Schlaflose Nächte bereitet die Planung für die Sanierung der Wasserversorgung der Gärtenrother Gruppe den betroffenen Bürgern, seit das Ingenieurbüro im Juni eine Kostenschätzung von rund 35,3 Millionen Euro vorgelegt hat, die im Laufe von 30 Jahren verbaut werden könnten. „Keine Sanierung um jeden Preis“, appellieren die Betroffenen in einer Unterschriftensammlung. Diese hat der Gärtenrother Ortssprecher Bernd Weich zusammen mit den Ortssprechern Clemens Müller (Kirchlein, Stefan Kulms (Danndorf) und Patrick Berger (Schimmendorf) am Donnerstagabend an Bürgermeisterin Christine Frieß als Vorsitzende des Zweckverbands übergeben.
Die Bürger fordern darin einen Stopp der Sanierungspläne von den Verbandsräten sowie den Stadt- und Gemeinderäten von Burgkunstadt und Mainleus. Stattdessen solle gemeinsam eine wirtschaftlicher Alternative umgesetzt werden“, heißt es in der Unterschriftenliste, die zuvor bereits dem Mainleuser Bürgermeister Bosch übergeben worden war. „Die aktuelle Planung würde die Betroffenen finanziell ruinieren“, so die Begründung.
„Es darf nicht sein, dass die Bürger ihr Haus verkaufen müssen, nur damit sie gutes Wasser bekommen.“
Bernd Weich, Ortssprecher Gärtenroth
Würden die Kosten von 32 bis 35 Millionen Euro auf die 388 angeschlossenen Haushalte als Verbesserungsbeiträge umgelegt, müssten diese auch nach Abzug einer Förderung (RZWas) jeweils 50.000 bis 60.000 Euro bezahlen, rechnete Bernd Weich vor. „Es darf nicht sein, dass die Bürger ihr Haus verkaufen müssen, nur damit sie gutes Wasser aufs Grundstück geliefert bekommen“, warnte er.

Daher hätten die Ortssprecher in den vergangenen Wochen die Unterschriften gesammelt und in jedem der 388 Haushalte habe mindestens eine Person unterschrieben. Der Zweckverband versorgt die Burgkunstadter Stadtteile Gärtenroth, Wildenroth, Hainzendorf, Kirchlein, Reuth, Lopphof, Eben und Flurholz sowie auf Mainleuser Gebiet Eichberg, Danndorf, Schimmendorf und Schwarzholz mit Wasser.
FWO-Anschluss als Alternative?
Ein Anschluss an die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) würde nicht nur die Baukosten senken, sondern wäre auf Dauer auch wirtschaftlicher, regte Bernd Weich an. Die FWO baue zur Verbesserung ihres Netzes in den nächsten Jahren eine neue Leitung, die von Hainweiher her durch das Verbandsgebiet führen werde. Wenn fünf Verteilerschächte für die einzelnen Ortschaften errichtet würden, müssten weniger neue Leitungen gebaut werden und die Kosten könnten im niedrigen Millionenbereich bleiben. Dadurch würden die Kosten für die Sanierung von Brunnen und Hochbehälter sowie Personal gespart, die über den Wasserpreis bei 388 Anschlüssen nicht finanziert werden könnten, gab Stefan Kulms zu bedenken. Die Bürger fordern daher eine Vergleichsrechnung: „Die Kosten müssen auf den Tisch.“
Außerdem fordern sie, dass in der Satzung des Zweckverbands festgeschrieben werde, dass von den sechs Verbandsräten jeweils zwei im Burgkunstadt bzw. Mainleuser Teil des Verbandsgebiet wohnen müssen. Das sei erforderlich, um die Interessensvertretung der Grundstückseigentümer sicherzustellen.
„Wir müssen sicherstellen, dass die Investition sich im Vergleich zum Wert des Hauses lohnt“, gab Clemens Müller zu bedenken. Alte Leute bekämen keine Kredite mehr, junge hätten meist noch Schulden vom Hauskauf. Die würden durch hohe Beiträge unverhältnismäßig belastet. Durch ein rechtzeitiges Umsteuern auf eine kostengünstiger Lösung gelte es zu verhindern, dass vollendete Tatsachen geschaffen werden.
Frieß: Auf Notwendigkeit prüfen
„Solche Summen will ich niemandem zumuten“, betonte Bürgermeisterin Christine Frieß. Sie versicherte den Ortssprechern, dass sämtliche Planungen auf Einsparungsmöglichkeiten überprüft und die Möglicheit eines Anschlusses an die FWO geprüft werden. „Wenn die Versorgung über die FWO wesentlich günstiger ist, kann man sich darüber unterhalten“, sagte sie.

Bis jetzt liege nur eine Vorplanung des Ingenieurbüros vor und alle Alternativen würden geprüft. Das sei auch der Tenor einer nichtöffentlichen Verbandsversammlung am Mittwoch gewesen, bei der Finanzierungsvarianten diskutiert worden, aber keine Entscheidungen gefallen seien.
Allerdings bestehe aufgrund der Mängelanzeigen des Gesundheitsamts Handlungsbedarf. Und das Wasserwirtschaftsamt wünsche einen Erhalt des Brunnens bei Wildenroth, um neben dem FWO-Anschluss ein zweites Standbein für die Versorgung bei Problemen zu haben.
„Ich wünsche mir eine gemeinsame Lösung mit Mainleus, um die Wasserversorgung sicherzustellen und das beste für die Bürger zu erreichen“, sagte die Bürgermeisterin im Gespräch mit dem Redakteur. Zurzeit sei die Planung noch offen, so dass alle Möglichkeiten denkbar wären. Sie verstehe die Sorge der Bürger, allerdings könne sie mangels genauer Kostenberechnungen und Zusagen für Zuschüsse noch nicht sagen, was auf den einzelnen zukommen werde. Es gebe auch die Möglichkeit, einen Teil der Kosten auf die Gebühren umzulegen, damit die Beiträge nicht zu belastend werden.
Das Problem bei der Förderung sei, dass die RZWas ausgelaufen ist und die neuen Zuschüsse noch nicht feststehen. Außerdem gelte sie nur für vier Jahre, eine Sanierung werde jedoch Jahrzehnte dauern. Den Vorwurf des Investitionsstaus wies Frieß zurück, da erst nach Erstellung eines Sanierungs- und Strukturkonzepts sinnvoll erneuert werden könne. „Es hätte keinen Sinn gemacht, blind zu sanieren, nur damit wir über die Härtefallgrenze für eine höhere Förderung kommen“, betonte die Vorsitzende. Notwendige Verbesserungen seien seit 2016 in Angriff genommen worden, aber Mehrheiten, wie etwa für die hydraulische Berechnung habe es erst 2018 gegeben. Kritik an der Verbandsführung und Transparenz wies Frieß zurück. Der Mainleuser Bürgermeister hätte jederzeit den Vorsitz im Wechsel mit ihr übernehmen können, wie in anderen Verbänden üblich.
Grundsätzlich wäre auch eine Auflösung des Zweckverbands und die Aufnahme der Ortsteile in die jeweilige Wasserversorgung von Mainleus bzw. Burgkunstadt denkbar, doch seien dafür rechtliche Voraussetzungen zu beachten. Zumal die Frage der Sanierung dadurch nicht gelöst werde. Eine Stellungnahme des Städte- und Gemeindetags dazu habe sie eingeholt. Unterstützung habe auch Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner zugesagt.