Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Altenkunstadt, Burgkunstadt, Weismain
Icon Pfeil nach unten

BUCKENDORF: Ein Schäfer aus Buckendorf als Landschaftspfleger

BUCKENDORF

Ein Schäfer aus Buckendorf als Landschaftspfleger

    • |
    • |
    Mit seinen Burenziegen und Schafen hat sich Daniel Stief aus Buckendorf auf die Landschaftspflege spezialisiert. Fotos: Gerhard Herrmann
    Mit seinen Burenziegen und Schafen hat sich Daniel Stief aus Buckendorf auf die Landschaftspflege spezialisiert. Fotos: Gerhard Herrmann

    Sechs braune Hütehunde begrüßen den Besucher auf dem Hof von Daniel Stief in Buckendorf. Und über das niedrige Scheunentor blickt neugierig eine Schar Ziegen. „Nach dem langen Winter wollen sie auf die Weide und freuen sich über jede Abwechslung“, sagt der 35-Jährige. Rund 350 Burenziegen und 400 Schafe setzt er in der Landschaftspflege ein. Mit dem Bau von zwei Ställen für insgesamt 1000 Tieren erweitert der Schäfer jetzt seinen Betrieb.

    Investition für die Zukunft: Einen Stall für rund 1000 Tiere lässt Daniel Stief zurzeit am Ortsrand von Buckendorf bauen.
    Investition für die Zukunft: Einen Stall für rund 1000 Tiere lässt Daniel Stief zurzeit am Ortsrand von Buckendorf bauen.

    Mit der Landschaftspflege hat der Buckendorfer einen Erwerbszweig gefunden, der die Tierhaltung rentabel macht. Während andere Landwirte Zukunftssorgen plagen, investiert er mehr als eine Million Euro in den Neubau. Bis er das Geld erwirtschaftet hat, werde es wohl 25 Jahre dauern, rechnet er vor. Auf staatliche Zuschüsse habe er verzichtet: „Die Mehrkosten zur Erfüllung der Auflagen wären höher als die Förderung“, erklärt Stief.

    Stattdessen setzt er auf Selbstständigkeit. Verzichtet auf einige staatliche Zuschüsse, weil der Aufwand für die Beantragung zu groß sei. „Wegen 200 oder 300 Euro so viel Bürokratie, das muss nicht sein.“ Auch an den Bauern-Demonstrationen der vergangenen Monate hat er sich nicht beteiligt. In den Genuss der Steuerrückerstattung für Agrardiesel komme er ohnehin nicht. Doch Verständnis hat er für den Ärger der Landwirte, denn die Bürokratie mache auch ihm zu schaffen.

    „Ich habe es noch keinen Tag bereut, bedauere eher, dass ich es nicht früher gemacht habe.“

    Daniel Stief über seinen Schritt zum Vollerwerbs-Schäfer

    So musste er lange mit den Behörden ringen, bis er die Baugenehmigung für die beiden Ställe einige hundert Meter vom Ortsrand entfernt erhalten hat. Mit 100 Metern Länge und 17 Meter Breite haben sie beeindruckende Ausmaße. Täglich rollen Lastwagen durch Buckendorf und liefern Stahlbetonfertigteile an, ein Kran setzt die Pfosten und Wandverkleidungen.

    Seinen Beruf als Industriemechaniker bei der Firma Bosch hat Daniel Stief vor eineinhalb Jahren gekündigt, um sich ganz auf die Schäferei zu konzentrieren. „Ich habe es noch keinen Tag bereut, bedauere eher, dass ich es nicht früher gemacht habe“, betont er. „In der Natur und mit den Tieren geht ein ganzer Tag schneller vorbei als drei Stunden in der Werkshalle.“ Es sei zwar harte Arbeit, bei der man sich die Hände schmutzig macht und Wind und Wetter ausgesetzt ist, doch die Befriedigung am Ende des Tags sei mit nichts anderem zu vergleichen.

    Noch muss Daniel Stief das Kraftfutter für seine Tiere mit der Hand in die Futterstellen schütten. Im neuen Stall kann das maschinell geschehen.
    Noch muss Daniel Stief das Kraftfutter für seine Tiere mit der Hand in die Futterstellen schütten. Im neuen Stall kann das maschinell geschehen.

    Seine Ehefrau Katharina hat ihn beim Schritt in die Selbstständigkeit unterstützt und hilft im Betrieb mit. Die Eltern waren da schon skeptischer und hätten sich gewünscht, dass er das zweite finanzielle Standbein nicht aufgibt. „Es erfordert viel körperlichen Einsatz und wir sind sieben Tage beschäftigt, aber der Umgang mit den Tieren gibt uns auch viel“, bekräftigt Katharina Stief. Während die beiden Mitarbeiter am Freitagabend ins freie Wochenende gehen, kümmern sich die Stiefs auch samstags und sonntags um ihre Tiere. „Mehr als drei Tage Urlaub am Stück sind da nicht drin“, erklärt Daniel Stief.

    Beginn mit drei Ziegen

    Mit 18 Jahren hat er sein ersten drei Ziegen gekauft. Die Liebe zur Landwirtschaft liegt wohl in der Familie. Schon der Großvater hat Ziegen gehalten und sein Vater, der ebenfalls bei Bosch angestellt war, einige Mastschweine. „Irgendwann wollte ich das auch“, sagt Stief lächelnd, Und es hat ihn nicht losgelassen.

    Zutraulich und neugierig sind die Burenziegen von Daniel Stief.
    Zutraulich und neugierig sind die Burenziegen von Daniel Stief. Foto: Gerhard Herrmann

    Die Liebe zu seinen Tieren spürt man, wenn er den Stall betritt und den neugierig auf ihn zulaufenden Burenziegen sanft über die Schnauze streicht. Der Boden ist sauber mit gehäckseltem Stroh ausgestreut, in dem die braun-weißen Tiere mit den nach hinten gebogenen Hörnern eifrig wühlen. Stief schüttet eine Wanne mit Kraftfutter in die Raufen und die Tiere drängen heran.

    Er hat sich auf Burenziegen, die aus Südafrika stammen, spezialisiert, weil sie gute Fleischlieferanten sind. Seine Zucht ist so bekannt, dass er seine Tiere schon bis nach Nordkorea verkauft hat. Wenn er überzählige Ziegen mit Schlachtgewicht (40 bis 50 Kilo) hat, verkauft er sie auch an Metzger. Mit zurzeit 4,40 Euro pro Kilo ein guter Zuverdienst zur Landschaftspflege. Der Verkauf der Milch rechne sich dagegen nicht.

    Warum will keiner die Wolle?

    Nebenan stehen die Cheviot-Schafe, eine englische Rasse, die wegen ihren aufrecht stehenden Ohren gern als „Osterhasen“ bezeichnet werden. Sie wurden gerade geschoren und tragen blaue Markierungen zum Zeichen, dass sie entwurmt wurden. Für die Wolle hat Stief allerdings keine Abnehmer. „Für einen Flokati-Teppich aus Ägypten zahle ich viel Geld, aber wir müssen die Wolle wegwerfen“, bedauert Katharina Stief. Denkbar wäre noch, sie zu Pellets pressen zu lassen, um sie als Dünger zu verwenden, doch das erfordert Logistik und verursacht erst einmal Kosten. Außerdem hält der Schäfer Dorperschafe, eine südafrikanische Rasse, mit schwarzem Kopf und weißem Rumpf, die nicht geschoren werden muss.

    Aus Platzgründen gibt's in diesem Frühjahr keine Lämmer in der Herde, die zurzeit noch an vier verschiedenen Standorten in Ställen und Rundzelten untergebracht ist. Das wird sich mit der neuen Anlage ändern.

    Jedes Tier trägt eine Ohrmarke, auf dem die Herkunft registriert ist. So auch diese Burenziege.
    Jedes Tier trägt eine Ohrmarke, auf dem die Herkunft registriert ist. So auch diese Burenziege. Foto: Gerhard Herrmann

    Vom Frühling bis in den Herbst sind die Tiere im Einsatz für die Landschaftspflege und zur Beweidung von Solarparks. In den Landkreisen Coburg, Bamberg, Kulmbach und Bayreuth hat Stief Aufträge, bisher allerdings nicht im Landkreis Lichtenfels. Je nach Größe des Geländes sind die lebenden Rasenmäher dort bis zu einer Woche lang auf einem eingezäunten Bereich. Für verbuschtes Gelände sind die Ziegen besonders geeignet, da sie auch Zweige von Gehölzen knabbern.

    Täglich kontrolliert Daniel Stief die Zäune der Gehege und kümmert sich um das Wohlergehen der Tiere. Deshalb ärgern ihn die Anrufe besorgter Tierfreunde, die etwa mitteilen, dass eine Ziege am Boden liege und sich nicht mehr rühre. „Ich bin dann hingefahren und habe festgestellt, dass sie in der Sonne lag und schlief“, berichtet Stief.

    Plötzlich sprießen Orchideen

    „Wenn Flächen, die seit 30 Jahren verbuscht sind, ein bis zwei Jahre beweidet werden, wachsen dort wieder Pflanzen, von denen man nicht gedacht hätte, dass sie dort vorkommen“, sagt Stief. Etwa bei Marktrodach, wo er für die Stiftung Lebensräume für Natur und Mensch ein 90 Hektar großes Magerrasen-Gelände beweidet. Dort wachsen inzwischen sogar wieder Orchideen wie die Bienen-Ragwurz und es tummeln sich zahlreiche Insektenarten wie die Schnarrheuschrecke. Und ein kaum bekannter Nebeneffekt: Wenn eine Zecke das Blut einer Burenziege saugt, sterben die Borreliose-Erreger in ihr ab, erklärt der Schäfer.

    Die Cheviot-Schafe von Daniel Stief wurden gerade geschoren. Wegen der aufrecht stehenden Ohren werden sie gerne Osterhasen genannt. Für die Wolle gibt es allerdings keine Abnehmer, bedauert er.
    Die Cheviot-Schafe von Daniel Stief wurden gerade geschoren. Wegen der aufrecht stehenden Ohren werden sie gerne Osterhasen genannt. Für die Wolle gibt es allerdings keine Abnehmer, bedauert er. Foto: Gerhard Herrmann

    Neben der Grundprämie pro Tier für die Landschaftspflege erhält Stief noch Aufschläge, wenn mindestens fünf von 30 seltenen Pflanzenarten auf einer von ihm beweideten Fläche wieder nachgewiesen werden. Erschwert wird seine Arbeit allerdings durch Nachmeldungen, wenn die Software auf dem Satellitenbild der beweideten Fläche nicht erkennt, dass es sich um Magerrasen handelt. Dann muss er Fotos nachliefern. Außerdem muss er die Mutterschafprämie meist trotz rechtzeitiger Meldung mehr als ein Jahr vorfinanzieren. Da kommen schon einige 10.000 Euro zusammen – für einen kleinen Betrieb eine Belastung. „Das Geld liegt in München, aber die haben im Ministerium keine Leute, um es auszahlen zu lassen“, habe er auf Nachfrage erfahren.

    Keine Spur von Schäferromantik also. Doch als Wanderschäfer den ganzen Tag draußen zu stehen, wäre Daniel Stief dann doch zu langweilig.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden