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ALTENKUNSTADT: Eine neue Glocke für die Pfarrkirche in Altenkunstadt

ALTENKUNSTADT

Eine neue Glocke für die Pfarrkirche in Altenkunstadt

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    Der Gottesmutter ist die neue Maria-Trost-Glocke für die Altenkunstadter Pfarrkirche gewidmet. Ihr Bildnis schmückt die Gussform, die sogenannte „falsche Glocke“, die in der Werkstatt der Gießerei Perner geschaffen wurde.
    Der Gottesmutter ist die neue Maria-Trost-Glocke für die Altenkunstadter Pfarrkirche gewidmet. Ihr Bildnis schmückt die Gussform, die sogenannte „falsche Glocke“, die in der Werkstatt der Gießerei Perner geschaffen wurde. Foto: Christian Höh

    Eine neue Glocke soll die Altenkunstadter Pfarrkirche Mariä Geburt erhalten. Die Vorbereitungen für den Guss in der traditionsreichen Gießerei Perner in Passau laufen auf Hochtouren. „Der Finanzplan steht“, erklärt Thomas Siebenaller von der Kirchenverwaltung. Die Weihe der neuen Glocke werde voraussichtlich an Ostern 2024 gefeiert. Der langjährige Generalvikar Georg Kestel wird dazu nach Altenkunstadt kommen.

    „Eine gute Glocke hält mindestens 300 Jahre – wenn wir es g'scheit machen, haben wir für Generationen Ruhe.“

    Rund 140.000 Euro wird das Vorhaben kosten, davon etwa 100.000 Euro der Glockenguss. Einige Spender haben schon zugesagt, sich zu beteiligen. „Wir freuen uns über jede weitere Zuwendung“, sagt Siebenaller, der für die Finanzierung verantwortlich ist. „Eine gute Glocke hält mindestens 300 Jahre – wenn wir es g'scheit machen, haben wir für Generationen Ruhe“, betont Siebenaller. Doch warum muss die größte der Glocken im Altenkunstadter Kirchenturm nur 68 Jahre nach dem Guss bereits ausgetauscht werden?

    Die Maria-Trost-Glocke im Turm der Altenkunstadter Pfarrkirche schweigt, weil der Klöppel (unten) abgebrochen ist.
    Die Maria-Trost-Glocke im Turm der Altenkunstadter Pfarrkirche schweigt, weil der Klöppel (unten) abgebrochen ist. Foto: Christian Höh

    Seit Aschermittwoch 2021 schweigt die Maria-Trost-Glocke, weil der Klöppel an der Aufhängung abgebrochen ist. Eine Reparatur würde an die 40.000 Euro kosten, aber niemand übernehme die Garantie dafür, dass das Geläut damit dauerhaft wieder seinen Dienst tun könnte, erklärt Siebenaller. Das Problem liege in der Konstruktion der 1953 gegossenen Glocke. Das Material ist drei bis fünf Millimeter dünner als üblich, so dass das Material im Laufe der Jahrzehnte ermüdete. Offenbar musste die Kirche in der Nachkriegszeit sparen. Somit stelle eine Reparatur ein hohes Risiko dar.

    Relief von Maria als Trösterin

    Die Anrufung der Heiligsten Dreifaltigkeit ist das Motiv auf der Rückseite der Glocke.
    Die Anrufung der Heiligsten Dreifaltigkeit ist das Motiv auf der Rückseite der Glocke. Foto: Christian Höh

    Daher habe sich die Kirchenverwaltung zu einer Neuanschaffung entschlossen. Die Gießerei Perner in Passau habe bereits eine sogenannte „falsche Glocke“ als Form über dem sogeannten „Kern“ gefertigt. Sie besteht aus Lehm und Talg, die Verzierungen wurden aus Wachs gefertigt. Später wird sie mit einem Mantel aus Lehm überzogen, in dem sich die Verzierungen einprägen. Nach Entfernen der „falschen Glocke“ dienen Kern und Mantel als Gussform.

    Neben einem Relief von Maria als Trösterin wird ein weiteres der Heiligen Dreifaltigkeit das Geläut schmücken. Darunter die Inschrift: „Heiligste Dreifaltigkeit, verleihe uns Mut zu treuem Bekenntnis.“ Ein Gebet, das in Altenkunstadt oft gesprochen wird. Unter der Krone, in der sogenannten Prime werden die Bibelworte „Am Anfang war das Wort“ (Johannesevangelium) und die Initialen der Pfarrer sowie der Mitglieder der Kirchenverwaltung angebracht.

    Aufwändige Berechnungen

    Die Altenkunstadter Pfarrkirche Mariä Geburt mit ihrem markanten Glockenturm. Archiv-
    Die Altenkunstadter Pfarrkirche Mariä Geburt mit ihrem markanten Glockenturm. Archiv- Foto: Alfred Thieret

    Aufwändig war auch die Berechnung der Statik. Damit das neue Geläut nicht durch Dissonanzen Schaden am Kirchturm anrichtet, hat ein Statiker den Glockenstuhl aus Eichen- und Fichtenholz untersucht und ein Gutachten zur Tongebung der Glocke erstellt, die wieder in der Tonart DES erklingen soll. Um den voraussichtlich im Februar oder März geplanten Guss zu verfolgen, will die Kirchenverwaltung eine Fahrt nach Passau organisieren.

    Der Glockenguss soll für Thomas Siebenaller der krönende Abschluss seines Engagements für die katholische Kirchengemeinde sein. Seit 18 Jahren ist er Mitglied der Kirchenverwaltung, neun Jahre lang war er Kirchenpfleger. Nach der großen Kirchenrenovierung, dem Umbau des Pfarrhauses zum Kloster und der Sanierung des Jugendheims mit Anbau will er sich in der nächsten Amtsperiode nicht mehr zur Wahl stellen.

    „Am Anfang war das Wort.“

    Aus dem Johannes-Evangelium, Inschrift an der Prime der Glocke

    Ein Schwergewicht ist der Klöppel ebenso wie die Glocke.
    Ein Schwergewicht ist der Klöppel ebenso wie die Glocke. Foto: Christian Höh

    Dankbar ist er dem bisherigen Pfarrer Gerhard Möckel und seinem Nachfolger Christian Montag, Kirchenpfleger Alred Dittrich und der gesamten Kirchenverwaltung sowie allen Unterstützern, die die gewaltige Investition möglich gemacht haben.

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    Glocken für Krieg ausgebaut Warum hat sich die Kirchengemeinde 1953 eine neue Glocke gießen lassen? Das fragten sich Thomas Siebenaller und seine Kollegen von Kirchenverwaltung, als sie vor der Frage standen, das schadhafte Geläut wieder instand setzen zu lassen oder ein neues gießen zu lassen. Zusammen mit Gemeindearchivar Wolfgang Rainer begaben sie sich auf Spurensuche – zuerst im Gemeindearchiv, wo sich nichts genaues fand, dann im erzbischöflichen Archiv in Bamberg. Der erste Eintrag zum Einbau von drei Glocken in die Altenkunstadter Pfarrkirche (erbaut 1527) findet sich 1749, wie Wolfgang Rainer mitteilte. 1906 wurden unter Pfarrer Hager vier neue Glocken in den Tonlagen DES, F, AS und B von er Bamberger Firma Lotter gegossen und 1907 vom Erzbischof geweiht. Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg wurden die Glocken mangels Rohstoffen ausgebaut, um daraus Geschütze zu gießen. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurden sie wieder zurückgegeben. Der nächste Zwangsausbau erfolgte am 3. Februar 1942 unter Androhung der Todesstrafe bei Verweigerung, lediglich eine verblieb im Turm. Während die größte eingeschmolzen wurde, konnten die zwei kleineren 1947 aus dem Hamburger Freihafen („Glockenfriedhof“) wieder zurückgeholt werden. Die Kirchenverwaltung unter Leitung von Pfarrer Lang beschloss 1953 die DES-Glocke von der Bamberger Firma Lotter neu gießen zu lassen. Am 1. November 1953 wurde sie vom Bamberger Erzbischof geweiht und dann nach Altenkunstadt transportiert.

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