Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Altenkunstadt, Burgkunstadt, Weismain
Icon Pfeil nach unten

WEISMAIN: Querkele in Weismain aus dem Loch gekrochen?

WEISMAIN

Querkele in Weismain aus dem Loch gekrochen?

    • |
    • |
    Die archäologischen Arbeiten am Rathaus gehen voran, so stieß man auch auf den unerwarteten Gang.
    Die archäologischen Arbeiten am Rathaus gehen voran, so stieß man auch auf den unerwarteten Gang. Foto: Markus Häggberg

    Am Rathaus ist es im Zuge von Abrissarbeiten und Grabungen an einer alten Apotheke zu einer unerwarteten Entdeckung gekommen. Offenbar bestand ein bis dato nahezu unbekannter Verbindungsgang zwischen der „Kobold-Apotheke“ und der Burg Niesten. Die Rede ist von mehreren hundert Metern Wegstrecke. So weit, so erstaunlich. Doch was jetzt herauskam, könnte dafür sorgen, dass auch die strapazierte Sagenwelt wieder bemüht wird.

    Ein Loch samt Treppe wurde freigelegt. Jetzt häufen sich die Gerüchte.
    Ein Loch samt Treppe wurde freigelegt. Jetzt häufen sich die Gerüchte. Foto: Markus Häggberg

    Tatsächlich nämlich liegt entlang dieses Weges auch der im Volksmund „Querkelesloch“ genannte Ein- beziehungsweise Ausstieg in die Unterwelt, an dem Gestalten gesehen worden sein sollen. Ein Schelm, wer jetzt Sagenhaftes rund um Querkeles konstruieren wollte und natürlich glaubt niemand ernstlich an derlei.

    Anrufe aufgeschreckter Bürger

    Einer, der sich dazu sogar durchaus genervt zeigt, ist Weismains Zweiter Bürgermeister Matthias Müller, der sich „aus Bürgernähe“ dennoch zu einer Ortsbesichtigung entschloss. Eben weil aus der Bevölkerung entsprechende Hinweise kamen. Begegnung mit einem Skeptiker.

    Von dort unten sollen womöglich Querkele aufgestiegen sein. Ein Umstand, über den der Zweite Bürgermeister Matthias Müller doch sehr seine Zweifel hat.
    Von dort unten sollen womöglich Querkele aufgestiegen sein. Ein Umstand, über den der Zweite Bürgermeister Matthias Müller doch sehr seine Zweifel hat. Foto: Markus Häggberg

    Es ist matschig hier an diesem abgesperrten Ort. Ein Novemberwind weht, Regen nieselt unablässig aus einem grau bewölkten Himmel und wenn Müller an diesem Dienstagabend nicht im Anschluss eine Stadtratssitzung hätte, würde er jetzt nicht hier in weißen Turnschuhen auf dem Gelände zwischen Pfützen stehen. Grüne Planen decken weitflächig Ausgrabungsstellen ab und ein kleines Archäologen-Team ist nun, nach 16 Uhr, auch noch vor Ort. „Vom Schreibtisch weg“, so sagt Müller, sei er durch Anrufe aufgeschreckter Bürger verständigt worden. Auf seiner Handynummer sogar.

    Der Mann gilt als bürgernah, viele Weismainer haben seine Nummer. Sie erzählten him, in der Frühe seien Personen aus einem Loch kommen, von dem bis vor Tagen niemand wusste, dass es an dieser Stelle liegt. So weit, so gut – doch ab jetzt folgt Verwirrendes, denn nicht nur, dass die laut Müller beobachteten Personen relativ klein gewesen sein sollen, es habe auch Werkzeuge gegeben, die von der Baustelle genommen und andernorts aufgefunden worden seien. Könnten Kinder das getan haben?

    Zweiter Bürgermeister Matthias Müller hat beim Ortstermin seine Zweifel am Volksglauben über Querkele.
    Zweiter Bürgermeister Matthias Müller hat beim Ortstermin seine Zweifel am Volksglauben über Querkele. Foto: Markus Häggberg

    „Ich halte es für unmöglich, dass Kinder so etwas getan haben könnten, weil sie früh in der Schule sind und der Bereich hier abgesperrt ist.“ Über Diebstahlsdelikte, das machte Müller auch klar, brauche man nicht diskutieren, denn besagte Gegenstände wie Werkzeuge seien im Umgriff der Baustelle wieder gefunden worden. An anderem Ort zwar, aber eben doch. Und auf Diskussionen zu Querkele und dergleichen will er sich schon gar nicht einlassen. Doch zu ihnen sei er schon angesprochen worden, so der Kommunalpolitiker.

    Was sind eigentlich Querkele?

    Wenn man die Sprachwissenschaft bemüht, bekommt man schnell mit, dass es lautmalerische Ähnlichkeiten zwischen „Querk“ und „Zwerg“ gibt. Sagen um Querkele sind im Lichtenfelser Landkreis durchaus verbreitet. Doch dass es namentlich auch noch eine „Kobold-Apotheke“ war, an der laut Müller kleine, aus der Tiefe auftauchende Gestalten beobachtet worden seien, würden diesen Aberglauben auch im 21. Jahrhundert offenbar noch befeuern und manchen Bürgern Indiz genug dafür sein, dass an ihren althergebrachten Sagen doch etwas dran ist.

    „Ich halte das für unmöglich“, so der Mann auf der Baustelle stehend. Und er schiebt noch nach: „Da müsste schon mehr passieren, dass ich an so etwas glaube.“ Mittlerweile ist es kurz nach 16.30 Uhr und es beginnt „zu dunkeln“. Nachdenklich tritt Müller an den Ort heran, aus dem die gemeldeten Gestalten aufgestiegen sein sollen. Durch eine Absperrung hindurch blickt er auf eine Treppe hinab, die am oberen Ende seitlich abknickt und auf einer Fläche von sechs Quadratmetern eingezäunt ist. Gleich hat er Stadtratssitzung und wird dafür die Schuhe noch wechseln dürfen. Sie waren mal weiß, nach der Ortsbeschauung sind sie es nicht mehr.

    Zwar stellt der Zweite Bürgermeister nicht Abrede, dass Menschen etwas hier gesehen haben, aber an Querkele will Müller nicht glauben, nicht mal denken: „Da waren keine Zwerge – ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.“ Den Einwand, wonach man schon Pferde vor Apotheken habe kotzen sehen, wischt er beiseite. Er hat gleich Stadtratssitzung.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden