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ALTENKUNSTADT: Legenden und Fakten um den Korches

ALTENKUNSTADT

Legenden und Fakten um den Korches

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    Das alte Kreuz auf dem Kordigast stand über 100 Jahre. Seit 1955 steht ein neues, über fünf Meter hohes Kreuz auf dem Gipfel.
    Das alte Kreuz auf dem Kordigast stand über 100 Jahre. Seit 1955 steht ein neues, über fünf Meter hohes Kreuz auf dem Gipfel. Foto: Archiv Motschmann
    Die älteste bekannte Karte vom Kordigast aus dem Jahr 1672. Eine Feder-Pinselzeichnung von Johann Jakob Schmidt über den strittigen Schaftrieb bei Giechkröttendorf. Repro: Motschmann
    Die älteste bekannte Karte vom Kordigast aus dem Jahr 1672. Eine Feder-Pinselzeichnung von Johann Jakob Schmidt über den strittigen Schaftrieb bei Giechkröttendorf. Repro: Motschmann Foto: Archiv Motschmann

    Die Geschichte der einzelnen Ortsteile der Gemeinde Altenkunstadt stellt das Obermain-Tagblatt in einer Serie vor. Heute werfen wir einen Blick auf den Kordigast. Zwei Anwesen befinden sich auf dem Berg mit 538 Meter Höhe. Seit dem 1. Januar 1972 sind die beiden Einöden politisch aufgeteilt. Der Berggasthof „Steinerne Hochzeit“ auf dem Kleinen Kordigast, der dort seit 1870 steht und vorher ein Schafstall war, gehört zur Stadt Weismain. Das Gasthaus „Bergfrieden“ nordwestlich vom Großen Kordigast dagegen gehört mit vier Einwohnern zur Gemeinde Altenkunstadt. Ab 1818 war der Kordigast mit neun Einwohnern ein Gemeindeteil von Pfaffendorf. Seine größte Einwohnerzahl mit 19 Personen hatte der Ort 1950.

    Erste Spuren der Kelten lassen sich im fünften Jahrhundert vor Christus auf dem Großen Kordigast nachweisen. Keramikfragmente und Grabhügel aus dieser Zeit verweisen auf ein politisches Zentrum, dessen Einfluss damals in einem Umkreis von fünf bis zehn Kilometer von Bedeutung war. Ein in geringen Resten erhaltener Ringwall hat früher die ganze Hochfläche umschlossen.

    Von 1376 bis ins 19. Jahrhundert verschiedene Namen

    Erste urkundliche Erwähnung finden wir in einem Dokument von 1376. In diesem Jahr erwarb das Kloster Langheim die Reutäcker unter dem Kotgast. 1422 schrieb man den Berg Kotygast. 1530 hat das Kloster unter und um den Kottigast acht Lehen, die man Bergkgutter nennt. Mensch und Tier zog es immer wieder zum Kordigast hinauf. So erklärt sich, dass er im Laufe der Jahrhunderte unterschiedliche, mundartlich geprägte Namen hatte. Vom slawischen Personennamen Chotegost wird heute der Bergname abgeleitet. Bis ins 19. Jahrhundert finden wir weitere Bergbezeichnungen wie „Kotigiß“, „Kotirsberg“ und „Köttiges“. Aus dem am meisten gebräuchlichen „Kottigas“ und der Mundartform „Korches“ entstand Ende des 19. Jahrhunderts die heutige Bergbezeichnung. Der Kordigast gehört zu den in Nordostbayern nicht seltenen Namen slawischer Herkunft mit der Endsilbe -gast.

    Der Kleine Kordigast ist etwas höher

    Der Große und der Kleine Kordigast sind durch einen Sattel voneinander getrennt. Der Kleine Kordigast ist zwar kleiner an Fläche, daher der Name, aber er ist höher. Um die beiden Bergteile ranken sich Sagen und Geschichten. Die Sage von der Steinernen Hochzeit am Kleinen Kordigast ist in verschiedenen Versionen im Landkreis vorhanden. Der Inhalt ist immer der gleiche: Ein Brautzug kommt nicht rechtzeitig zum Mittagessen, die Köchin verwünscht die ganze Gesellschaft, man findet das Brautpaar und ihre Verwandten in einer Steinformation in der Nähe. Heute zeugt von der Sage der Berggasthof „Steinerne Hochzeit“.

    Ebenso ist der Große Kordigast ein Sagenort. Hier findet sich die Wandersage vom Fisch im Berg, die auch am 13 Kilometer entfernten Staffelberg und auf der Ehrenbürg bei Forchheim bekannt ist. Man sagt dem Kordigast auch nach, dass er Begräbnis- und Opferstätte war.

    Bergbau spielte einst wichtige Rolle

    Nicht immer war der Kordigast so bewaldet wie heute. In früheren Jahrhunderten gab es neben etlichen Einzelhöfen die nicht mehr existierende Siedlung Rudental. Die Einwohner betrieben Land- und Weidewirtschaft. 1672 kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Schlossgut Giechkröttendorf und den Dorfgemeinden Pfaffendorf und Burkheim über den Schaftrieb in den Ortsfluren. Aus diesem Jahr stammt die älteste bekannte Karte vom Kordigast.

    Das alte Kreuz auf dem Kordigast stand über 100 Jahre. Seit 1955 steht ein neues, über fünf Meter hohes Kreuz auf dem Gipfel.
    Das alte Kreuz auf dem Kordigast stand über 100 Jahre. Seit 1955 steht ein neues, über fünf Meter hohes Kreuz auf dem Gipfel. Foto: Archiv Motschmann

    Hinzu kam der Bergbau. Er spielte zwischen 1718 und 1938 immer wieder eine wichtige Rolle. Dadurch war der Berg lange Zeit gänzlich waldfrei. So wird 1801 in einer Urkunde vom Kortikas von einem mit unterschiedlichen Steinarten reichen Gebirge berichtet. Höhepunkt war die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, als ein regelrechter „Eisen-Boom“ im Zusammenhang mit dem Eisenbahnbau am Obermain zu beobachten war. Halde und Stollen der ehemaligen Zeche „Concordia“ im Wald nordwestlich des Kleinen Kordigastes sowie im Grubenfeld „Maximilian“ im Wald nördlich des großen Kordigastes erinnerten daran. Zwergengeschichten sind vom Berg keine bekannt; Zwerge werden oft mit Bergbauorten in Verbindung gebracht. Zwei Geschichten vom großen Kordigast erklären den Hintergrund des Kreuzes auf dem Gipfel. Es wird vom Fuhrnickel berichtet, dessen Pferde vor dem Steilabhang des Bergplateaus stehen blieben und ein Unglück verhinderten. Daraufhin ließ er dort aus Dank ein Kreuz errichten. Vermutlich befuhr er den nicht nur von Juden genutzten Judenweg, der lange Zeit von Burgkunstadt über den Kordigast bis nach Scheßlitz und Bamberg führte.

    Die „Judenstras“ ist ein uralter Höhenweg, eine Altstraße, die schon vor den Juden regelmäßig begangen wurde. Sie diente nicht als Ortsverbindung, die durch die Dörfer, sondern vielmehr an ihnen vorbei führte; an 50 Dörfern vorbei, aber durch keines hindurch.

    Große Feste auf dem Plateau des Kordigast

    Neben Geschichten wird seit dem 19. Jahrhundert von großen Festen auf dem Kordigast berichtet. Ein Dankfest fand am 23. Juli 1848 zum Revolutionsjahr statt. Am 18. Oktober 1863 wurde auf dem „Korches“ der 50. Jahrestag des Sieges über Napoleon in der „Völkerschlacht von Leipzig“ groß aufgezogen.

    Im 21. Jahrhundert feiern die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Altenkunstadt und Burgkunstadt ihren Himmelfahrtstag mit einem traditionellen Feldgottesdienst auf dem Kordigast. Die Tradition des „Wäddshaussinga“ mit der Gruppe „Fränkischer Wind“ wurde im letzten Jahr auf dem höchsten Punkt des Gemeindegebiets, der Gastwirtschaft „Waldfrieden“, fortgeführt. Bekannt ist der Kordigast-Berglauf, der im Dezember zum 16. Mal durchgeführt wurde. Der Keltenabenteuerspielplatz Spielwienix ist seit 2019 eine Attraktion für die ganze Familie. Der Kordigast ist ein bevorzugtes Ausflugsziel. Vom Gipfelkreuz hat man einen traumhaften Panoramablick über das Maintal, zum Thüringer Wald und bis ins Fichtelgebirge. Dabei schätzen die Wanderer, dass der Korches im Vergleich zum Staffelberg noch als Geheimtipp gilt.

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