In der Pandemie boomt der Online-Handel. Diese Chance hat die Baur-Gruppe genutzt und mit einem Umsatz von 993 Millionen Euro (2019: 848 Millionen Euro) das erfolgreichste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt. Das entspricht einen Wachstum von 17 Prozent im Geschäftsjahr 2020/21 und im Vergleich der vergangenen vier Jahre sogar einem Plus von 50 Prozent, wie Patrick Boos, Vorsitzender der Geschäftsführung bei einer Online-Pressekonferenz erläuterte. Mit deutlichen Zuwächsen sowohl im Handel als auch bei der Logistik und den Dienstleistungen habe das Ergebnis die Erwartungen deutlich übertroffen.

„Dieser Erfolg ist vor allem der Schnelligkeit und der Flexibilität unserer Mitarbeiter zu verdanken“, betonte der Baur-Chef. Zu Beginn der Pandemie im März 2020 sei auch bei Baur der Umsatz wegen der Verunsicherung der Kunden eingebrochen, doch sei es dem Versandhändler gelungen, erfolgreich gegenzusteuern: „Wir haben in dem Moment investiert, indem andere sich angesichts der Krise zurückgehalten haben.“ So sei es gelungen, schnell auf die Bedürfnisse der Kunden zu reagieren.
„Viele Menschen haben im Lockdown das erste Mal online bestellt, weil sie es mussten, und dabei gemerkt, dass es funktioniert. Viele von ihnen werden dabeibleiben“
Patrick Boos, Vorsitzender der Geschäftsführung
Baur, das größte Unternehmen der Gruppe, verzeichnete mit einem Umsatzplus von 22 Prozent ein sehr erfolgreiches Jahr. Die Zahl der Besucher auf der Online-Plattform baur.de stieg um 36 Prozent auf 114 Millionen Besucher. Besonders erfreulich sei, dass 600 000 Kunden (plus 30 Prozent) neu gewonnen wurden. Das biete die Chance, auch in diesem Jahr ein gutes Ergebnis einzufahren. „Viele Menschen haben im Lockdown das erste Mal online bestellt, weil sie es mussten, und dabei gemerkt, dass es funktioniert. Viele von ihnen werden dabeibleiben“, sagte Patrick Boos.
Wohnen wird erstmals stärkstes Sortiment, noch vor Mode
Die Verkaufsschlager waren Mund-Nase-Masken, Leggins und drahtlose Kopfhörer. Erstmals wurde der Bereich „Wohnen“ mit über 50 Prozent zum umsatzstärksten Sortiment, während die Mode offenbar wegen Kontaktbeschränkungen und Homeoffice schwächer nachgefragt war, aber das Niveau von 2019 hielt. Verstärkt nachgefragt wurden auch Technik (Computer und Fernseher) sowie Freizeitartikel (vor allem Fahrräder).

Erfreulich auch das Umsatzplus der Unito-Gruppe mit 20 Prozent (Marken Otto, Universal, Quelle, Ackermann und Lascana) als größter österreichischer Online-Händler.
Millioneninvestitionen in Technik und Logistik in der Planung
Rekordmengen habe die Dienstleistungssparte unter erhöhten Sicherheitsbedingungen zum Schutz der Mitarbeiter zuverlässig abgewickelt, erklärte Boos. Auf rund 90 Millionen Teile (plus 40 Prozent) stieg die Zahl der von der Baur-Logistik bearbeitete Sendungen. Im Logistikcenter Altenkunstadt, wo die Lieferungen des Kunden About You abgewickelt werden, stieg die Menge der Teile um 28 Prozent auf 64 Millionen Sendungen. Erfolgreich hochgefahren wurde im März 2020 das Verteilzentrum in Sonnefeld, von dem aus Pakete von Otto, Baur und den Unito-Marken verschickt werden. Dort sind inzwischen 1000 Mitarbeiter beschäftigt.
Um das hohe Versandaufkommen weiter zu bewältigen, will Baur zusammen mit der Konzernmutter Otto einen zweistelligen Millionenbetrag in das Warenwirtschaftsystem vom Shop-Auftritt (bei Baur bereits erneuert) bis zur Warenwirtschaft investierten, kündigte Olaf Röhr, Geschäftsführer für Abwicklung & Dienstleistungen an. Außerdem werde zurzeit mit dem Kunden About You über eine Verlängerung des Logistik-Vertrags über 2024 hinaus verhandelt. Im Erfolgsfalle könnte am Standort Altenkunstadt ab nächstem Jahr ein dreistelliger Millionenbetrag in die technische Ausstattung und einen Anbau ans Logistikzentrum investiert werden.

Auch die Dienstleistungstochter Baur Fulfillment Solutions (BFS) habe die Ergebnisziele übertroffen. Neben der Kundenbetreuung, Logistik und Zahlungsmanagement für Kunden wie die S.Oliver Group oder Eddi Bauer engagiert sich BFS auch vor Ort, etwa bei den Anmeldungen für das Corona-Testzentrum im Landkreis. Der E-Commerce-Dienstleister empiriecom hat erfolgreich eine neue Shop-Plattform für baur.de entwickelt und arbeitet jetzt auch für Drittkunden, ebenso wie die Baur-Studios mit Foto- und Videoaufträgen.
Zahl der Arbeitsplätze steigt um 319 auf 4639
Dank des Wachstums wurden im vergangenen Jahr 319 Arbeitsplätze geschaffen, so dass zurzeit 4639 Mitarbeiter, davon 4202 in Oberfranken, für die Baur-Gruppe arbeiten. Außerdem werden zurzeit 67 Auszubildende beschäftigt und die ersten vier Absolventen haben das neue duale Studienangebot Kaufmann im E-Commerce erfolgreich abgeschlossen.

„Der Gesundheitsschutz der Mitarbeiter ist wichtiger als die Wirtschaftlichkeit“, betonte Hans-Christian Müller, Geschäftsführer für Steuerung und kaufmännische Bereiche. Da Baur und die Otto Group bereits vor Beginn der Pandemie ein Hygienekonzept in der Schublade hatten, sei es schnell gelungen, die Arbeitsabläufe umzustellen. Drei Tage habe es gedauert, bis 1200 Mitarbeiter aus der Verwaltung im Homeoffice waren. Homeoffice habe sich so gut bewährt, dass viele Arbeitsabläufe schneller funktionierten als vor der Pandemie und werde deshalb wohl auch künftig eine stärkere Rolle spielen.
Impfzentrum für Mitarbeiter startet, sobald Vakzine geliefert werden
Für die rund 3000 Mitarbeiter, die vor Ort in der Logistik bleiben mussten, sei es gelungen, durch Entzerrung der Schichten, die AHAL-Regeln, die Verteilung von 250 000 FFP2-Masken und Corona-Schnelltests (120 000 Selbsttests wurden geordert, bevor es Pflicht wurde) zu schützen. Außerdem soll ein Impfzentrum für Mitarbeiter, die das wünschen, eingerichtet werden, sobald genug Impfstoff geliefert wird.
Bis 2030 will die Baur-Gruppe klimaneutral werden
Außerdem investiert die Baur-Gruppe in Nachhaltigkeit und wolle bis 2030 komplett klimaneutral werden, wie Olaf Röhr ankündigte. Seit 2010 sei es gelungen, den CO2-Ausstoß um 50 Prozent zu senken (Einsparung von 10 000 Tonnen CO2 im Jahr), indem unter anderem an allen Standorten Ökostrom verwendet werde.

Die Recyclingquote liege bei 80 Prozent, von den Retouren würden 97 Prozent wiederverwendet. Ein positiver Effekt der Pandemie sei die sinkende Retourenquote, was entweder an einem bewussteren Kaufverhalten liege oder an einem niedrigeren Anteil von Mode, wo der Anteil der Retouren am höchsten sei.
Die Baur-Gruppe Die Baur-Gruppe mit Sitz in Burgkunstadt, eine Tochter der Otto Group, konzentriert sich auf einen wirtschaftlich soliden Online-Handel und Dienstleistungen. Kernunternehmen ist Baur mit dem Online-Shop baur.de. Zudem verantwortet die österreichische Tochter Unito Marken wie Universal, Otto Österreich, Quelle in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie Ackermann. Zum Geschäftsfeld Dienstleistungen zählen BFS Baur Fulfillment Solutions, der Logistikdienstleister 2. HTS sowie der E-Commerce-Dienstleister empiriecom. Die Baur-Gruppe steht für einen Außenumsatz in Höhe von rund einer Milliarde Euro. Die Zahl der Mitarbeiter beträgt 4639, davon 4202 in Oberfranken.