Corona-Zeiten sind Spiele-Zeiten, da greifen auch Erwachsene gerne zum Puzzle oder Gesellschaftsspiel. Während die Hersteller von Beschäftigungsspielen sich über Umsatzzuwächse von bis zu 40 Prozent freuten, hat es die Altenkunstadter Nici GmbH mit ihren niedlichen Plüschtieren schwerer. „Wir haben nicht vom Spielzeugtrend profitiert, weil die Läden geschlossen waren – und bei Plüschtieren ist das Anfassen wichtig“, sagt Geschäftsführer Thomas Pfau. Neben einer reduzierten Neuheiten-Palette und Kurzarbeit setzt der Plüschtierhersteller auf Nachhaltigkeit, um aus dem Tief zu kommen.
Wie wichtig das Einkaufserlebnis für die Kunden ist, zeigt der Anteil des Online-Geschäfts der Nici GmbH am Gesamtumsatz: Er liegt im niedrigen zweistelligen Bereich, obwohl das Unternehmen auf sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram für seine Produkte wirbt und auch mal ein Youtube-Video über die „Glubschis“ ins Netz stellt. „Bevor ein Kunde sich in ein Plüschtier verliebt, will er fühlen, wie kuschelig es ist“, betont Thomas Pfau. Und das geht eben nur im Laden.
Ausfall bei Messen, beim Oster- und Weihnachtsgeschäft
Durch den Lockdown im März sei der sehr gute Start im vergangenen Frühjahr jäh gebremst worden. Und der zweite Lockdown habe das für Nici sehr wichtige Weihnachtsgeschäft verhagelt. Auch die Absagen sämtlicher Messen, wie der Nürnberger Spielwarenmesse im Januar oder der New-York-Messe im Februar bremse den Absatz. Die Folge ist, dass seit März vergangenen Jahres in vielen Läden die Regale voller Plüschtiere stehen und weniger Neuheiten nachgefragt werden.
„Wir haben frühzeitig reagiert und unser Portfolio für das zweite Halbjahr 2020 reduziert“, erklärt Pfau. So wurden 20 bis 25 Prozent der jährlich rund 700 Neuheiten auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Da Nici rund um die Plüschtiere auch zahlreiche Geschenk- und Dekoartikel anbietet, musste die Planung komplett überarbeitet werden.
Rund eineinhalb Jahre Arbeit investiere die Nici GmbH in die Kreation eines neuen Charakters – vom ersten Gedanken bis zur Auslieferung, erklärt Pfau. Die Entwicklung sei auch das wichtigste Element im Wertschöpfungsprozess. Daher setzt er auf die Erkundung von Trends und wenn er bei Geschäftsreisen sieht, dass etwa Faultiere gerade gut ankommen, informiert er gleich die Entwickler. So gab's in den vergangenen drei Jahren einen regelrechten Hype um Einhörner. Besondere Sympathieträger seien auch Eulen oder im Winter Pinguine.

Kurzarbeit, Home-Office und ein strenges Hygienekonzept
Zuversichtlich stimmt den Geschäftsführer, dass Nici sich trotz der Pandemie im bundesweiten Vergleich unter den Plüschtierherstellern am besten geschlagen habe. Entlastung angesichts der sinkenden Nachfrage brachte das Mittel der Kurzarbeit, das das Unternehmen bis auf den Lagerbereich konsequent genutzt habe, um die Arbeitsplätze zu erhalten und Kosten zu sparen. So sind die meisten der rund 120 Mitarbeiter im Schnitt nur 60 bis 70 Prozent ihrer regulären Arbeitszeit im Einsatz. Ein strenges Hygienekonzept mit Maskenpflicht und Home-Office, wo es möglich ist, sorgten dafür, dass es zu keinen Infektionen während der Arbeitszeit kam, betont Thomas Pfau. Das sei den Mitarbeitern zu verdanken, die die Hygienbestimmungen mit hoher Disziplin einhielten.
Jetzt hofft der Geschäftsführer, dass die Läden Ende Februar wieder öffnen können, damit Nici das wichtige Ostergeschäft nutzen kann.
Einen Trumpf will der Plüschtierhersteller im August ausspielen: Erstmals startet unter dem Label Nici-Green eine neue Produktlinie aus recyceltem Material. Aus recyceltem Kunststoff, vor allem PET-Flaschen, werden fünf Charaktere – von der Giraffe „Gina“ bis zur fleischfressenden Pflanze „Gisela“ – produziert. Verpackung, Kataloge und Aufsteller werden aus nachhaltig produzierten Materialien hergestellt. „Nur der Faden ist nicht recycelt“, betont Thomas Pfau.
„Wer sich heute nicht dem Thema Nachhaltigkeit stellt, wird morgen nicht mehr da sein.“
Thomas Pfau, Nici-Geschäftsführer
Anfangs sei die Herstellung wegen der Rohstoffe noch etwas teurer, doch mit steigender Produktion könne dies wieder ausgeglichen werden. Schrittweise solle das komplette Produkt-Portfolio umgestellt werden. In etwa drei Jahren könnte es soweit sein. Auch im Unternehmen erfolge schrittweise eine Umstellung, etwa der Beleuchtung im Lager auf LED-Technik oder durch kleinere Firmenfahrzeuge. Das sei nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch eine wirtschaftliche Investition: „Wer sich heute nicht dem Thema Nachhaltigkeit stellt, wird morgen nicht mehr da sein.“
Die Nici GmbH Die 1986 gegründete Nici GmbH mit Sitz in Altenkunstadt ist ein international führender Hersteller von Plüsch- und Geschenkartikeln. Zurzeit werden rund 120 Mitarbeiter in Altenkunstadt und weitere 50 in einem Büro für Entwicklung, Bedarf und Qualität im chinesischen Quingdao beschäftigt. Über aktuelle Umsätze macht das Unternehmen keine Angaben. Laut Bundesanzeiger betrug der Umsatz 2018 rund 32,35 Millionen Euro (2017: 35,39 Millionen Euro). Geschäftsführer sind Thomas Pfau (CEO) und Eric Huang (CFO). Die Produkte sind in Deutschland an über 3000 Verkaufsstellen – darunter auch Nici-eigene Shops – und weltweit in über 60 Ländern erhältlich.