für unter dreijährige geschaffen. Heute hat die Einrichtung mit einer weiteren Gruppe insgesamt 36 Krippenplätze zur Verfügung, welche derzeit auch belegt sind. Zur Freude der Eltern kann heute, für Kinder egal welchen Alters und Entwicklungsstandes, ein Betreuungsplatz angeboten werden. Seit 1976 gibt es mit dem Kreuzberg-Kindergarten einen weiteren in Altenkunstadt.

    Heute gehört die Kathi-Baur-Kindertagesstätte mit 23 MitarbeiterInnen zum Heilpädagogischen Zentrum; die Caritas GmbH St. Heinrich und Kunigunde ist der Träger. Das Team besteht aus jedem Alter und hat eine langjährige Berufserfahrung. Es ergänzt sich mit hoher sozialer Kompetenz, Motivation, Offenheit und vielen Ideen. Die Leiterin Frau Gack: „Für uns ist es wichtig, dass wir mit unseren Kindern Werte leben, welche in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung verlieren und unsere Kinder mit Erlebnissen und Selbsttätigkeit für eine zukunftsfähige Persönlichkeit stärken. Wir stellen uns auf ein multikulturelles Zusammenkommen ein, indem Klein und Groß noch vieles gemeinsam erleben und voneinander lernen.“

    In diesen Wochen trafen sich fünf der allerersten Mitarbeiterinnen, welche von Anfang im Kathi-Baur-Kindergarten arbeiteten - von links nach rechts: Gerlinde Schirmer, Roswitha Schießl, Marlies Taube, Claudia Übelmann, Christine Rauh.
    In diesen Wochen trafen sich fünf der allerersten Mitarbeiterinnen, welche von Anfang im Kathi-Baur-Kindergarten arbeiteten - von links nach rechts: Gerlinde Schirmer, Roswitha Schießl, Marlies Taube, Claudia Übelmann, Christine Rauh. Foto: red

    Große Anerkennung fehlt nach wie vor

    Vieles hat sich in den letzten 50 Jahren für das Kindergartenpersonal verändert. Die Anforderungen sind in den letzten Jahrzehnten komplex und umfassend vorangeschritten. Die Vorschriften über umfassende Dokumentationen nehmen viel Zeit in Anspruch. Auch die Wünsche und Bedürfnisse der Eltern rücken immer mehr in den Vordergrund. Als Erziehungseinrichtung und Bildungsort soll jedem Kind das Beste zukommen. Im Gegensatz dazu ist allerdings die Anerkennung des Personals nicht in gleicher Weise gestiegen. Immerhin verstummt so langsam die Aussage: „Die Kindergartentanten sitzen doch nur im Garten herum.“ Die Bedeutung der ErzieherInnen kommt leider immer nur in den „Sonntagsreden“ der Politiker vor. Doch wenn es um die finanzielle Aufwertung geht, verstummen diese im Alltag wieder. Nach wie vor erfährt das Personal im Kindergarten nicht die gleiche gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung wie in der Schule, obwohl im Vorschulbereich die wichtigen pädagogischen Grundlagen gelegt werden.

    Die Jubiläumsfeier wurde aufgrund der Coronawelle verschoben und findet am Sonntag, 3. Juli statt; ein farbenfrohes Fest mit Spiel und Spaß. Als große Premiere spielen die MitarbeiterInnen ein Theaterstück vom Räuber Hotzenplotz.

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